Bitte nicht!

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Reginas Sicht

,,Wirklich Kathrin? Muss das sein? Warum muss Ruby immer was trinken, wenn sie Stress mit Granny hat?" Gebe ich genervt von mir. Kathrin hat mir gerade erzählt, dass sie und Ruby einen Mädelsabend geplant haben, der bei Emma stattfinden würde, da Ruby nicht mehr ins Rabbit Hole gehen wolle. Einen Abend mit Emma wäre schön, aber mit Kathrin, die mein Geheimnis kennt und Ruby, wegen der wir unter Garantie Alkohol trinken werden?
Am liebsten würde ich einfach Nein sagen, aber natürlich wäre es egal, da sie mich einfach mitschleifen werden.
,,Ja es muss sein Gina, Emma hat auch schon zugestimmt. Du wirst kommen, wir erwarten dich um 20:00 Uhr bei Emma, keine Ausreden!" Und damit legt Kathrin auf. Ich verdrehe meine Augen, werfe mein Handy aufs Bett und frage mich mal wieder, was ich tun soll.
Heute Morgen oder besser gesagt um 11:00 bin ich an Emma gekuschelt aufgewacht. Es war ein schönes Gefühl gewesen, ihr wieder nah sein zu können, bis mir einfiel, dass ich ihr gesagt habe das ich mich verliebt habe. Ich könnte mich dafür Ohrfeigen. Da Emma noch geschlafen hatte, bin ich vorsichtig aufgestanden um sie nicht zu wecken, hab ihr einen Zettel dagelassen, dass ich gehen musste und bin gegangen. Ich hatte keine Lust gehabt mit ihr darüber zu reden und wie ich Emma kenne, hätte sie mir gut zugeredet. Mir gesagt, dass ich nicht weiß, ob die Person mich auch liebt und das ich mit ihr reden soll. Sie hätte nochmal gefragt, wer es denn sei und mir dann Tipps gegeben. Also bin ich gegangen. Ich weiß das es feige von mir ist, es ihr nicht zu sagen, aber wieso sollte ich unsere Freundschaft riskieren? Lieber leide ich still und heimlich, als sie zu verlieren.

Das hat mich aber nicht daran gehindert, sie heute morgen einen Moment länger, als gut für mich, zu beobachten. Wenn sie schläft, sieht sie so friedlich, unbeschwert und glücklich aus.
Ich wünsche mir, dass sie glücklich ist. Wünsche mir, dass sie mehr Lachen würde, denn ihr lachen ist wunderschön und leider hört man es viel zu selten.
Wenn Sie lacht, ehrlich lacht, dann strahlen ihre Augen und Sie sieht einen dann voller Liebe an. Zugegeben, nicht viele Menschen bekommen dass zu sehen, eigentlich nur Henry, Ruby und ich, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Aber wenn Ruby dabei ist, ist ihr Blick noch etwas anders. Nicht ganz so voller Liebe, viel eher würde ich es als wärme beschreiben oder vertrauen, was man aus ihren Augen ablesen kann. Wenn Emma dann zu mir schaut, dann sieht man ebenfalls das vertrauen, die Wärme und dennoch etwas Liebe.. Wieso ist mir das nicht schon eher aufgefallen? Bedeutet das, dass Emma vielleicht doch Gefühle für mich haben könnte? Oder ich interpretiere da jetzt zu viel rein. Wahrscheinlich hab ich es mir sogar eingebildet, so was wie Liebe in ihrem Blick zu erkennen und falls es keine Einbildung ist, dann ist es wahrscheinlich nur, weil ich ihren Sohn adoptiert habe und ebenfalls seine Mutter bin. Ich schlage mir die Hand vor den Kopf, weil ich mich darüber ärgere, mal wieder Hoffnung zugelassen zu haben. 
Da ich nun wieder Raus bin aus meinen Gedanken an Emma, gehe ich duschen, in ein paar Stunden muss ich schließlich bei Emma sein. 

Emmas Sicht

Als ich aufgewacht bin, war Regina schon weg und ich vermisste sie bereits. Mich wundert es nicht, dass Regina einfach gegangen war, auch wenn sie mir einen Zettel dagelassen hatte. Denn da sie mir gestern gesagt hatte, dass sie verliebt ist, wollte sie wahrscheinlich einem Gespräch darüber aus dem Weg gehen. Zu gerne wüsste ich, in wen sich Regina verliebt hat, damit ich die Person dann hassen kann. Ich würde ja gerne weiter darüber nachdenken, aber ich muss leider einkaufen gehen, da Ruby und Kathrin beschlossen haben, dass heute ein Mädelsabend bei mir stattfindet. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als diesen vorzubereiten. Klar einen Abend mit den beiden und Regina ist bestimmt toll, aber viel lieber wäre ich einfach mit Regina alleine. Da Ruby vor hat zu trinken, werde ich jetzt Alkohol kaufen gehen, auch wenn ich selbst nachher nichts trinken werde. Schließlich muss ich mich beherrschen und unter Alkoholeinfluss ist es viel schwieriger die Kontrolle zu behalten. Ich schnappe mir meinen Schlüssel, ziehe meine rote Lederjacke an und gehe raus. Heute ist es sehr schön draußen, die Sonne scheint und wir haben gefühlte 26°C. Wegen dem Wetter entscheide ich mich dafür zum Supermarkt zu laufen. Heute sind einige Menschen zu fuß unterwegs, wahrscheinlich wollen alle das Wetter genießen.

An Tagen wie diesen, ist von der verschlafenden kleinen Stadt nichts mehr zu erkennen, sie wirkt sogar richtig lebendig. 
Ich versuche den Moment zu genießen, da er mich daran erinnert, was ich alles gewonnen habe, seit ich in diese Stadt gekommen in. Seitdem habe ich meinen Sohn wieder, ich habe tolle Freunde und Granny, die immer auf mich aufpasst. Aber vor allem habe ich Regina, meine Freundin, meine Liebe. Auch wenn sie nichts von meinen Gefühlen für sie weiß, fühlt es sich an als hätte ich endlich ein zuhause gefunden.

Ein vorbeifahrendes Auto reißt mich aus meinen Gedanken. Das kann nicht sein. Ich traue meinen Augen nicht. Es darf nicht wahr sein. Die beiden im Auto sind auf keinen Fall Mary-Mageret und David Nolan. Sie sind es nicht!! Panik steigt in mir auf. Was wollen die denn bitte hier? Sie haben mir doch deutlich gemacht, dass sie nicht teil meines Lebens sein wollen, dass ich ein einziger Fehler bin und sie froh sind mich damals weggegeben zu haben. Was zur Hölle wollen die beiden dann hier? Das Auto hält neben mir an und die beiden steigen aus. Meine Panik und der aufkommende Schmerz lähmen mich so sehr, dass ich unfähig bin Wegzulaufen., obwohl alles in mir schreit dass ich weg will. Sie sollen mich in Ruhe lassen. Ich versuche meine Beine dazu zu bringen sich in Bewegung zu setzten, scheitere aber kläglich. Ich bin erstarrt und es gibt kein entkommen.

Mir bleibt nichts anderes übrig als dabei zu zusehen wie meine biologischen Eltern auf mich zukommen und David anfängt zu sprechen.
,,Emma, können wir bitte reden?"
Trotz meiner Starre, bringe ich ein wütendes ,,Nein!" hervor.
,,Bitte Emma, lass es uns erklären." Fleht mich Mary-Mageret an.
,,Da gibt es nichts zu erklären, ich habe es damals verstanden und jetzt lasst mich in ruhe!!" Schreie ich schon fast, während mir jetzt langsam Tränen in die Augen steigen. Mary-Mageret will auf mich zugehen, aber ich gehe einen Schritt zurück und David hält sie am Arm fest. Beide haben Tränen in den Augen, aber das ist mir egal. Die beiden haben mein Leben zerstört und ich will sie nicht sehen oder mit ihnen reden! 

,, Schatz, wir haben gesagt, dass wir es akzeptieren, wenn Emma nicht mit uns reden will." Sagt David zu seiner Frau. Jetzt dreht er sich zu mir und hält mir einen Umschlag hin.
,, Nimm bitte diesen Brief, wir haben darin alles erklärt. Lies ihn, wenn du dazu bereit bist oder lass es bleiben. Wenn du je reden willst oder etwas brauchst, weißt du wo du uns findest." äußert er an mich gerichtet. Zögernd nehme ich den Brief in meine Hand, drehe mich um und gehe weg von Ihnen. Ich werde immer schneller bis ich irgendwann renne und mich in meiner Wohnung wiederfinde.

Ich laufe auf und ab, überlege was ich jetzt tun soll.
Auf der einen Seite ist es mir egal, was in diesem Brief drin steht, sie haben mich sehr verletzt, mich zerstört und es hat lange gedauert, bis ich mich wieder selbst gefunden habe. Auf der anderen Seite, ja verdammt, es sind nun mal meine Eltern und ja zur Hölle, ich will wissen was sie mir zu sagen haben. Ich meine schlimmer als dass was sie mir damals an den Kopf geworfen haben, Kann es ja nicht sein oder? Also öffne ich mit zitternden Händen den Brief und beginne ihn zu lesen..

An Unsere geliebte Tochter Emma,

Verloren oder doch Gefunden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt