Dilruba.
"Ich warte jetzt seit fast einer Stunde auf dich, findest du das witzig?", fragte mich mein älterer Bruder, als ich Zuhause ankam. "Wieso hast du mich überhaupt nach Hause gerufen?" "Damit du dich auf deinen Arsch hockst und lernst. Oder bist du scharf drauf kurz vor dem Abitur sitzen zu bleiben?" Auf seine Worte erwiderte ich nichts.
"Ich rede mit dir Dilruba! Ich habe nicht den ganze Tag Zeit für dich, wie wäre es, wenn du Rücksicht darauf nehmen würdest?" Auf seine Worte konnte ich meine Wut nicht mehr zügeln. Er hatte schon immer ein besseres Verhältnis zu Dilay gehabt, beide ähnelten sich charakterlich extrem. Es interessierte sie einen scheiß Dreck, was andere über sie dachten.
"Wer hat dich überhaupt darum gebeten, dass du dir die Zeit für mich nehmen sollst? Geh dich um deine Freundin kümmern oder sonst was machen!" "Komm zu dir, das ist meine erste und letzte Warnung an dich. Ich habe bis jetzt nie etwas gesagt, doch du überschreitest deine Grenzen! Und jetzt hock dich auf deinen Arsch, damit wir gemeinsam lernen können." "Ich habe keine Lust darauf Erdinç!" "Für dich immer noch Abi!" "Ach? Wenn Dilay dich aber Erdinç nennt, dann ist alles in Ordnung. Wieso gehst du eigentlich nicht zu deiner Lieblingsschwester und lässt mich einfach nur in Ruhe?" Mein Bruder fuhr sich wütend durch die Haare.
"Setz dich, habe ich gesagt." "Ich will nicht mit dir lernen! Was ist daran so schwer zu verstehen?" Er umgriff mit einem Mal meinen Oberarm. "Ich habe keine Ahnung, was dein scheiß Problem derzeit ist, aber schau, dass du es so schnell wie nur möglich in den Griff kriegst. Denn dein Verhalten und deine Umgebung ist mir ein Dorn im Auge und dieser Dorn stört mich so extremst Dilruba. Nur weil ich schweige, heißt es nicht, dass ich es nicht mitbekomme. Es heißt auch nicht, dass ich nicht einschreiten werde. Komm zu dir. Und jetzt setz dich verdammt nochmal an deinen Schreibtisch!"Verletzt sah ich ihn an und obwohl ich kurz die Reue in seinen Augen sah, blieb er hart. Also befolgte ich seinen Befehl und setzte mich an meinen Schreibtisch. Eins musste man Erdinç lassen, er war ein strenger, aber verdammt guter Lehrer und ich merkte während dem Lernen wie sehr ich es vermisst hatte Zeit mit meinem älteren Bruder zu verbringen.
„Ist jetzt alles klar?", fragte er mich, worauf ich nickte. „Aber?", hakte er nach.
„Ich habe Angst, dass ich es in der Klausur nicht schaffen werde." Mein Bruder drehte meinen Stuhl so zu sich, dass ich ihm direkt in die Augen blicken musste.
„Was ist das eigentliche Problem?" „Nichts", piepste ich. Er sah mir darauf durchdringlich in die Augen, weswegen ich meinen Blick abwandte. Erdinçs Augenbrauen zogen sich kurz zusammen. „Du wirst das schaffen, mach dir keinen Kopf", sagte er mir einen Kuss auf den Scheitel drückend. „Wir lernen die nächsten zwei Tage noch zusammen, dann wird das schon." „Danke Abi." Er lächelte mich an. „Nicht dafür."Die nächsten Stunden verbrachte ich mit Bartu. Nachdem wir mit meinen Eltern zu Abend gegessen hatten, liefen wir in unsere Zimmer hoch.
„Gehst du heute raus?" Ich schüttelte meinen Kopf, die Mädels gingen in den Club und ich hatte keine Lust drauf.
„Wieso nicht?" „Die Mädels sind im Club, deswegen." Bartu nickte verständnisvoll. „Wohin wirst du gehen?", fragte ich ihn interessiert.
„Shisha", grinste er mich an. „Willst du mit?" Meine Augenbrauen gingen in die Höhe. „Wir werden eine gemischte Gruppe sein, Abla", klärte er mich auf. Verstehend nickte ich und wünschte ihm noch viel Spaß. „Komm doch mit." „Ich will nicht Bartu." „Wieso nicht?" Ich zuckte meine Schultern, worauf mein Bruder seufzte, mir einen Kuss auf die Wange drückte und ein ‚Egal was ist, wir sind für dich da', in mein Ohr flüsterte, was mich zum Lächeln brachte. Dieser Junge war einfach Zucker.Während ich in meinem Zimmer war, bekam ich mit, wie Dilay nach Hause kam und sich vorbereitete. Ich lief aus meinem Zimmer und blieb vor ihrer Tür stehen. Meine Hand hob sich an, doch bevor ich klopfte, ließ ich sie niederfallen. Ich wusste nicht, was ich sagen wollte, was ich sagen musste. Kurz blieb ich noch vor ihrer Tür stehen, während ich die laute Musik aus ihrem Zimmer hörte und wusste, dass sie sich gerade vorbereitete. Ohne an ihrer Tür zu klopfen machte ich also kehrt und lief zurück in mein Zimmer, wo ich mir ein Buch schnappte und versuchte zu lesen. Dabei galt meine ganze Konzentration dem Zimmer nebenan. Dem Zimmer meiner Zwillingsschwester.
Als ich hörte, wie sie die Tür öffnete und dann schloss, zählte ich langsam bis hundert und öffnete dann meine Zimmertür, während ich hörte, wie unsere Haustür geschlossen wurde. Langsam lief ich die Treppen runter.
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Binjak⚓
Teen Fiction"Shared Dreaming" ein Phänomen, welches die Wissenschaft noch nicht untersucht hat. Doch Dilay und Dilruba können darauf schwören. Denn die Zwillinge hatten so oft denselben Traum. So oft, dass sie es irgendwann sein lassen haben mit zuzählen. Obwoh...