Wo bist du!?

465 37 12
                                    

Reginas Sicht

Ich bringe Henry gerade in Emmas Wohnung, da der Mädelsabend heute nicht stattfindet, hat er mich gefragt, ob ich ihn hinbringen kann. Es wundert mich, dass Emma den Abend abgesagt hat, ohne einen Grund zu nennen. Das passt einfach nicht zu ihr und ich mache mir Sorgen, seit Kathrin mir davon erzählt hat. Was mag wohl bei Emma los sein? Ist vielleicht etwas passiert? Was ist wenn es ihr nicht gut geht? Tausend solcher Fragen schwirren mir durch den Kopf und ich werde zunehmend unruhiger. Zum Glück sind wir bald da, dann kann ich Emma fragen und mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Ich hoffe es ist alles in Ordnung. Henry weiß auch nicht was mit Ihr los ist, was mich noch mehr beunruhigt, da Emma ihm sonst erzählt wenn irgendetwas nicht stimmt.

Ganz in meinen Gedanken versunken, habe ich nicht bemerkt, dass wir bei Emma angekommen sind, erst als Henry meine Hand los lässt um aufzuschließen, bemerke ich es.
Wir gehen rein und ich schaue mich um, kann Sie aber nirgends entdecken. Mein Blick bleibt bei zwei Zetteln hängen und ich gehe auf sie zu. Der eine ist an mich gerichtet und ich nehme ihn zögernd in die Hand. Ein ungutes Gefühl überkommt mich und ich ahne, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Während ich den Zettel aufklappe, nimmt Henry den anderen Zettel in die Hand, scheinbar ist er an ihn gerichtet. Doch ich blende Henry erstmal aus und beginne zu lesen.

Regina,
Wenn du das liest, bin ich schon weg. Es tut mir leid, aber ich musste gehen. Ich habe heute meine biologischen Eltern getroffen, sie wollten mit mir reden, da ich aber nicht mit Ihnen reden wollte, gaben sie mir einen Brief. Ich habe ihn gelesen, es ist grausam was darin steht. Ich verstehe jetzt warum sie mich weggegeben habe, aber es tut verdammt weh und ich muss erstmal hier raus. Es ist mir alles zu viel geworden und ich brauche Zeit um meinen Kopf frei zu bekommen, um wieder richtig atmen zu können. Keine Sorge ich komme wieder und es wird mir gut gehen. Du wirst mich nicht erreichen können, da ich mein Handy ausschalten werde, nachdem ich den Abend heute abgesagt habe. Es tut mir sehr leid, bitte Pass auf dich und Henry auf, mir fällt es nicht leicht, euch für eine Zeit lang zurück zulassen, das musst du mir glauben. Mir ist es noch nie so schwer gefallen zu gehen. Ich vermisse euch jetzt schon, aber es geht nicht anders.. Bitte verzeih mir, dass ich gehen musste.
In Liebe Emma..

Zwei Arme schließen sich um mich und ich bemerke, dass ich angefangen habe zu weinen. Ich lege meine Arme um Henry und ziehe ihn näher an mich. Auch er hat angefangen zu weinen und ich streiche ihm sanft über seinen Kopf.
,,Alles wir gut mein Schatz, Emma kommt wieder und sie wird gut auf sich aufpassen." Flüstere ich ihm zu, wobei ich mich damit auch selbst überzeugen möchte. Denn ich denke, dass Emma jetzt nicht alleine sein sollte, sie könnte in ihr altes Verhalten zurück fallen und sich wieder verkriechen, sich verschließen.. Ich mache mir solche Sorgen um sie..
,,Warum hat sie uns nicht mitgenommen, wir hätten ihr doch helfen können, für sie da sein können und sie unterstützen?" Schluchzt Henry. Ein wenig Ratlos, was ich ihm sagen soll, ziehe ich ihn zum Sofa und nehme ihn wieder in die Arme.
,,Weißt du, manchmal müssen Erwachsene alleine sein, damit sie nachdenken können und Ruhe haben. Das hat nichts mit dir oder uns zu tun, Emma muss Klarheit in ihr Gefühlschaos bekommen ohne sich Sorgen zu machen, dass sie einen von uns damit belasten könnte.." versuche ich ihm zu erklären, obwohl ich es selbst noch nicht ganz verstehen kann.
,,Aber dann hätte sie doch dich mitnehmen können, du hättest ihr Raum gegeben und du kannst damit umgehen.. Ich hätte doch solange bei Granny und Ruby bleiben können." Henry hat recht, ich wäre für sie da gewesen, ohne sie zu erdrücken, da ich das Gefühl selber kenne und verstehe, dass sie Zeit braucht.
,,Da hast du recht Schatz, vielleicht hatte Emma einfach zu viele Gedanken im Kopf, so dass sie an diese Möglichkeit nicht gedacht hat." Versuche ich ihn zu beruhigen. Mich würde es, wenn ich ehrlich bin, nicht beruhigen..
,,Wenn wir wenigstens wüssten wo sie ist.." Murmelt Henry vor sich hin.
Dabei kommt mir ein Gedanke. Vor einer Weile hatte Emma mir von einem Häuschen am Meer erzählt, wo sie sich öfter zurück gezogen hat, wenn ihr alles zu viel wurde. Vielleicht ist sie ja dorthin unterwegs, dann könnte ich ihr dort Gesellschaft leisten.
,,Ich glaube, ich weiß wohin Emma fahren wird, wenn du möchtest, fahre ich ihr hinterher und passe auf sie auf?" Schlage ich Henry vor. Er hebt seine Kopf und lächelt mich an.
,,Würdest du das wirklich tun Mom?" Ich kann in seiner Stimme Hoffnung und Erleichterung hören.
,,Natürlich mein Schatz, ich möchte Emma doch auch helfen und mache mir Sorgen, wenn sie alleine ist." Gebe ich ohne zu zögern von mir.
Er strahlt mich an und wirft sich in meine Arme.
,,Danke Mom." Ich streiche ihm über den Rücken, bis er sich von mir löst und aufsteht.
,,Ich gehe dann mal ein paar Sachen packen, damit du bald los fahren kannst." Ruft er mir zu, während er in sein Zimmer geht. Ich atme tief durch und hoffe, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege und Emma wirklich auf dem Weg dahin ist. Falls ich sie dort nicht finden werde, suche ich einfach nach ihr. Ich muss sie finden, ich werde für sie da sein und sie halten wenn sie fällt.

Verloren oder doch Gefunden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt