'Cause once upon a time you were my everything //beyla AU

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Nachdem das gleiche Lied nun schon ein drittes Mal vor sich hinduddelt, seitdem sie den Supermarkt betreten haben, beschließt Leyla den ganzen Prozess des Einkaufens etwas zu beschleunigen. Die Dinge, die auf ihrer Liste standen, haben sie alle gefunden und in den Einkaufswagen befördert, sodass der Drang in ihr wächst, möglichst schnell nach Hause zu kommen.

Sie hat sowieso das Gefühl, dass sie ihre eigene vier Wände viel zu selten sieht, auch wenn sich Raya nicht darüber beschwert. Was nur bedeutet, dass sie viel zu viel Zeit mit ihrer Babysitterin verbringt, um Videospiele zu spielen. Dennoch lässt sich das Gefühl nicht verdrängen, dass sie ihre Tochter und die Zeit mit ihr vernächlässigt. Sie ist entschlossen genau das zu ändern und mit ihr Brettspiele zu spielen, einen Film anzuschauen oder mit ihr abends etwas zu lesen. Was auch immer sie machen möchte, Leyla wird es machen. Daher willigt sie auch nach langer Überredungskunst auf seiten ihrer Tochter ein, heute ausnahmsweise ungesunde Schokoladenkekse zu kaufen.

Sie muss lächeln, als Raya über ihren Sieg erfreut einen kleinen Luftsprung macht. Sie redet sich ein, dass das alles Teil des Plans ist möglichst früh nach Hause zu kommen und die erwünschte Mutter-Tochter-Zeit nachzuholen. Freudig ist Raya in Richtung des Süßigkeitenregals verschwunden, während sie nach ihrem gesunden Müsle greift und den letzten Punkt von ihrer Liste streichen kann, den sie vorher übersehen hatte. Zufrieden mit dem heutigen Einkauf, macht sie sich auf den Weg in Richtung des Ausgangs und stöhnt leise auf, als sie die langen Schlangen sieht, die sich hinter jeder einzelnen Kasse erstreckt. Nach kurzen überlegen stellt sie sich hinter eine alte Frau und einem Mann mit seiner Tochter. Dies scheint ihr die schnellste Möglichkeit zu sein, zügig den Laden zu verlassen.

Sie steht direkt vor dem Süßigkeitenregal, in das Raya vor ein paar Minuten verschwunden ist und nun freudestrahlend hervorkommt. In einer Hand hält sie ihre heiß geliebten Schokoladenkekse und in der anderen Erdnussflips, zu denen Leyla aber nicht 'Ja' gesagt hatte. Wahrscheinlich wird sie heute Abend damit enden beide Leckereien gemeinsam mit ihrer Tochter zu essen. Sie muss kurz schmunzeln, wie schlau die kleine Braunharrige schon ist, als sie das Seitenprofil des namenlosen Mann vor ihr bemerkt und sie sofort fühlt sich, als hätte jegliche Luft ihre Lunge verlassen.

Braune Haare umrahmen sein Gesicht, wobei sie ein paar Graue erkennen kann, was ihn nicht weniger attraktiv wirken lässt. Sogar das Gegenteil. Seine vollen Lippen verziehen sich in einen leises Lachen, als seine Tochter zu ihm spricht. Es ist eindeutig, wer dieser Mann vor ihr ist. Sie beobachtet ihn, als sich sein Bizep anspannt, während er seine Einkäufe auf das Band befördert. Ihr Blick gleitet langsam von seinen Armen zu seinen Händen, groß und warm, aber auch tröstend, wie sie sich erinnert. Mit sanften Berührungen wurden dadurch ihre Ängste und Sorgen besänftigt. Seine Schultern wirken immer noch breit und muskulös. Er hatte Gewichte gestemmt, die teilweise schwerer waren, als sie selber. Und kurz wundert sie sich, ob er das immer noch macht.

Für viele Jahre war er für sie derjenige, der für sie da war. Die Person, die ihr gezeigt, dass sie nicht alleine gegen den Rest der Welt kämpfen muss.

Ihr Intensität ihres Blickes muss sich wohl in seine Haut gebrannt haben- sie kann einfach nicht wegschauen, überwältigt von dem Mann, von dem sie dachte, dass sie ihn nie wieder sehen wird- denn er schaut auf und ihr direkt in die Augen. Das klareste Blau, wie ein Meer voller Leben, trifft sanftes Braun über die Einkaufswägen hinweg.

Sofort erkennt sie, dass in ihm die gleichen Gedanken Karusell fahren, wie in ihr. Wie die beiden sich in den letzen fünfzehn Jahren verändert haben, lässt sich an dem Inhalt der Einkaufswägen, die grauen Haare und ihrer Töchter erkennen.

Sie beiden haben so viel verpasst.

Ben.

Seine Augen haben sich überhaupt nicht verändert. Das Blau ist jetzt genauso hypnotisierend, wie damals, als sie 'Ich will' gesagt hatte und für eine kurze Sekunde vergisst sie, dass sie in einer Schlange an der Kasse in einem Supermarkt stehen. Stattdessen trägt sie wieder Weiß. Der weiche Stoff aus Spitze bedeckt ihre Arme und ihren Oberkörper. Er trägt Schwarz. Nervös zupft er an seinen Manschetten des Anzugs. Für eine kurze Sekunde sind sie nur ein Mann und eine Frau mit zwei wunderschönen Töchtern, die noch nicht Teil des Geschehens waren, als sie das letzte Mal genauso voreinander standen, während sich ihre Blicke verlieren, als würde ihnen die Welt zu Füßen liegen und die Person vor ihnen die Lösung für all ihre Probleme sein.

pure & authetic // osWo Geschichten leben. Entdecke jetzt