Baby, I don't understand this //Beyla

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"Ich habe reserviert auf den Namen Ahlbeck." Wendet sich der junge Assistenzarzt an den Ober am Eingang des schicken Restaurants. Ich lasse meinen Blick durch den großen, geschmackvoll eingerichteten Raum schweifen. Aus den Lautsprechern kommt leise Klaviermusik und die Kronleuchter an der Decke lassen den Raum heller und großer erscheinen.

"Für ihre Frau und Sie haben wir den besten Platz." Antwortet der Ober augenzwinkernd, nachdem er einen kurzen Blick in das dicke Buch geworfen hat, wo anscheinend die Reservierungen drinenn stehen.

Seine Frau?! Ich will gerade den Mund auf machen und das richtig stellen, doch ich spüre eine warme Hand auf meinem Rücken, die mich bestimmt vorwärts schiebt. Ich drehe mich kurz um, werfe meinem Kollegen einen bösen Blick zu, doch dieser lächelt nur. Unser Tisch liegt etwas versteckt in einer Nische.

"Bitte schön." Herr Ahlbeck zieht ganz Gentleman-like den Stuhl vor, so dass ich mich bequem hinsetzten kann.

"Danke." Lächle ich und bin über sein gutes Benehmen erstaunt. Ich bin mal gespannt, was der restliche Abend noch so mit sich bringt. Jetzt sitze ich hier mit meinem Kollegen, der ein ganzes Stück jünger ist als ich und muss schlucken, als ich die Preise der Speisen sehe. Er bestand darauf mich einzuladen. Aus welchem Grund auch immer hatte ich zu gesagt. Vielleicht, weil ich mal raus wollte, etwas anderes machen? Vielleicht hatte ich mich auch ein kleines bisschen geschmeichelt gefühlt? Und trotzdem bereue ich es jetzt. Ich hätte ganz gemütlich auf der Couch hocken können und mir einen schönen Liebesfilm anschauen können. Vielleicht noch ein kleines Glas Rotwein und alles wäre perfekt. Stattdessen sitze ich, schick gemacht, in einem edlen Restaurant.

"Wissen Sie schon, was Sie trinken wollen?" Werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Zielsicher bestellt mein Gegenüber den teuersten Wein und nickt zufrieden, als der Kellner den Tisch wieder verlässt.

"Sie trinken doch hoffentlich Wein oder?" Vergewissert er sich und schaut mich kurz fragend an.

"Ja." Ich nicke und lehne mich zurück, als der Kellner uns den Wein einschenkt, nachdem der Ahlbeck in probiert hat und für gut befunden hat.

"Sie sehen gut aus." Meint er irgendwann und mustert mich dabei unverhohlen. Sein Blick bleibt für meinen Geschmack etwas zu lange an meiner Brust hängen. Ich räuspere mich kurz, doch zu meiner Verwunderung schaut er nicht beschämt, sondern grinst mich einfach nur an. Ich kann nicht anders als den Kopf zu schütteln. Wie kann man nur so ein arrogantes Grinsen besitzen, frage ich mich zum wiederholten Male.

Während des Essens unterhalten wir uns erstaunlich gut und durch den Wein werde ich auch lockerer. Ja, ich fange sogar an den Abend zu genießen. Ich erfahre viel über ihn, seine Zeit in Hamburg und von seinen Eltern. Es überrascht mich, dass er dieses Thema so offen anspricht, da er nicht das beste Verhältnis zu haben scheint, doch ich will ihn nicht darauf ansprechen.

"Und Sie? Sie haben eine Tochter?" Fragt er ehrlich interessiert.

Ich nicke.

"Sie heißt Zoe und ist grade 15 geworden. Also mitten in der Pubertät." Ich verdreht lachenden die Augen. "Sie ist mein kleiner Sonnenschein." Der Braunhaarig lässt sich meinen Redeschwall über sich ergehen und wirft immer mal wieder ein paar Fragen ein.

Nach dem Nachttisch, Schokosouffle, beuge ich mich ein bisschen vor und fragt ihn dann neugierig: "Wieso haben Sie mich zum Essen eingeladen?"

Sein Blick schweift wieder etwas runter, doch er richtet sich schnell wieder auf und schaut mir dabei direkt in die Augen. Mir ist tatsächlich noch nie aufgefallen, was für strahlende Augen er hat. Es ist faszinierend und ich habe das Gefühl, dass ich in diesem Blau versinke.

pure & authetic // osWo Geschichten leben. Entdecke jetzt