Prolog

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Der Junge stand vorne auf dem Schiff und ließ sich den Wind ins Gesicht wehen. Nur mit Mühe konnte er den Freudenschrei unterdrücken, da er dieses Gefühl von Freiheit einfach liebte. Es war eine Weile her gewesen, seit er auf einem Schiff gewesen war. Doch dieses Mal war der Anlass kein schöner. „Gefällt dir die Fahrt?" Der Junge zuckte zusammen. Sofort hatte er ein schlechtes Gewissen, müsste er nicht traurig sein? Dürfte die Fahrt im doch eigentlich keine Freude bereiten? Schließlich drehte er sich doch zu seinem Großvater um und nickte schuldbewusst. Dieser aber verzog sein Gesicht nur zu etwas, was wohl ein aufmunterndes Lächeln sein sollte. „Ist schon in Ordnung." Murmelte er nun und auf dem Gesicht des Jungen zeichnete sich sofort ein echtes erleichtertes Lächeln ab. Die Luft roch nach Salz und Algen und irgendwie nach Abenteuern. Der Junge liebte Abenteuer, zumindest wenn andere sie erlebten. Er selbst musste sich mit Abenteuern zurückhalten. „Was meinst du wie sie sich anstellt?" Fragte er nun. Der Gedanke an Abenteuer hatte ihn wieder zu dem Thema gebracht, das schon die ganze Zeit zwischen ihnen schwebte. „Wie alle anderen auch, so bald man auf dem Schiff ist ist man verloren." Die Stimme des alten Mannes klang resigniert. Er sprach aus
Erfahrung, der Erfahrung anderer. „Ich glaube nicht, dass sie so leicht aufgibt." Der Junge verschränkte die Hände vor der Brust. Seine Stimme hatte einen trotzigen Unterton. Es machte den alten Mann am Bug des Schiffes stutzig, dass sein Enkel immer noch so viel Enthusiasmus besaß. So viel Hoffnung in das Leben. Er erinnerte sich nicht mehr daran, ob er diese Dinge in diesem Alter auch noch besessen hatte. Er glaubte es eher nicht. Die Zeiten wahren härter gewesen. Für Hoffnung war keine Zeit gewesen, bis irgendwelche jungen Träumer kamen und die Welt nach ihren Idealen verformten. Die meisten von ihnen lebten nicht mehr. Die eine, von der sie sprachen würde früher oder später auch einknicken. Alle taten das, das System ließ niemanden entkommen, niemanden! „Sie hat immer noch die Beziehung zu diesem einen und außerdem..." Er machte ein geheimnisvolles Gesicht, das seinen Großvater sicher irgendwann in den Wahnsinn treiben würde. „Außerdem..." Wiederholte er und machte eine Handbewegung, die sagte, er solle fortfahren. Auf das Gesicht des Jungen schlich sich erneut ein Lächeln, er lächelte generell öfter als sein Großvater. Immer wieder hatte er sich das Gesicht jenes vorgestellt, auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und jetzt war er endlich da. „Sie ist es,"erklärte er mit feierlicher Stimme, während über das Gesicht seines Großvaters Überraschung zuckte. „Sie ist die, die sie suchen." Im nächsten Moment traf der Bug auf Sand und der Junge und sein Großvater wurden von ihrem Aussichtspunkt geschleudert. Es wäre gut gewesen auch aufs Meer zu achten.

Willkommen zur Fortsetzung, wenn auch einen Monat später als geplant. Veröffentlichen werde ich immer Sonntags und Mittwochs. Bis dann, jolannasa

Fünf Jahre - und alles danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt