My my my! //Beyla

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Hektisch betrete ich die Umkleide und lasse die Tür lauter ins Schloss fallen als beabsichtigt. Ich zucke bei diesem Geräusch kurz zusammen, fange mich dann aber wieder schnell und lasse meinen Blick kurz durch den Raum schweifen. Zum Glück ist keiner da, der mich noch brauchten könnte, denn sonst hätte ich nicht dafür garantieren können, dass ich das wirklich durchziehe. Schnell schließe ich meinen Spind auf und wechsle meine Arbeitskleidung gegen normale Alltagskleidung. Zu guter letzt krame ich noch aus der hintersten Ecke meines Spinds Lipgloss hervor und trage es mir nervös auf. Noch einmal fahre ich mir durch die Haare und werfe einen aller letzen Blick in den Spiegel, bevor ich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen den Spind schließe.

Tausende Gedanken schießen mir durch den Kopf, während ich die Tür aufmache. Ich streiche noch einmal über meine Kleidung. Was ist, wenn das Klinikum am Ende der falsche Ort für so ein Gespräch ist? Vielleicht sollten wir aufhören wichtige Gesprächs mitten im JTK zu führen... Nein. Ich muss mich jetzt konzentrieren. Ich habe viel zu lange gewartet.

Schon in der ersten Sekunde nach meiner Trennung von Ben war ich mir nicht mehr sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Natürlich läuft in einer Beziehung nicht immer alles glatt und davor weg zu rennen, war einfach nur feige von mir. Das jetzt alles Ben zu sagen und zu hoffen, dass sich auch seine Gefühle mir gegenüber nicht geändert haben, lässt mein Herz aufgeregt gegen meine Brust schlagen. Ich versuche ruhig ein und aus zu atmen und verlasse dann endgültig die Umkleide, um mich auf die Suche nach Ben zu machen.

Schon den ganzen Tag habe ich versucht die passenden Worte zu finden und doch ist mein Kopf wie leer gefegt. Ich rufe mir unsere letzten Begegnungen vor Augen und ein Lächeln breitet sich automatisch auf meinem Gesicht aus. Diese scheinbar zufälligen Berührungen und immer dieses Lächeln. Er war in letzter Zeit immer für mich da und hat mich oft geröstet, wenn ich mal wieder wegen Zoe Stress hatte. Diese einfachen Gesten ließen mein Herz schneller schlagen. Genau das werde ich ihm sagen.

Mit meinem neu gewonnen Selbstbewusstsein biege ich um die Ecke und bleibe aber sofort wie angewurzelt stehen. Was ich dort sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Am Counter steht Ben und trägt mal wieder seine heißgeliebte Lederjacke mit einem weißen Shirt drunter, was seine perfekt definierten Muskeln gut zur Geltung bringt, was ich mit einem schnellen Blick zu ihm erkenne. Wäre da nicht die Tatsache, dass er nicht alleine zu seien scheint.

Ich verharre in meiner Bewegung. Sie ist hübsch. Sehr hübsch, um genau zu sein. Sie scheint jung, ist attraktiv, hat ein sympathisches Lächeln... Ich glaube ich mag sie nicht. Immer noch in meiner Bewegung eingefroren, schaue ich Ben genauer an. Ein losgelöstes Lächeln ziert seine Lippen. Als er die blonde Frau in eine Umarmung zieht kann ich nicht verhindern, dass mir dieser Anblick ein Stich versetzt.

Er hat es verdient glücklich zu sein. Er war so lange nach unserer Trennung niedergeschlagen. Ihm ging es so schlecht damit und auch ich habe es nicht so einfach wegstecken können, wie ich zuvor gehofft habe. Er hat es verdient endlich glücklich zu sein und wenn er das mit dieser Frau ist, dann gönne ich ihm sein Glück. Ich spüre, wie sich mein Körper in Bewegung setzt und stolpere rückwärts den Flur entlang. Scheiße. Was war das bitteschön für eine bescheuerte Idee von mir.

,,Leyla." Höre ich, wie jemand meinen Namen ruft, doch ich laufe einfach weiter. Will nicht stehen bleiben. ,,Jetzt warte doch mal." Ich werde langsamer und lasse mich erschöpft auf eine Bank fallen, die vor der Klinik steht. Ich war schon mal sportlicher, fällt mir in diesem unpassenden Moment auf. ,,Du hast deine Tasche vergessen." Diese Stimme würde ich unter tausend anderen erkennen. Es ist diese Stimme, die mein Herz schneller schlagen lässt. ,,Danke." Murmle ich nur leise und wische mir hastig meinen Tränen weg. Ich möchte nicht, dass er mich so sieht. Und wieso ist er überhaupt hier? Sollte er nicht bei seiner hübschen, jungen Freundin sein?

"Warum hast du geweint?", fragt er etwas leiser und setzt sich mit meiner Tasche in seiner Hand neben mich. Ich weiche seinem forschenden Blick aus und schüttel bloß meinen Kopf. "Danke für die Tasche, Ben", sage ich dann ruhig und greife nach dieser, während ich mich von der Bank erhebe. "Leyla..." Auch Ben erhebt sich von der Bank und hält die Tasche mit seiner Hand fest umschlossen. "Was ist los mit dir", fragt er mich ernst, während ich ihm immer noch nicht in seine hübschen Augen zu schauen Ich atme tief ein und wage dann den Blick nach oben. Für einen kurzen Moment setzt mein Herz aus, ehe es schneller aber immerhin gleichmäßig weiter schlägt. "Tschüss Ben", sage ich ruhig, aber bestimmt und greife nach meiner Tasche. Mein kleiner Finger streift Bens Daumen und es fühlt sich an, als würde ein Blitz durch meinen ganzen Körper fahren.

,,Leyla, was ist los?" Will er nochmals wissen und greift bestimmt nach meiner Hand. Überrascht schaue ich auf und sehe ihn sein besorgtes Gesicht. ,,Ist auch egal." Seufze ich und löse mich nun entgültig von ihm. Ich will mich nicht zwischen ihm und seine neue Freundin stellen. Auch wenn sie mir unsympathisch ist, kommt mir das nicht richtig vor. Mit schnellen Schritten will ich das Klinikgelände verlassen, als ich schon wieder von ihm zurück gehalten werden. Er hat eine Hand um meine Hüfte gelegt, so dass ich nun mehr oder weniger gegen seine Brust knalle. Instinktiv halte ich kurz die Luft an und bemerke erst jetzt, dass meine Hand immer noch auf seiner muskulösen Brust liegt.

"Leyla, mir ist es aber nicht egal", sagt er so unfassbar bestimmt, dass sich Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ausbreitet und ich mich von seinem Blick gefangen fühle. "Mir ist es nicht egal, wenn du weinst", sagt er dann etwas leiser und lässt mit diesen Worten auch meine Beine weich werden. Ich muss gerade wirklich einen elendigen Anblick darbieten, aber irgendwie ist mir das relativ egal, da ich Bens Arm immer noch auf meiner Hüfte spüre und mir seine Nähe irgendwie Sicherheit gibt. Du solltest nicht so denken, Leyla. Er hat eine neue Frau gefunden mit der er lachen kann. Natürlich haben wir auch viel gelacht, aber uns auch immer wieder gestritten. Ich weiß selber, dass auch Streit zu einer Beziehung dazu gehört, aber ich kann doch Ben jetzt nicht so einfach mit meinen Gefühlen für ihn überraschen und dann erwarten, dass er auch das selbe für mich fühlt...

,,Es ist alles grade so viel. Der Stress mit Zoe." versuche ich mich heraus zu reden, werde aber von Ben unterbrochen. ,,Dass ist es nicht." Stellt er nüchtern fest und legt einen Finger unter mein Kinn. Sanft drückt er es nach oben, so dass ich ihm in die Augen schauen muss. Diese Intensität verschlägt mir jedes mal den Atem. Ich zucke nur mit den Schultern. Wieso steht er denn immer noch bei mir? Und wieso liegen seine Hände immer noch auf seiner Hüfte? ,,Ich..." ,fange ich leise an, ,,ich   
wünsche dir viel Glück mit deiner neuen Freundin." ,,Leyla, dass mit Tina." Setzt er an, doch ich unterbreche ihn. ,,Du kannst tun und lassen, was du willst. Und du kannst küssen, wenn du willst..."
Plötzlich werde ich von seinen Lippen unterbrochen, die zärtlich auf meine treffen. Eine riesige Gefühlswelle überrollt mich. Alles in mir beginnt wohlig zu kribbeln. Etwas überrascht will ich nach hinten stolpern, spüre aber schon im nächsten Moment seine Hände auf meiner Hüfte, die mich zurück zu ihm ziehen. Zaghaft erwidere ich den Kuss nach einem kurzen Moment und lege meine Hände in seinen Nacken. Sanft bittet er mit seiner Zunge um Einlass, während ich mit meiner einen Hand durch sein volles Haar fahre. Glücklich seufze ich in den Kuss und löse mich nur widerwillig schwer atmend von ihm. "Ich wollte, will und werde immer nur dich küssen wollen", flüstert er leise und sein Atem prallt dabei gegen meine Lippen, welche sogleich ein zartes Lächeln umspielt.

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Und wieder ein wunderbarer OS mit @iafdja.story 😏❤ Bald kommt wahrscheinlich auch noch einer über Niklia 🙏👫

pure & authetic // osWo Geschichten leben. Entdecke jetzt