Verstecken geht nicht!

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Regina stellte nach einem kurzen Blick auf die Uhr fest, dass Sie nicht lange geschlafen hatte, zog sich die Decke über den Kopf und schrie wütend in Ihr Kissen. Nicht nur, dass Sie viel zu wenig Schlaf bekommen hatte, der Schlaf war auch sehr unruhig gewesen, sodass Ihr nicht eine Minute Erholung gegönnt war.

Da es erst 5 Uhr am Morgen ist, versuchte sie noch einmal einzuschlafen, gab den Versuch allerdings nach zehn Minuten auf. Sie schlug die Decke beiseite, schleifte sich die Treppen runter in die Küche, nur um festzustellen, dass sie keinen Kaffee mehr im Haus hat. So beschloss Regina, ins Grannys zu gehen, sobald es öffnen würde, doch bis dahin musste sie noch 50 Minuten warten.

Genervt schleift sie sich ins Bad, zieht sich ihr seidenes Schlafgewand aus und stellt sich unter die Dusche. Das kalte Wasser, auf Ihrer Haut zu spüren, hilft ihr normalerweise dabei, etwas munterer zu werden, doch auch jetzt nach der Dusche fühlt sie sich nicht besser. Regina ist komplett ausgelaugt, denn seit Wochen hat sie nicht mehr richtig geschlafen.
Ihre Augenringe versuchte sie mit Concealer zu überdecken, aber als auch das nicht funktioniert, wischte sie sich die Schminke wieder aus dem Gesicht und bindet sich die Haare zu einem strengen Zopf zusammen. Dadurch sah sie etwas weniger fertig aus, auch wenn deutlich die Spuren der Schlaf- und Kraftlosigkeit zu sehen waren.

Sie beschloss, dass es ihr egal war, um diese Uhrzeit würde sowieso noch keiner in der Stadt unterwegs sein und schon gar nicht im Grannys.

Ich zucke mit den Schultern und gehe ins Schlafzimmer. Dort suche ich mir aus meinem Schrank eine dunkelrote Bluse und einen schwarzen Rock, ziehe mir beides über und schlüpfe auf dem Weg nach unten in meine schwarzen High Heels. Ich nehme meine Schlüssel von der Kommode, ziehe mir meine Jacke über und gehe nach draußen.

Nachdem ich die Haustür abgeschlossen habe, schlendere ich langsam die Straßen entlang, bis ich vor dem Grannys stehe, das gerade geöffnet hat.

Drinnen angekommen, nehme ich gleich den wohltuenden Geruch von Kaffee wahr, doch da war noch etwas anderes. Irgendwie riecht es hier nach Zimt. Ich denke mir nichts weiter dabei und gehe an den Tresen. Kurz darauf kommt Granny, so nennen hier alle die Besitzerin des Bistros, aus der Küche. Als sie mich sieht, nickt sie mir nur kurz zu und verschwindet wieder in der Küche, während ich es mir, auf dem Hocker vor mir, gemütlich mache. Es dauert keine Minute, bis Granny wieder kommt und mir eine Tasse meines heißgeliebten Kaffees vor die Nase stellt. Verwirrt sehe ich sie an. Ich hatte doch noch gar nichts bestellt. Sie zuckt mit den Schultern und lächelt leicht. ,,Du siehst aus, als könntest Du den Kaffee gebrauchen."

"Danke." sage ich, leicht lächelnd, auch wenn ich mich unwohl dabei fühle, dass Granny mir meine Müdigkeit ansieht.

Gerade als ich einen Schluck wohltuenden Kaffee zu mir genommen habe, höre ich eine, mir sehr vertraute Stimme, leise reden. Allerdings kann ich nicht genau verstehen, was sie sagt.

Und da ist auch schon das Gesicht zu der Stimme. Da steht Emma. Emma, mit Ihrer dunklen, engen Jeans, einem weißen Top und Ihrer roten Lederjacke, mit der sie immer herumläuft. Ich merke, wie mein Blick an Ihren Lippen hängen bleibt. Wie gerne ich wüsste, wie sich Ihre Lippen auf den meinen anfühlen würden..

Halt Stopp, was denke ich hier schon wieder. Ich trinke den letzten Schluck Kaffee schnell aus, lege Geld auf den Tresen und will mich gerade zur Tür bewegen, als ich angesprochen werde.

"Hallo Regina, schön Dich zu sehen. Sag mal, was machst Du denn schon so früh hier?" fragt mich Emma. Ich drehe mich um und möchte zu einer Antwort ansetzen, als sie scharf die Luft einzieht und auf mich zugelaufen kommt. Sie legt ihre Hände auf meine Schultern und flüstert schon fast "Regina.. Ist alles okay bei Dir? Geht es Dir nicht gut? Möchtest Du reden?" Ich schüttle nur den Kopf.

In dem Moment fangen meine Augen an zu brennen, mein Magen zieht sich zusammen und kurz darauf entspannt er sich wieder und löst dabei eine Druckwelle aus, die durch meinen ganzen Körper strömt, während sich Tränen in meinen Augen sammeln. Auch mein Herzschlag beschleunigt sich, nachdem er ein paar Sekunden ausgesetzt hat. Eine einzelne Träne kullert mir aus dem Auge und ich möchte sie schnell wegwischen, bevor Emma sie sehen kann. Aber sie ist schneller.

Emma legt Ihre Hand an meine Wange, streicht sanft die Träne von meiner Haut und zieht mich in eine feste, aber tröstende Umarmung. Sofort spüre ich, wie mir die Hitze zu Kopf steigt und sich ein Kribbeln in meinem Bauch ausbreitet. Mein Körper wird von einer eigenartigen Wärme überrollt und ich spüre, wie ein großer Teil meiner Anspannung einfach abfällt.

Ich weiß nicht, wie lange wir hier jetzt schon stehen, jedoch beginne ich nun, Ihre Umarmung zu erwidern. Vorsichtig lege ich meine Arme um Emmas Taille und ziehe sie, unbewusst, noch etwas näher an mich heran. Nach einiger Zeit löst sich Emma von mir, nimmt meine Hand und zieht mich aus dem Grannys. Draußen angekommen, lässt sie meine Hand nicht los und läuft mit mir im Schlepptau zu Ihrem Auto. Sie öffnet die Beifahrertür, schiebt mich auf den Sitz und läuft einmal ums Auto herum, um sich auf den Fahrersitz zu setzen. Da ich jedoch keine Anstalten mache mich anzuschnallen, greift sie über mich herüber, um es selbst zu machen. Noch immer habe ich kein Wort zu ihr gesagt.

Nachdem Emma sich selbst angeschnallt hat, startet sie den Motor und fährt los. Als ich irgendwann nicht mehr weiß, wo wir sind, breche ich mein Schweigen. "Emma?" frage ich. "Ja, Regina?"

"Wo fahren wir hin?" möchte ich von ihr wissen. Doch Emma antwortet nicht. Sie zuckt mit den Schultern, schaut mich kurz an und grinst. Also würde Emma mir nicht verraten, wo es hingeht und ich gebe es auf. Während der restlichen Fahrt sagt keiner von uns etwas, es ist allerdings ein angenehmes Schweigen. Ich merke gar nicht, dass ich Emma die ganze Zeit anstarre. Erst als sie den Motor ausstellt, bemerke ich es und löse meinen Blick von Ihren Wunderschönen grünen Augen, die immer wieder einen goldenen Schimmer in sich tragen, wenn die Sonne sie erfasst, von Ihren Lippen, welche ich zu gerne spüren würde und von Ihrem Körper, welcher von der Kleidung, die sie heute trägt, besonders betont wird. Eigentlich ist es sowieso egal, was Emma anhat, sie sieht immer sexy aus. Während ich meinen Blick nun krampfhaft nach vorne richte, steigt Emma aus und läuft wieder ums Auto herum, um mir die Tür zu öffnen.

Verloren oder doch Gefunden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt