Was ist Passiert!?

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Reginas Sicht

Ich muss jetzt erst einmal tief durchatmen. Ich bin tatsächlich heute Morgen in Emmas Armen aufgewacht. Noch immer kann ich es nicht glauben. Wie lange, hatte ich es mir schon gewünscht und jetzt war es endlich wahr geworden, auch wenn der Grund dafür ein anderer war. Jedoch spitzt sich die ganze Situation mit Emma immer mehr zu. Lange werde ich meine Gefühle für sie wohl nicht mehr verstecken können. Das Henry versucht, uns einander näher zu bringen, ist dabei leider nicht hilfreich und auch Ruby's Kommentar, dass er sich einfach eine normale Familie wünscht, hilft mir nicht.

Ich wünsche mir das zwar auch, nur weiß ich, dass es niemals der Fall sein wird. Wie sollen wir Henry das nur erklären? Ich möchte ihn nicht verletzen, aber da Emma keine Gefühle für mich hat, führt daran wohl kein Weg vorbei.. Der Gedanke macht mich augenblicklich wieder sehr traurig. Schon jetzt vermisse ich ihre Nähe, wie eigentlich immer, wenn sie nicht bei mir ist. Nur seit der letzten Nacht spüre ich das noch intensiver. In ihren Armen zu schlafen hat mir so viel gegeben und ich wünschte, ich müsste ihre Nähe nicht mehr missen. Die Erinnerung an diese 'unbedeutende' und doch prägende Nacht, werde ich sorgsam in meinem Gedächtnis aufbewahren.

Erst jetzt bemerke ich, dass mir mal wieder Tränen über die Wangen laufen. Wie ich das verfluche, dass ich ihretwegen immer heulen muss. Wenn es um Emma geht, versagt meine Selbstkontrolle einfach jedes einzelne verfluchte mal! Was macht sie bloß mit mir? Besorgt sehe ich mich um und atme erleichtert aus, da ich niemanden sehen kann, der mich weinen sehen könnte. Das fehlte mir gerade noch, dass mich jemand so verletzlich und aufgewühlt sieht. Zwar war ich nicht mehr so gemein zu anderen, aber das muss ja nicht gleich heißen, dass sie meine Schwächen sehen müssen.

Eigentlich wollte ich nicht an diese Zeit zurückdenken, in der alle Angst vor mir hatten, aber jetzt gab es leider kein zurück mehr. Denn meine Gedanken kreisen nun unaufhörlich nur noch darum. Ich erinnere mich noch genau an mein früheres Verhalten, als wäre es erst gestern gewesen. Dabei war das nun schon eine ganze Weile her. Ich spüre in mir Wut aufkommen, als ich mich daran erinnere, dass ich mich auf solche Menschen eingelassen hatte, bevor Henry in mein Leben getreten ist.

Damals bestand mein 'Umfeld' aus Drogendealern und anderen Kriminellen. Natürlich habe ich nicht einmal etwas wirklich Strafbares getan, aber dennoch haben sich einige Eigenschaften von Ihnen auf mich übertragen. So bekam ich immer wieder Wutanfälle, wenn mich jemand nervte. Zwar verletzte ich niemanden körperlich, aber meine Worte konnten damals weit mehr weh tun, als es Schläge hätten tun können. Und da ich zusätzlich auch zu der Zeit schon Bürgermeisterin war, bestrafte ich die Bürger selbst dafür, dass sie mich anschauten. Ich ließ Leute aus ihren Jobs entlassen, die dadurch ihre gesamte Existenz verloren, hatte sogar ein paar Geschäfte ohne Grund dicht gemacht und drückte Ihnen hohe Geldstrafen auf, die sie nicht bezahlen konnten. Und das alles ohne einen wirklich Grund zu haben. Nichts davon war gerechtfertigt gewesen, da aber alle Angst vor mir hatten, schwiegen es alle tot. Ich hatte die Macht genossen, die ich über die Menschen verfügte und spielte gerne mit Ihnen. Es war mein einziger Lebensinhalt gewesen, Existenzen zu zerstören. Zu manchen von Ihnen schickte ich sogar Schläger hin, die ihnen Angst machen sollten oder ich gab den Kriminellen Informationen die ihnen die Straftaten erleichterten. Das alles tat ich, ohne je einen Beweis hinterlassen zu haben. Was ich bisher getan habe, würde niemand rausfinden, geschweige denn beweisen können. Nicht mal mein damaliger Umgang wusste, dass die Informationen von mir kamen. Ich adoptierte Henry, als mich mein tun nicht mehr ausgefüllt hatte und löste mich von den Dealern und Verbrechern. Dennoch machte ich den Bürgern das Leben weiterhin schwer. Henry, er füllte das Loch in meinem Herzen ein wenig. Immer wenn er mich anlächelte oder Mommy sagte, schmolz mein Herz nur so dahin. Irgendwann war selbst das nicht mehr genug. Irgendetwas fehlte mir. Aber was es war, wusste ich erst, als Emma in mein Leben getreten war. Emma weiß von meiner Vergangenheit. Sie ist die einzige Person, der ich alles erzählt habe, was ich damals alles getan habe. Ich vertraue ihr, ich vertraue darauf, dass sie es niemanden erzählen wird, mich nicht verraten wird. Ich erinnere mich daran, wie sie auf meine Vergangenheit reagiert hat. Ich hatte erwartet, sie würde mich von sich stoßen, mich anschreien, mir Vorwürfe machen, wie ich sowas nur tun konnte. Stattdessen hatte sie mich einfach in den Arm genommen, mich gehalten und mir die Kraft, die mir in dem Moment fehlte, gegeben.

Verloren oder doch Gefunden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt