Yes, i would die for ya, baby. But you won't do the same. //Beyla

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"Armer Lucas. Ben, wie konnte das nur passieren?" Aufgebracht fahre ich mir durch die Haare, während wir beide vor der Notaufnahme in irgendeinem kleinen italienischem Ort stehen und darauf warten, dass der Arzt uns sagt, dass es unseren Sohn gut geht.

"Komm mal wieder runter." Genervt verdreht er die Augen und kramt in der Hosentaschen seiner eng anliegenden Jeans.
"Wir waren nur Quad fahren. Mehr nicht. Du klingst ja so, als ob ich das mit Absicht gemacht hätte, dass er gegen einen Baum fährt."

"Komm mal wieder runter? Unser Sohn liegt in der Notaufnahme nach einen schweren Unfall." Meine ich entsetzt und schaue ihn fassungslos an, während ich unruhig hin und her laufe.

"Es ist doch nichts passiert." Erwidert er nun doch eine Spur genervt und zieht nach langem kramen ein kleines Päckchen hervor. Ich runzle die Stirn.

"Mehrere Rippenbrüchen und Schleudertrauma würde ich nicht in die Kategorie Es-ist-doch-nichts-passiert fallen lassen." Erwidere ich und hebe eine Augenbraue als ich erkenne, dass das ein Zigarettenpäckchen ist, was er da in seinen Händen hält.

"Du...du rauchst aber nicht?" Frage ich ihn tonlos und erkenne meinen Mann, wie er so vor mir steht, gar nicht wieder.

Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Und selbst wenn."

"Das ist nicht dein Ernst?! Wie lange schon?" Mit einer fahrigen Bewegung gehe ich mir durch die Haare. Ben hatte noch nie geraucht, stelle ich fest und frage mich zum wiederholten Male, was heute in seinen Kopf vergeht.

"Ein paar Monate vielleicht. Ich schreibe mir so etwas nicht in den Kalender." Lacht er trocken auf und zündet sich mit einer fließenden Bewegung die Zigarette an.

Fassungslosigkeit macht sich in meinem Gesicht breit und ich brauche einen kurzen Moment, bis ich meine Gedanken geordnet habe.

"Scheiße Ben, ich bin schwanger." Bringe ich dann tonlos hervor und meine Stimme ist alles andere als klar. Wie zur Bestätigung streiche ich kurz über meinen Bauch, wo man allderings noch nicht viel. Unser drittes Kind wird in wenigen Monaten das Licht der Welt erblicken und uns zu nich stolzeren Eltern machen.

Als ich ihm vor zwei Monaten einen kleinen Strampler mit dem Schriftzug Bester Daddy auf sein Kopfkissen gelegt habe, war er außer sich vor Freude und konnte es gar nicht glauben, dass wir noch ein Kind bekommen.
"Zwei Jungs und ein Mädchen. Leyla, es ist perfekt." Hat er leise gemurmelt und sanft seine Lippen auf meine gelegt.

Und jetzt steht er vor mir und schaut mich abschätzend an. Unwohl drehe ich mich ein Stück von ihm weg. Noch nie hat er mich so angeschaut.

"Du hast es doch noch nicht mal mitbekommen." Meint er kalt. Ob er das mit Absicht macht oder nicht, weiß ich nicht, doch im nächsten Augenblick trifft meine eine große Rauchwolke, so dass ich kurz husten muss und versuche mit herum wedelnder Hand den Qualm zu verdrängen.

Hämisch schaut er mich und nimmt dann nochmal einen tiefen Zug.

"Was soll das?" Frage ich ihn leise. Hilflos und traurig. Genauso fühle ich mich gerade. Ich spüre die große, undurchdringbare Wand zwischen uns. Etwas, was es nie zuvor gegeben hatte und das macht mir Angst. Der Ben, der mich immer noch wie ein verliebter Teenager anschaute, der Ben, bei die Gesundheit der Kinder an erster Stelle stand, der Ben, der alles für seine Familie tun würde, war weg. Ich schluckte trocken.

Jetzt stehen wir vor der Notaufnahme und streiten uns.

Was war passiert? Diese und weitere tausende Fragen schießen mir durch den Kopf, doch ich weiß keine Antwort.

"Bekomm dich ein." Meint er zum wiederholten Male.

Ich muss mich zusammen reißen um ihn nicht durch zu rütteln, was er da von sich gibt.

"Ich verstehe es einfach nicht. Wieso..wieso behandelst du mich das letzte Stück scheißen?" Bringe ich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und merke, wie die Tränen hochkommen. Noch immer ruht sein kalter Blick auf mir.

"Tu ich das? Oder bin ich nicht vielleicht doch eher der Typ, der nicht richtig auf seinen Kinder aufpassen kann?" Mit jedem Wort kommt er ein Stück auf mich zu,bis er vor mir steht. Ich kann den Rauch in seinem Atem riechen und verziehe angewidert das Gesicht.

"Von was reden wir hier gerade überhaupt noch?" Frage ich ihn leise, weil es bestimmt nicht mehr nur um Lucas Unfall geht.
"Oder brauchst du einfach wieder eine Betätigung, wie toll du bist?" Harke ich mit gefährlicher kalter Stimme nach.

"Ich Bestätigung?" Er runzelt kurz die Stirn, bevor er unglaubwürdig auflacht und seine Augenbrauen hochzieht. "Wer von uns beiden heult denn die ganze Zeit rum, dass er schon so alt ist und meint, Ben du kannst doch jede haben."

"Dass." Ich merke, wie mir eine einzelne heiße Träne über die Wange rollt, doch ich ignoriere es. "Liegt vielleicht daran, dass ich dich über alles liebe? Liebe? Du kennst diese Gefühl?" Ich funkle ihn an und merke doch, wie diese Gespräch in eine völlig falsche Richtung läuft.
"Wobei..." schiebe ich hinter her.

"Weißt du was?" Seine Augen glitzern verdächtig, als er seine Zigarette auf dem Boden ausdrückt und mich dann mit seinem Blick fixiert. Langsam hebt er seine Hand und zieht sich seelenruhig den goldenen Ehering vom Finger. Mit einem scheinbar bedeutungslosem Blick wirft er ihn mir vor die Füße.

Mein Blick fällt auf den Ring, der langsam zu meinen Füßen kullert und anschließend liegen bleibt. Dann schaue ich hoch zu Ben, während immer mehr Tränen stumm über meine Wange laufen.

Meine Gedanken werden durch einen Arzt unterbrochen, der sich langsam uns nähert und dann das bestätigt, was wir so wieso schon vermutet haben und sie ihn jetzt operieren werden.

"Lucas schafft das." Meine ich mehr zu sich selbst, ehe ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Ben sich wieder eine Zigarette anzünden will.

"Ben bitte. Unser Sohn liegt gerade im Krankenhaus und du hast nichts besseres zu tun, als zu rauchen?" Flehe ich leise. "Hör auf damit."

"Wieso sollte ich? Die letzten vier Monate hast du es doch auch nicht gemeckert." Provozierend bläst er mir wieder etwas Rauch ins Gesicht.

"Bitte." Murmel ich und schaue ihn verzweifelt an.

"wieso?! Wieso sollte ich? Für dich? Für mich oder für wen?" meint er kalt. "Ein wir gibt es ja wohl nicht mehr..!"

pure & authetic // osWo Geschichten leben. Entdecke jetzt