Kapitel 54

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            - Perspektive: Newt -
Die Bilder von eben brannten sich wie Feuer in mein Gehirn und verursachten richtige Kopfschmerzen.
Bilder von Violet, die mich wimmernd und weinend ansah, während sie mit dem Oberkörper auf dem Boden lag.
Ihre Schreie hatten sich fest in mein Gehirn gebohrt und quälten mich immer noch.
Schluchzend kniete ich auf dem Boden und hatte meine Freundin auf dem Schoß und in meinen Armen.
Sanft drückte ich ihren Kopf gegen meine Brust, während Violet weiter schrecklich stark wimmerte, heulte und zitterte.
„Du... hättest... nichts machen.. können...",meinte Vi zwischen vielen Schluchzern und krallte ihre Finger in mein Shirt.
„Ich bieg das wieder gerade.
Ich werde das rächen, Liebes, ich versprech's dir.", beteuerte ich und küsste ihren Kopf vorsichtig.
Mir war absolut klar, das Violet nicht einfach so normal mit diesem Erlebnis weiterleben wird.
Es wird sie verfolgen, genauso wie es mich verfolgen wird.
„Ich kann nicht mehr, Newt, das ist zu viel!", schluchzte Vi laut heulend und versuchte sich von mir zu lösen.
„Schhh, Schhhh, Liebes.
Alles wird wieder gut, morgen sind wir hier weg, wir alle zusammen.", beteuerte ich ängstlich und drückte den zierlichen Körper meines Mädchens, welcher jetzt noch zerbrechlicher wirkte, an mich.
„Wie können wir alle zusammen gehen, wenn fast alle tot sind?!
Unsere Freunde sind gestern gestorben, darunter einer meiner besten Freunde, Zart ist tot, Newt!
Fast der ganze Rest hat uns gerade verraten, ich würde vergewaltigt und wir beide wurden gedemütigt!
Ich kann das nicht so weiter machen, ich kann damit nicht leben, es tut mir leid!", rief Violet, während ihr dabei die ganze Zeit die Tränen aus den Augen flossen.
„Liebling, beruhig dich, bitte!
Es ist schreckliches passiert, das ist wahr aber du kannst nicht alles aufgeben, erst recht nicht jetzt, wo wir so nah dran sind!
Zart würde mir zustimmen, alle unsere verstorbenen Freunde würden das!
Gally und die anderen Verräter werden dafür büßen, was sie dir angetan haben.", versprach ich und hob meine Freundin anschließend hoch, um zurück zur Schlafhütte zu gehen, allerdings nicht ohne sie  vorher wieder anzuziehen.
Ich wusste nichtmal, ob Vi morgen überhaupt wieder stark genug sein würde, die Lichtung zu verlassen.
Sie hatte große Schmerzen, alles wegen Gally.
Unsere Freunde saßen immer noch auf ihren Betten und planten, wie das morgen ablaufen würde, als ich die völlig geschwächte und verweinte Violet auf unser Bett legte und mir anschließend den letzten Rest an Tränen von den Wangen wischte.
„Was ist passiert?!", fragte Minho besorgt und wollte Vi seine Hand auf die Schulter legen, woraufhin diese sofort erschrocken zurückzuckte.
Ich wusste nicht, ob Vi wollte, dass die anderen davon erfuhren, weshalb ich meine Freundin zunächst besorgt ansah.
Nach einer Weile nickte diese langsam und schloss die Augen.
„Es ist was schreckliches, unverzeihliches passiert.", begann ich kopfschüttelnd und sah zu Boden, während ich einen Grashalm in meiner Hand zerrupfte.
„Was denn...?", fragte Teresa nervös und blickte immer wieder zur, immer noch zitternden, Violet, dessen Seite ich nun sanft streichelte.
„Gally hat sie vergewaltigt.", murmelte ich min direkter und  schloss kurz die Augen.
„GALLY HAT WAS?!", brüllte Thomas entsetzt und stand auf.
„Und er zwang Newt zuzusehen..", murmelte Vi kleinlaut und richtete sich langsam auf.
Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Minho erschrocken schluckte und Teresa sich geschockt ihre Hand auf den Mund drückte und bereits Tränen in den Augen hatte.
„Das wird er bezahlen.", flüsterte Winston.
„Das wird er.", bestätigte ich, ebenso leise und legte mich anschließend vorsichtig meiner Freundin.
„Trotz dem ganzen Schrecken, sollten wir jetzt lieber schlafen, wir wissen nicht, was uns morgen erwartet."
Die anderen nickten mir zu und legten sich anschließend auch in ihre Betten.
Keiner sagte mehr ein Wort, auf der Lichtung kehrte eine unglaubliche Ruhe ein, eine unglaublich angsteinflössende Ruhe.
Ich hatte, zugegebener Maßen ziemliche Angst vor Gally und seinen Freunden.
Auch, wenn sie uns höchstwahrscheinlich nicht als ganze Gruppe angreifen würden, waren sie in der Überzahl.
Was wird Gally tun, wenn er erfährt, dass wir weggehen wollen?
Wird er uns einfach gehen lassen?
Wird er mitkommen?
Es war schon verrückt, vor wenigen Tagen wäre er fast gestorben und jetzt ernennt er sich zum neuen Anführer.
Wir hatten auch nie mit ihm darüber geredet, über seinen 'Selbstmordversuch'.
Weder über das, noch über Madison.
Minho und Ben hatten nicht mal ihre Leiche gefunden.
Ich hatte sie zwar nicht ausstehen können, dennoch war es komisch ganz ohne sie.
„An was denkst du..?", fragte Vi nach einer Weile leise.
Anders, als sonst, lagen wir nicht dicht aneinander gekuschelt, sondern einfach nur ruhig nebeneinander.
Ich wollte Violet, nachdem sie so vor Minho zurück geschreckt war, nicht zu nahe treten, sie nicht bedrängen.
„An Madison, sie ist auch tot,..aber keiner hat über ihren Tod nachgedacht, keiner hat getrauert.", murmelte ich seufzend und drehte mich zu meiner bildschönen Freundin.
„Ich habe darüber nachgedacht, wenn ich ehrlich bin.
Es ist merkwürdig sie nicht mehr auf der Lichtung zu sehen.", murmelte Vi und starrte zur Decke.
Kann sie mal aufhören meine Gedanken zu lesen?, dachte ich schmunzelnd.
„Das ist es, Liebes...", murmelte ich leise.
„Kannst du auch nicht schlafen?"
Seufzend schüttelte ich den Kopf und drehte mich anschließend auf den Bauch, um wieder die hölzerne Decke zu betrachten.
„Es ist zu viel passiert in den letzten Tagen, zu viel grausames, über das ich ununterbrochen nachdenke.
Ich habe Angst vor Morgen, Angst, was nach dem Labyrinth ist.
Was ist, wenn wir alle sterben?
Oder wir irgendwo hinkommen, wo es noch schlimmer ist als hier und wir uns alle wünschen, wir wären nie von hier weggegangen?
Ich habe Angst, Newt.", flüsterte Vi und kuschelte sich anschließend sanft an mich, woraufhin ich vorsichtig einen Arm um sie legte.
„Ich habe auch Angst, Liebes.", hauchte ich mitfühlend und legte den Kopf an ihren.
Dies war der letzte Satz, der fiel, bevor wir beide in einen tiefen Schlaf fielen, aus dem wir erst am nächsten Morgen aufwachten.
Minho war es, der zu erst mich und anschließend vorsichtig meine Freundin weckte.
Eigentlich verlief ab da alles wie immer, nur fühlte es sich nicht so an.
Es war unser letzter Tag auf der Lichtung, dem einzigen Ort, den wir kannten.
Wir begaben uns alle gemeinsam zum See, wuschen uns, zogen uns um und füllten anschließend einige Wasserflaschen auf, um sie in unsere kleinen Rucksäcke zu stecken.
Chuck verstaute zusätzlich noch das silberne Ding, unseren Schlüssel, mit Violet's Kette darin.
„Sollen wir es Gally sagen?", fragte Thomas vorsichtig, als wir uns alle vor der Hütte versammelt hatten.
Wir, das waren jetzt Vi, Teresa, Thomas, Bratpfanne, Minho, Chuck, Winston, Jeff, Clint, Mark und ich, genau elf Leute.
Auf Thomas' Frage hin, schüttelte ich sofort energisch den Kopf und verschränkte die Arme, woraufhin mein bester Freund nur nickte und die anderen es auch einfach akzeptieren.
Langsam machten wir uns auf den Weg zur Öffnung der großen Mauer, doch bevor wir das Labyrinth überhaupt betreten konnten, hielt uns Gally, wie könnt's auch anders sein, auf.
„Was habt ihr denn vor?", rief der selbsternannte Anführer laut und stellte sich mit seinen Freunden vor uns.
„Wir verlassen die Lichtung.", meinte ich dann doch ehrlich, blickte Gally hasserfüllt an und zog meine Freundin beschützerisch an mich, die sich nichtmal traute, den großen, jungen Mann anzusehen.
Dieser lachte höhnisch auf und schüttelte dabei den Kopf.
„Die Lichtung verlassen?
Ihr wollt... ihr wollt die Lichtung verlassen!", lachte Gally völlig überspitzt und schlug sich dabei auf die Oberschenkel, als hätte man ihm den lustigsten Witz der Welt erzählt.
„Wir haben einen Schlüssel.", zischte Teresa und blickte Gally hasserfüllt in die Augen.
„Na dann viel Glück und viel Spaß mit den Griewern, ihr fast-toten Neppdeppen!", lachte Gally weiter und ließ uns endlich durch.
Leichter, als ich erwartet hatte.
„Wartet.", bat Vi dann allerdings plötzlich, als wir gerade loslaufen wollten und drehte sich zu Gally um.
„Wieso hast du's getan?", fragte sie mit zitternder Stimme und klammerte sich hilfesuchend an mich.
„Wieso ich's getan habe?"
Vi nickte.
„Weil ich die Wahrheit über dich weiß, Violet.
Ich wurde gestochen und habe das Gegenmittel, das Serum bekommen und damit auch meine Erinnerung zurück.
Ich weiß alles und wenn die anderen auch die Wahrheit über dich erfahren, dann hassen sie dich genauso wie ich es tue.", rief Gally wütend und zog dann endlich mit seinen Freunden ab.
„Lass dich nicht von ihm beirren, Vi.
Wir bleiben Freunde, für immer und ewig.", versprach Teresa meiner Freundin, woraufhin alle anderen, auch ich, bestätigend nickten.
Nun war es soweit, ab diesem Moment würde sich alles in dem Leben, wie wir es kannten, ändern, das wussten wir alle.

Violet - The Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt