Dilruba.
Die ganze Woche verlief...irgendwie. Um ehrlich zu sein bekam ich nicht sonderlich viel mit. Nur wenn sich meine Blicke mit Zeynels trafen, spürte ich einen tiefen Schmerz an meiner linken Brusthälfte. Doch abgesehen davon hatte ich ein Gefühl der tiefen Leere.Am Freitagnachmittag tauchte Vesna bei mir auf.
"Pack deine Sachen ein und komm", sprach sie zu mir, weswegen ich sie fragend musterte.
"Wir gehen heute in den Club", teilte sie mir mit, weswegen ich trocken lachen musste.
"Dann euch viel Spaß."
"Du wirst mitkommen, Dilruba."
"Du weißt, dass ich den Club meide."
"Ich werde auch nicht trinken. Wir werden einfach nur bisschen tanzen und unsere Sorgen vergessen. Stell dir einfach vor, dass wir auf einer Hochzeit seien. Ob Club oder Hochzeit, da gibt es doch keinen so großen Unterschied."
"Vesna bitte."
"Schau mal, du läufst seit Tagen wie eine Leiche rum, ich will dich nicht so sehen, das macht mich auch fertig. Ich will einfach nur, dass du bisschen auf andere Gedanken kommst. Die Jungs werden bei uns sein." Über diese Äußerung lachte ich verächtlich. Sie hatte es so dargestellt, als ob das alles Helden wären.
"Es wird uns neben ihnen zumindest niemand anmachen", erklärte sie mir unschuldig.
"Vesna-" "-Dilruba, bitte."
"Wieso willst du, dass ich unbedingt mitkomme?"
"Zum einen, weil ich wirklich will, dass du für paar Stunden deine Sorgen vergisst. Seit Tagen bist du Zuhause und hast sie trotzdem nicht vergessen, weißt immer noch nicht, was du tun sollst. Vielleicht tut es dir gut, wenn du einfach mal nicht Zuhause sitzt und nachdenkst."
"Und zum anderen?", hakte ich nach.
Sie setzte sich auf mein Bett.
"Er wird heute auch da sein. Und zwar in unserer Runde." Meine Augen wurden groß. Er war nämlich der Junge, mit dem sie Tolun betrogen hatte.
"Wieso in eurer Runde?", fragte ich interessiert.
"Die Jungs haben sich letztens auf einer Party kennengelernt und wollen heute gemeinsam feiern. Ich habe ihn angefleht nicht zu kommen, aber... Ich habe Angst, dass alles auffliegen wird. Ich brauche dich bei mir, versteh das doch! Den anderen Mädels kann ich nicht vertrauen. Bitte Dilruba, ich brauche dich."
Verzweifelt atmete ich durch, doch hielt dann inne.
"Stopp mal! Du hast ihn angefleht? Ihr habt also noch Kontakt?" Sie biss sich auf die Unterlippe und sah mich schuldig an.
"Verdammt! Ist das dein Ernst!?"
"Du verstehst das nicht! Er tut mir gut!"
"Wer weiß, wie vielen anderen Mädchen er noch gut tut", sprach ich verächtlich, weswegen Vesna schmerzvoll aufzuckte.
"Vesna man", brachte ich voller Verzweiflung von mir. "Wenn du meinst, dass er der Richtige ist, wieso beendest du die Sache mit Tolun nicht einfach?"
"Du verstehst das nicht!", sprach sie voller Verzweiflung und sprang von meinem Bett auf, brachte dann jedoch einen gequälten Ton von sich und führte ihre Hand an ihre linke Seite. Etwas über dem Bauch, weiter unter ihre Brust, genau über ihre Rippen.Verdächtig lief ich zu ihr und zog ihr Shirt etwas hoch, so dass ich einen Blick drauf hatte. Die Stelle war blau-lila angelaufen. Die Frage nach dem Schuldigen sparte ich mir.
"Wieso tust du dir das an?", fragte ich sie schmerzvoll.
Ihre Lippen bebten und in ihren Augen sah ich etwas, was ich zuvor noch nie gesehen hatte. Es war Verzweiflung. Aber eine Art der Verzweiflung, die jemanden umbringen konnte.
"Was verschweigst du mir?", fragte ich voller Sorge. Befürchtung. Und Angst.
"Tolun...er hat ein Video. Von uns, gemeinsam, während-", sie schluchzte auf, während ich mit großen Augen zu ihr sah.
"Vesna", flüsterte ich besorgt und umarmte sie dann.
"Was soll ich nur mit dir machen?", fragte ich.
"Mir helfen?" Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und nickte dann.Vesna hatte die Klamotten mitgenommen, die ich vor paar Wochen mit ihnen eingekauft hatte. Wobei mit ihnen das falsche Wort war, denn ich hatte es eher wegen ihnen gekauft.
Durch das transparente Oberteil schimmerte meine blasse Haut natürlich durch und ich war verdammt froh, dass ich einen schwarzen BH anhatte, so dass es nicht aufreizend wirkte. Der rote Lederrock war eindeutig viel zu kurz, weswegen ich ihn ständig mit meinen Händen runterzog. Abgesehen davon brachte er meine Hintern zur Geltung, weswegen ich mir am liebsten eine Jacke um meine Hüften gebunden hätte.
"Hättest du damals nur den weinroten BH gekauft, das hätte so gut gepasst!", bedauerte Sherin.
"Du spinnst", gab ich von mir. Der weinrote BH hätte wie verrückt durchgeschimmert und alle Blicke auf mich gezogen. Wer wusste, was für ein Bild ich so abgegeben hätte. Ach und jetzt gibst du also ein besseres Bild ab? Die brave Nachbarstochter?, spottete meine eigene innere Stimme mit mir.
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Binjak⚓
Teen Fiction"Shared Dreaming" ein Phänomen, welches die Wissenschaft noch nicht untersucht hat. Doch Dilay und Dilruba können darauf schwören. Denn die Zwillinge hatten so oft denselben Traum. So oft, dass sie es irgendwann sein lassen haben mit zuzählen. Obwoh...