35 | Noch mehr Unterhaltungen

1.9K 65 4
                                    

- Perspektive: Newt -
Schluchzend blickte ich meinem Mädchen in die Augen und versuchte krampfhaft mich etwas zu beruhigen.
Der Gedanke an meinen ersten Selbstmordversuch schmerzte richtig.
Ich dachte immer, ich wäre darüber hinweg und hätte es so gut wie vergessen, doch es tat immer noch weh, darüber zu reden.
Ich war froh, dass Violet es jetzt wusste, dieses Geheimnis stand nun nicht mehr zwischen uns.
Wenn ich ehrlich bin, wollte ich ihr davon schon viel früher erzählt haben, doch ich hatte mich nie getraut, aus Angst, sie könnte dann anders von mir denken.
Von mir denken, ich wäre ein Feigling und wolle bloß vor meinen Problemen davonrennen, wobei das damals auch stimmte.
Ich wusste einfach nicht mehr, was ich machen sollte, ich wollte einfach nur weg.
Ich hatte mir damals geschworen, es niemals wieder zu versuchen, deshalb schämte ich mich umso mehr, es vor einigen Tagen nochmal versucht zu haben.
Die Erklärung, dass ich beim Gedanken daran, Violet zu verlieren, sterben wollte und es deshalb getan habe, war einfach nur egoistisch.
So schwor ich mir gestern selbst, es wirklich niemals wieder zu versuchen, selbst wenn ich Violet verlieren würde.
Nachdem ich mich von meinem Heulkrampf ein wenig erholt hatte, küsste ich meine Freundin erstmal sanft, was sie, glücklicherweise sofort erwiderte.
„Danke, dass du für mich da bist.", bedankte ich mich, immer noch etwas schluchzend und wischte mir die Tränen von der Wange.
„Das ist selbstverständlich, Newt.
Das war es schon immer, auch bevor wir zusammen gekommen sind.", meinte Vi ernst und strich mir, mit ihren zarten Händen, über die Wange, was mich leicht zum Lächeln brachte.
„ Hast du noch Fragen?", fragte ich, nachdem ich mich schließlich ganz beruhigt hatte, woraufhin Vi nickte und ich sie gespannt ansah.
„ Wie bist du... danach.. wieder-
Also wie hast du es zurück geschafft, mit dem kaputten Bein?", fragte sie vorsichtig.
„ Nun..", ich erinnerte mich zurück,
„Alleine habe ich es nicht geschafft.
Es war Minho, der mich zunächst fand, wie auch immer er das geschafft hatte, und anschließend auf die Lichtung zurück schleppte, direkt zu Zart, der mich dann verarztete.
Ein paar bekamen es mit, andere nicht.
Doch die einzigen, die bis jetzt noch.. leben... und davon wissen, sind Alby, Gally, Zart und Minho.
Wir sagten, dass wir meinen Selbstmordversuch für uns behalten wollen.
Ich wollte nicht, dass alle mich als den gefährdeten Jungen sehen, auf den man aufpassen muss, dass er sich nicht im nächsten Moment wieder irgendwo runterstürzen will.
Dieses Geheimnis war meine zweite Chance und es wissen bis heute auch nur die vier davon, nun ja, und jetzt auch du..", erzählte ich meiner Freundin in Ruhe, die mir die ganze Zeit, mit einem besorgten Gesichtsausdruck, aufmerksam zuhörte.
Violet schwieg daraufhin eine Weile und sah dabei zu Boden, während ich sie gebannt anstarrte und auf eine Reaktion wartete.
Meine Paranoia meldete sich mal wieder und warf mir lauter Gedanken  in die Kopf, die besagten, dass Vi jetzt schlecht von mir dachte.
„Bitte sag was...", flüsterte ich zitternd und schluckte daraufhin.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll...", antwortete sie leise und sah mich dabei weiterhin nicht an.
„Bitte denk nicht schlecht von mir, oke?
Ich.. ich weiß nicht-"
„Warte, was?", unterbrach sie mich und sah mich daraufhin verwirrt an.
„Schlecht von dir denken? Wieso sollte ich schlecht von dir denken.
Ich habe nur nichts gesagt, weil ich doch ganz genau sehe, dass es dir nicht gut geht, wenn du darüber nachdenkst..", erklärte meine Freundin vorsichtig und nahm meine Hand wieder, um anschließend unsere Finger miteinander zu verkreuzen.
„Andererseits solltest du darüber reden, anders kannst du nicht damit leben, verdrängen ist keine gute Lösung, Newt.", überlegte sie dann und sah mir liebevoll in die Augen.
„ Du hast ja Recht, das mit dem verdrängen hat auch nicht geklappt.", gestand ich daraufhin ehrlich.
„ Versprichst du mir, dass, wenn immer du daran denkst, sofort zu mir kommst?
Dann reden wir darüber.", fragte Violet sanft und strich mir mit ihrer freien Hand über die Wange, was mir, wie immer ein unfassbar kribbeliges und warmes Gefühl verpasste.
Jap, ich war wohl mehr als über beide Ohren verknallt.
„Ich liebe dich.", flüsterte ich und lehnte meine Stirn an ihre, wobei sich unsere Nasenspitzen leicht berührteren.
Vi grinste zunächst bloß niedlich und schloss für einen Moment die Augen, ehe sie sich noch ein Stück vorbeugte und ihre Lippen endlich auf meine legte.
Sofort begann ich zu Grinsen und meine Lippen sanft an ihren zu bewegen, was sie sofort erwiderte.
Gott, wie ich dieses Mädchen liebe.
Ich löste meine Hand von ihrer, allerdings nur, um ihr Gesicht sanft in die Hände zu nehmen und sie so weiter zu küssen.
„Ich liebe dich auch.", flüsterte Violet dann endlich, als wir uns leicht voneinander gelöst hatten, was mich sofort zum Lächeln brachte.
„ Erzählst du mir jetzt, was Alby wollte?", fragte ich dann, als wir uns komplett gelöst hatten und stellte mich direkt vor sie.
„ Er hat mich gefragt, ob ich mehr wüsste, als ich sagen würde.", erzählte Vi seufzend und legte ihre Arme um meinen Hals, woraufhin ich meine Hände auf ihren Hüften niederliess und sie fragend, mit gerunzelter Stirn, ansah.
„ Ich weiß auch nicht genau, was er damit meinte.", meinte die Brünette daraufhin schulterzuckend, als könnte sie meine Gedanken lesen.
„ Das mit dieser Nachricht ist aber wirklich merkwürdig.
Hast du schon versucht, irgendwelche Informationen aus deinen komischen träumen zu ziehen?", fragte ich meine Freundin interessiert, woraufhin diese sofort nickte.
Violet's Albträume hatten mir nie besondere Sorgen gemacht, es waren schließlich bloß Träume.
Doch die Geschichte mit dem Brief war nicht weniger verwirrend und unerklärlich, wie ihre Träume.
„ Ich will mich ja erinnern, ich schaff's bloß einfach nicht...", seufzte Violet traurig und blickte zu Boden.
„ Hey, Vi.
Mach dir nicht so viele Gedanken, früher oder später wird sich das schon klären.
Alles wird gut.", versuchte ich ihr Mut zuzusprechen, wobei ich meine Freundin gut genug kannte, um zu wissen, dass sie sich sowieso weiterhin Sorgen und Gedanken um das Thema machen würde.
Ich konnte ihr das nicht übel nehmen, ich hätte genauso reagiert.
„ Lass uns an die Arbeit gehen, das bringt uns auf andere Gedanken.", schlug Vi nach einer Weile vor, was ich mit einem Nicken bejahte und sie vom Stein runterhob, ehe wir dann zusammen zurück zur Lichtung liefen.

Violet - The Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt