Dilruba.
Auf die Worte von Dilay musste ich hart schlucken. Meine Tränen runterschlucken. Genau in dem Moment klopfte es an der Tür, doch als ich nichts erwiderte, ertönte Bartus Stimme. "Abla?"
"Ja, kannst kommen", sprach ich. Meine Stimme sollte fest klingen, doch das tat sie nicht. Er kam rein, erblickte mich, lief zu mir und zog mich in seine Arme. Leise ließ ich meine Tränen laufen, während mein jüngerer Bruder durch meine Haare strich.
"Wieso habt ihr euch gestritten?", fragte er mich vorsichtig, obwohl er wusste, dass ich Gefühle für Zeynel hatte, wollte ich es ihm nicht sagen. Denn er würde wissen wollen, was Dilay dazu getrieben hatte sowas von sich zu geben. Jeder wusste, dass sie nicht gegen mich schießen würde. Dass sie nicht mal im Streit sowas von sich geben würde, was mich verletzen würde. Doch ich wusste, dass meine Worte sie an die Grenze getrieben hatten. Und auch wusste ich, dass Bartu mit mir schimpfen würde aufgrund meiner Worte. Denn sogar mein Vater konnte Dilay Besim anvertrauen, auch wenn er es nicht so gerne sah, dass sie bei ihm schlief, wusste er, wusste jeder in der Familie, dass Dilay nichts Falsches tun würde. Auch ich. Dennoch hatte ich mich durch das Gift meiner Freunde anstecken lassen und meine Schwester damit injiziert.
Als ich mich daran erinnerte, dass Bartu auf eine Antwort wartete, schüttelte ich lediglich meinen Kopf.
"Schade und ich hatte schon gehofft, dass du reden würdest, da Dilay Abla das mal wieder nicht getan hat", sprach er und ich konnte sein Grinsen raushören. Er versuchte meine Laune zu heben.
"Danke, dass es dich gibt", sagte ich ihm einen Kuss auf die Wange gebend.
"Da musst du Anne und Baba danken, ich habe da keinen so großen Einfluss darauf gehabt, außer vielleicht das schnellste Sperma zu sein", lachte er. "Bartu!", schimpfte ich lachend, worauf er noch lauter lachte. "Siehst du, ich habe mein Ziel erreicht, was will ich mehr?" "Du verrückter Junge!" Er grinste mich an. "Ich weiß nicht, wieso ihr euch gestritten habt, aber es scheint euch beiden nah gegangen zu sein. Egal, was der Grund war, Dilay Abla hat es bestimmt nicht so gemeint, vergiss das nicht. Du weißt doch, wie viel du ihr bedeutest. Und nicht nur ihr. Sondern auch Abi und mir." "Ich weiß", piepste ich und vergrub meinen Kopf in seiner Brust.Eine Weile unterhielten wir uns, bis er rausging. Mein Blick fiel auf das Bild, wo Dilay und ich in die Kamera grinsten. Es war gar nicht allzu lange her. Erst einige wenige Monate. Wie viel sich doch in dieser Zeit getan hatte. Ich stand auf und lief vor meinen Spiegel.
"Wer bin ich? Wer will ich sein?", fragte ich leise, während ich lange in den Spiegel blickte. Ich öffnete die linke Seite meines Kleiderschranks, wo meine neuen Klamotten drinlagen. Alle viel zu eng und knapp. Nichts, in dem ich mich wohlfühlt. Nichts, was ich wirklich trug.
Dann die rechte Seite. Alles Klamotten, in denen ich mich wohlfühlte. Sowohl Sachen, die chic waren, als auch Basic Teile.
Seufzend legte ich mich in mein Bett und ließ mich in einen unruhigen Schlaf fallen.Verschwitzt und total verängstigt wachte ich auf. Dieser Traum ließ mein Herz schneller schlagen und meine Augen tränten. Mit wackeligen Beinen stand ich auf und lief in Dilays Zimmer, wo ich mich in ihr leeres Bett legte und aufschluchzte.
"Es tut mir leid", flüsterte ich unter meinem Geschluchze, da ich wusste, dass Dilay wegen mir denselben Traum hatte.
"Es tut mir so leid", wisperte ich und schloss erneut meine Augen für einige Minuten, um mich zu beruhigen. Danach stand ich auf, lief ins Bad und machte mich für die Schule fertig. In meinem Zimmer angekommen, fing ich an mich zu schminken. Dilay und ich hatten bis vor einem Jahr noch Akne, weswegen unsere Gesichter durch leichte Narben gezeichnet waren. Nachdem ich meine Foundation auftrug, benutzte ich noch einen Concealer, zu guter Letzt trug ich auch noch einen Highlighter, Wimperntusche und Lippenstift auf. Seitdem ich mit den Mädels befreundet war, schminkte ich mich stärker. Es ließ mich schöner fühlen. Erneut gingen meine Gedanken zu Dilay. Obwohl auch sie Aknespuren hatte, benutzte sie lediglich einen Concealer, wobei es sogar Tage gab, an welchen sie auf diesen verzichtete. Sie versteckte sich nicht dahinter. Sie stand zu dem. Und ich bewunderte die Stärke meiner Zwillingsschwester, während mein Blick auf meine Schminksammlung glitt und ich aufseufzte.
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Binjak⚓
Teen Fiction"Shared Dreaming" ein Phänomen, welches die Wissenschaft noch nicht untersucht hat. Doch Dilay und Dilruba können darauf schwören. Denn die Zwillinge hatten so oft denselben Traum. So oft, dass sie es irgendwann sein lassen haben mit zuzählen. Obwoh...