Sieben

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Dilay.
Die meiste Zeit über war ich wie immer an der Bar gesessen, nur eine kurze Zeit hatte ich gemeinsam mit Sinem etwas getanzt, doch auch da war ich in Barnähe gewesen. Besim wollte, dass ich immer in seiner Nähe blieb, damit er einschreiten konnte, falls etwas passieren sollte. Über diesen Gedanken musste ich immer lachen, da ich in der Lage war mich selber zu schützen, dennoch tat ich ihm diesen Gefallen, einfach damit er in Ruhe arbeiten konnte und ich ihm nicht zusätzlich zur Last fiel.
Wie immer, wenn ich mit ihm zur Arbeit ging, übernachtete ich auch heute bei ihm. Als ich aufwachte, sah ich, dass wir kurz vor 14 Uhr hatten. Besim war natürlich noch nicht wach, also lief ich erst ins Bad, machte mich frisch und begab mich dann in die Küche, wo ich uns ein Frühstück vorbereitete.
Mit einem kalten Glas Wasser lief ich dann grinsend ins Wohnzimmer -da Besim sein Schlafzimmer wie immer mir übergeben hatte. Als ich vor dem Sofa ankam, fing ich an das eiskalte Wasser langsam über ihn zu schütten, worauf er sich mit einem Mal fluchend aufrichtete und ich in schallendes Gelächter fiel.
"Ich schwöre Dilay, ich bereue es jedes Mal, wenn du hier schläfst. Kannst du mich nicht ein einziges Mal wie ein Mensch wecken?" "Tue ich doch", sprach ich unschuldig. Er seufzte. "Sorry, dass ich dich nicht wie die anderen Weiber wecke." Besims Augenbrauen zogen sich kurz zusammen -vergleich dich nicht mit ihnen, sollte das heißen. "Also ich hätte ja nichts dagegen, wenn du mich so wecken würdest", sprach er laut lachend, weswegen ich ihm einen Schlag gegen den Oberarm gab.
"Das kriegst du zurück!", rief er und fing an mich zu kitzeln. In diesem Moment verfluchte ich es, dass ich so verdammt kitzlig war.
"Bes-im ma-aan hör-auf", sprach ich total außer Puste unter meinem Gelächter. Lachend legte er sich neben mich.
"Hör auf zu liegen du Schlafmütze, lass uns frühstücken und dann müssen wir lernen." Er seufzte tief. "Ich hasse es, dass du so eine strenge Ader an dir hast." "Passiert."

Nach einem ausgiebigen Frühstück, was sich ganz besonders in die Länge zog, weil Besim nicht lernen wollte und alles dafür tat, fingen wir letztendlich doch an zu lernen. Nachdem wir gelernt hatten, bereitete sich Besim für die Arbeit vor, während ich etwas seine Wohnung aufräumte. Eins musste man ihm lassen, für einen Jungen war er echt ziemlich ordentlich.

„Binjak, du kommst noch zu spät!", rief ich Richtung Schlafzimmer. „Komme schon Zemer." Er betrat das Zimmer aufgestylt. Da er sein Arbeits-Shirt anziehen musste, hatte er nur ein einfaches schwarzes eng anliegendes T-Shirt an, doch seine Haare waren gestylt, so wie immer wenn er arbeiten war. Doch ich entschied mich dazu ihn etwas zu ärgern. „Hast du heute noch was Besonderes vor?", fragte ich gespielt erstaunt. „Du weißt, die Frauenwelt wartet nur auf mich." „Du bist so ein verdammtes Arschloch." „Mag sein, aber das ändert nichts daran, wie du zu mir stehst." „Leider", sprach ich grinsend, worauf Besim mich zu sich zog und seinen Arm um meine Schulter legte. „Mach dir keinen Kopf wegen den Weibern Zemer, du bist und bleibst meine Nummer eins." Auf seine Worte lachte ich laut. „Denkst du wirklich, ich würde mir wegen sowas Gedanken machen? Diese Bitches könnten mir nicht im Geringsten das Wasser reichen. Glaub mir, sie wären die letzten um die ich mir Gedanken oder gar Sorgen machen würde. Du kannst so viele wie du nur willst aufreißen, mir ist das Recht." Besim drückte lachend einen Kuss auf meinen Kopf. „Das ist mein Mädchen." Zwinkernd trennte ich mich von ihm und lief schon mal raus.

Bevor ich das Haus betrat, entschied ich mich dazu mit Boncuk eine Runde Gassi zu gehen, weswegen ich kurz in das Haus rein rief, dass ich mit unserem Husky Gassi ging.

Da hinter unserem Haus ein Feldweg war, ließ ich Boncuk frei, damit er sich auslaufen konnte. Sobald ich ihn von der Leine befreit hatte, fing er an wie verrückt durch die Gegend zu laufen, was ich lachend beobachtete. Nachdem ich eine gute Stunde mit Boncuk unterwegs gewesen war, lief ich mit ihm wieder zurück.

„Habt ihr heute gelernt?", fragte ich meinen Bruder, als ich in seinem Zimmer stand. Er drehte sich mit seinem Stuhl um, worauf ich einen Blick auf seinen Laptop bekam. Irgendwelche Aufgaben waren zu sehen. Erdinç studierte Lehramt -Physik und Mathe-, stand mittlerweile kurz vor seinem Master. Etwas worauf ich neidisch war. Ich wollte auch so weit sein wie er es war. Obwohl er ständig beteuerte, dass dieser Wunsch Schwachsinn war, weil die Studienzeit, die beste im Leben war und uns immer wieder eintrichterte diese Zeit zu genießen. Immer, wenn ich daran denken musste, dass mein Bruder Lehrer sein würde, musste ich darüber lachen. Es war einfach witzig, weil er derjenige gewesen war, der Lehrer an ihre Grenzen getrieben hatte, so wie Besim und ich es taten. Aber genau aus diesem Grund wollte er Lehrer werden, er liebte das, was er tat und eins musste man ihm lassen, dieser Junge konnte verdammt gut erklären und vermitteln. Er stand hinter dem, was er tat, im Gegensatz zu den meisten Lehrern. Deswegen wusste ich, dass es niemanden gab, der besser in diesen Beruf reinpasste als mein Bruder.

Binjak⚓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt