21. Kapitel: Krieger des Forseti

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Helena

Es gibt erneut einen lauten Knall, dann ist es still. Ich spüre, wie Jona neben mir sich aufrechter hinstellt. Dabei zieht er schmerzerfüllt die Luft an. Seine Verletzungen sind wohl doch nicht so gut verheilt, wie er behauptet.
„Wer seid ihr?" Fragt in dem Moment eine verwirrte weibliche Stimme. Es ist die selbe, wie die, die schon durch die Tür zu uns gesprochen hat. Wieder ist es still und ich werde leicht panisch. Diese Situation erinnert mich viel zu sehr an eine, an die ich nicht sehr gerne zurückdenke. „Was siehst du?" Frage ich Jona und auch meine Stimme klingt panisch. „Da steht eine Frau im Türrahmen, blonde Haare und blaue Augen. Sie sieht Elena ein wenig ähnlich. Hinter ihr kommt in diesem Moment noch ein Mann zum stehen. Er ist etwas größer als ich und sehr schmal, braune Haare und grüne Augen. Er starrt uns leicht verstört an." Beschreibt Jona mit ruhiger Stimme und drückt meine Hand. Der Schmerz von dem Schnitt in meiner Handinnenfläche durchzuckt mich, aber ich lasse mir nichts anmerken. „Wer seid ihr!" Fragt die Frau nun nochmal und ich drücke meinerseits Jonas Hand um ihm zu signalisieren, dass er reden soll. „Wir," beginnt er zu erklären: „wir sind die Krieger der Forseti. Aber wer seid ihr?" Wieder ist es still, nur das Schnauben eines Nadders ist zu hören. „Die Beiden schauen uns ziemlich verwirrt an. Wobei das bei der Frau sehr komisch aussieht, da sie eine Axt in der Hand hält." Vermeldet mein Freund. „Könntest du das bitte lassen?" Ertönt fast im selben Moment die genervte Stimme eines Mannes. Es ist die selbe, wie die, die vorher von dem Feuerschweif erzählt hat. „Ich kann euch nicht sehen, weshalb Jona hier mir alles beschreibt." Erkläre ich schnell. Die Frau hat ja anscheinend eine Axt und auf weitere Verletzungen habe ich echt keine Lust. „Oh, das wusste ich nicht." Kommt es zum Glück in dem Moment, in dem ich das denke, von der Frau. „Wir sind Drachenreiter aus Berk." Sagt der Mann nur einen Moment später. Würde ich noch sehen können, würde ich jetzt einen geschockten Blick mit Jona tauschen, aber das fällt wohl flach. Mir bleibt wohl nur meine eigene Fassungslosigkeit, ist das noch Zufall oder schon Schicksal?

Hicks

Der Mann, Jona hat die Frau ihn gennant, sieht ziemlich geschockt aus, ähnlich wie die Frau. „Ist das noch Zufall oder schon Schicksal?" Fragt sie leise, mehr zu sich selbst als zu uns. Danach ist es still, bis Ohnezahn mich von hinten in den Raum stößt. „Der Mann ist jetzt in den Raum gestolpert, er wurde von einem Drachen geschubst, einem Drachen, der wie ein Nachtschatten aussieht." Kommentiert Jona prompt, halb überrascht, halb belustigt. „Ohnezahn sieht nicht mur wie ein Nachtschatten aus, er ist auch einer." Murmle ich perplex. „Ich schätze dein Drache mag sie." Astrid hinter mir bricht in Gelächter aus und ich drehe mich ruckartig zu ihr um. „Hatten wir nicht mal über die Sache mit dem schadenfrohen Gelächter geredet?" Frage ich sie mehr scherzhaft als ernst. Passend dazu vermeldet Jona: „Der Mann und die Frau durchbohren sich mit Blicken. Die sind aber eher von der Sorte Was-sich-liebt,-das-neckt-sich. Ich denke wir sollten ihnen vorläufig vertrauen." Ohnezahn gibt ein zufriedenes gurren von sich und die Frau lächelt. „Ich bin deiner Meinung." Sagt sie und fügt dann ein: „Ich bin Helena und der Mann neben mir ist wie gesagt Jona. Wir sind Krieger des Forseti, wahrscheinlich die einzigen, die noch leben." Hinzu. Krieger des Forseti, Hä? Klar, Forseti ist unter anderem der Gott der Gerechtigkeit (-> Wikipedia). Aber Gerechtigkeit in welchem Sinn? Und wieso glauben sie die letzten Überlebenden zu sein? Vor meinem inneren Auge fügen sich die Funde von diesen Schiffen zu einem schaurigen Bild zusammen. Wir sollten Lydia da irgendwie rausbekommen, auch wenn ich glaube, dass sie da schon viel zu weit drinnen steckt. Ich tausche einen Blick mit Astrid. Sie weiß noch nichts von den anderen Funden, sieht aber genauso bestürzt wie ich aus. Ich nicke ihr zu und sie beginnt zu sprechen:

Jona

Der Mann mit den braunen Haaren heißt Hicks, die Frau heißt Astrid. Zusammen mit ihren Freunden helfen sie uns erst nach draußen und durchsuchen dann noch einmal die Schiffe. Wie erwartet finden sie keine Spur von weiteren Gefangenen, nur die Götter wissen, was mit ihnen geschehen ist. Irgendwann kommt die Gruppe, die aus sechs Personen besteht, wieder auf dem mittleren Schiff zusammen. Alle schauen zu Hicks, der wohl der Anführer dieser Gruppe ist. Dieser ergreift nach einem kurzen Blickwechsel mit Astrid, die beiden sind ganz klar ein Paar, das Wort: „Also, da wir die Leute hier nicht zu dem Versteck dieses Dragos segeln lassen können, gleichzeitig aber so schnell wie möglich nach Berk zurück müssen, schlage ich vor, dass wir diese Schiffe zurück zu der „Caldera Insel" ziehen. Ich hoffe, dass Iris und die anderen uns helfen können. Danach geht es so schnell wie möglich nach Berk." Er schaut in die Runde und alle scheinen mit dem Plan einverstanden zu sein. Nur ein Mann mit blonden Haaren und eine Frau, die ihm sehr ähnlich sieht, sehen etwas verwirrt aus. „Sind wir nicht deswegen unterwegs, weil wir Lydia helfen wollen, da es irgendwie unsere Schuld ist, dass sie in dieser Situation steckt?" Fragt der Mann verwirrt und die Frau schlägt sich die Hand vor die Stirn. Ich bekomme ihre Antwort nicht mit, da ich zu Helena schaue, die neben mir sitzt. Sie sieht genauso bestürzt wie ich aus. Kann es sein, dass sie die Lydia meinen? Das die vielleicht wichtigste Aktion unserer Gruppe komplett umsonst war?

Nachdem die Besprechung vorbei ist kommt einer der Männer zu uns, während die anderen die Drachen festbinden, damit sie die Schiffe ziehen können. Nur der Nachtschatten bleibt am Boden, ein Teil seines Schwanzes ist durch eine rote Prothese ersetzt worden, die nur von einem Reiter gesteuert werden kann. Schweigend schauen wir den anderen bei der Arbeit zu. Helena und ich würden ihnen ja helfen, aber wir sind zu geschwächt und haben zu viele Verletzungen, als dass wir eine Hilfe wären. Nachdem wir uns wieder in Bewegung gesetzt haben, genau in die andere Richtung als zuvor, kommen auch Hicks und Astrid zu uns und tauschen ein paar leise Worte mit dem anderen Mann. Dann drehen sie sich wieder zu uns.

Astrid

„Ihr hängt irgendwie in dieser ganzen Geschichte mit Lydia und ihren Eltern mit drin, oder?" Frage ich direkt und kassiere einen genervten Blick von meinem Freund. Aber hey, für langes Drumherumgerede haben wir keine Zeit mehr. Bei meinen Worten zuckt die braunhaarige Frau, Helena, zusammen. Ich schiebe es darauf, dass sie nicht sicher wusste, wer alles da ist. Es muss ganz schön schwierig sein, wenn Dinge, die für uns selbstverständlich sind plötzlich unmöglich werden. „Ja, ich glaube, wir hängen in dieser Geschichte mit drinnen. Aber woher kennt ihr Lydia überhaupt, Fönen liegt sehr weit von Berk entfernt." Antwortet mir Jona nach einigem Zögern. „Das ist eine längere Geschichte, in der mehrere Drachen, Viggo Grimborn und ein Levis eine Rolle spielen." Versucht Hicks zu erklären, bekommt aber nur verwirrte Blicke. „Lydia hatte streit mit diesem Levis, der wohl irgendwie der Stiefsohn von ihrem verstorbenen Adoptivvater ist. Einen schlimmen Streit, wenn man der Narbe an ihrem Hals glauben kann. Deswegen hat sie die goldene Regel gebrochen, denn dort würde er nicht suchen. Sie hat es sich dann zur Aufgabe gemacht uns die Drachen näher zu bringen. Dann hat Viggo uns angegriffen und wir standen auf einer Falltür. Mit einem Signalschuss hat ihr Drache die Schlacht für uns entschieden und deswegen ist sie auf dem Schiff geblieben. Seit dem suchen wir sie und ja..." Die beiden Forseti Krieger sind während meiner Erklärung immer blasser geworden. „Jetzt ist sie da, wo sie nie sein sollte." Beendet Helena den Satz. Ich bekomme eine Gänsehaut, ihre Stimme hat sowas endgültiges. Vor allem, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass jemand diesen Satz je beenden wird. „Und wir können ihr nicht helfen, weil wir Berk schützen müssen." Murmelt Hicks vor sich hin und ich kann ihm die Schuldgefühle sehr gut ansehen und er ist nicht der einzige, der sich schuldig fühlt.

Fünf Jahre - und alles danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt