22. Kapitel: Berk

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Lydia

Am nächsten Morgen werde ich mit irgendeiner Bitte zu Viggo zitiert. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Was ist in diesem Fall gespielt und was ist echt? Seufzend komme ich seiner Bitte nach und laufe erhobenen Hauptes durch die Gänge, in denen die Leute bei meinem Anblick zu tuscheln beginnen, als würde ich das nicht sehen. Es fühlt sich an wie ein Déja-vu.

Viggo ist bereits da, als ich die Tür zu dem Double von Theos Studierzimmer hinter mir schließe. Ich bin echt verwundert, wie gut ich mich hier bereits auskenne. „Setz dich doch bitte, dann können wir anfangen." Sagt mein was-weiß-ich-was und ich lasse mich ohne Widerspruch in den Sessel gegenüber fallen. „Du wolltest mich sprechen?" Frage ich und er nickt, dann schiebt er eine Karte über den Tisch zu mir. „Das ist das nächste Ziel unserer Flotte." Ich beuge mich über die Karte. Eine der Inseln ist rot umkreist, sie ist sehr weit rechts unten. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Unter der Insel steht der Name Berk und mein Herz setzt einen Schlag aus. „Wieso Berk?" Frage ich, die Frage, wieso er mir das erzählt, spare ich mir. „Drago konnte diese Insel noch nie leiden, eine alte Fehde und nun findet er, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Erklärt Viggo und hebt die Hände: „Ich habe ihm nichts von deinen Freunden erzählt!" Aus irgendeinem Grund glaube ich ihm das sogar. Es macht keinen Sinn sich jetzt mit ihm zu streiten und dann ist da auch noch mein Bauch, der sagt, dass ich ihm vertrauen kann. Auf meinen Bauch kann ich mich meistens verlassen. „Und wie können wir Berk retten?" Frage ich also nur resigniert und kassiere dafür einen überraschten Blick. Er hat wohl mit mehr Misstrauen gerechnet. Das zeichnet unsere Beziehung schließlich aus. Habe ich gerade Beziehung gedacht? Schnell konzentriere ich mich wieder auf meinen Gegenüber. „Nun ja, Hicks und seine Leute sind nicht schlecht und sie haben in letzter Zeit viele Verbündete gesammelt. Aber der Angriff wäre eine gute Möglichkeit dich wieder mit deinem Drachen zu vereinen." Meint dieser nun. „Und wie soll ich es schaffen, dass sie mich mitnehmen?" „Da hätte ich eine Idee, die dir sicher nicht gefallen wird." Viggo schaut mir tief in die Augen. Dann geht er auf die Knie. Worauf habe ich mich da nur eingelassen?

Hicks

Iris und ihr Vater sind überrascht uns so früh schon wiederzusehen. Nach einiger Diskussion sind sie aber Bereit uns zu helfen und wir verabschieden uns von Helena und Jona, die ebenfalls hier bleiben werden.

Am nächsten Tag sind wir schon wieder in der Luft und haben hoffentlich nur noch etwas weniger als zwei Tage, bis wir zurück in Berk sind. Die Reise zu den Caldera-Leuten hat schon genug Zeit in Anspruch genommen. Drei Tage um genau zu sein. Drei Tage, in denen wir Stück für Stück Lydias Geschichte zusammengetragen haben. Drei Tage, in denen sonst nichts spannendes passiert ist. Wir wissen jetzt, das Lydia der Schlüssel zu so gut wie allem ist, aber vor allem ist sie unsere Freundin, die wir auf gar keinen Fall vergessen werden. Nur, dass Berk ohne uns nicht allzu gut geschützt und vor allem total unvorbereitet ist. Wir müssen unsere Heimat verteidigen und ich weiß, dass Lydia das verstehen würde. Wenn sie eine Heimat habe würde, würde sie genauso handeln. Ich seufze, wie so oft drehen meine Gedanken sich nur um die Verschwundenen Krieger und den Fleck auf dem Teppich. Wir haben erfahren, dass die Besatzung des Schiffes einmal 14 Leute gezählt hat. Nur zwei von ihnen sind wieder aufgetaucht, was mit dem Rest passiert ist, wissen die Götter. Auch Helena und Jona haben nur knapp überlebt. Laut ihnen liegt das daran, dass Jonas Familie sehr einflussreich ist und Helena eine enge Freundin von Eva war, Lydias Mutter. Auch Eva war Teil dieser Widerstandsgruppe, nachdem sie gesehen hatte, wie verbittert der Anführer dieser Drachenallianz geworden ist. Dieser Anführer, der hinter diesem ganzen Spiel steckt und sein Name ist nicht Viggo Grimborn, er heißt Drago Blutfaust.

Astrid

Am Morgen des nächsten Tages kommt Berk in Sicht. Wir alle sind erschöpft von der Reise und erleichtert, dass wir bisher nirgends Schiffe entdecken konnten. Als wir schließlich auf dem Dorfplatz landen hat sich bereits eine Menschentraube um uns gebildet. War Drachentöten eigentlich die einzige Beschäftigung dieser Wikinger? Schnell steigen wir von unseren müden Drachen, die sich auch sofort verziehen. Nur Ohnezahn bleibt bei uns und stützt den mindestens ebenso müden Hicks, der als einziger die ganze Nacht, die wir aus Zeitmangel, durchgeflogen sind, wach war. Er sieht nicht so aus, als wäre er in der Lage jetzt große Reden zu schwingen, eher so, als würde er gleich im Stehen einschlafen. Nachdem ich das gedacht habe drängelt sich auch schon Haudrauf durch die Menge und umarmt seinen müden Sohn. Auch meine Eltern und die Eltern der anderen kommen nach vorne, aber bevor wir uns trennen haben wir noch eine wichtige Mitteilung zu machen. „Alle mal herhören!" Rufe ich und versuche die Wikinger zu übertönen. Es bringt nichts. Die anderen stimmen in mein Rufen ein und werden ignoriert, Ohnezahn gibt einen Plasmastrahl in den Himmel ab und hat sofort die fast ungeteilte Aufmerksamkeit. Nur irgendein Schafskopf ruft „Nachtschatten!" Und wird sofort leise zurechtgewiesen. Berk hat sich echt verändert und es wird sich noch weiter verändern. Zumindest, wenn wir vorher nicht alle Sterben. Ach ja genau, sterben, da war ja noch was. Wahrscheinlich habe ich auch zu wenig Schlaf abbekommen. „Wir haben schlechte Neuigkeiten." Verkünde ich mit lauter Stimme. „Berk steht kurz vor einem neuen Angriff eines viel stärkeren Gegners. Wir wissen nicht genau wann und wie er angreifen wird, aber es wird schlimmer als die Schlacht um Berk und als jeder Drachenangriff werden. Doch wir werden uns sicher nicht beugen und wir werden auch diese Schlacht gewinnen. Denn wir sind Wikinger und die Gefahr ist unser Berufsrisiko." Rufe ich und die Leute Jubeln, bzw. einige schauen auch etwas verwundert. Wann habe ich denn gelernt so gute Reden zu schwingen? Jedenfalls ist gesagt, was gesagt werden muss und Zeit sich noch einmal etwas hinzulegen. Müde plant es sich so schlecht.

Lorelei

Auf der Händlerinsel ist nur sehr wenig los, was vielleicht daran liegt, dass es noch früher morgen ist. Niemand beachtet eine fremde Gestalt, die die Kapuze ihres Umhangs weit ins Gesicht gezogen hat. Das ist mein Glück, denn auch ein paar Drachenjäger machen hier Station und ich habe keine Lust auf eine neuerliche Flucht. Die letzte liegt mir noch schwer im Magen. Unauffällig lasse ich ein paar Äpfel in meiner Tasche verschwinden und zeige einem anderen Händler die Tätowierung, die ich jahrelang unter meinem Armband versteckt habe. Immer wieder bin ich überrascht, wie viele Unterstützer das Programm inzwischen hat und wie sehr die Leute jemandem Vertrauen, der die Tätowierung trägt. So bin ich auch an den Umhang und die frischen Kleider gekommen. Eine Frau hat mich an meinem zweiten Abend in einem Dorf erwischt, als ich um die Hütten geschlichen bin. Anstatt mich zu verraten hat sie mir eine Nacht Unterschlupf, etwas zu Essen und frische Klamotten gegeben, als sie eben jene Tätowierung gesehen hat. Wohin ich aber nun gehe weiß ich noch nicht, wo kann ich hin, wo diese Drachenjäger nicht sind? In der mir bekannten Welt sind sie inzwischen überall, was ich bereits hier auf dem Markt erfahren habe. Sie waren schon immer ein Ort des Klatsches und des Tratsches und so stehe ich eine Weile einfach nur da und belausche einige Drachenjäger, die sich mit einem Händler unterhalten. „Weißt du schon das neueste?" Fragt einer der zwei Drachenjäger irgendwann und der Händler schüttelt den Kopf. „Viggo Grimborn und Lydia Stava sind wieder zusammen. Sie kommt sogar mit auf den Feldzug nach Ber..." „Das hätte ich echt nicht gedacht, dieses Ominöse Drachenschwesterprogramm verliert langsam an Unterstützern und die Krieger des Forseti sind quasi Geschichte." Fällt der andere ihm ins Wort. Eine Weile unterhalten sie sich noch darüber, wie schwach der Widerstand gegen Drago doch geworden ist und wie toll Levis Stava ist. Dann verabschieden die Drachenjäger sich und ich mache mich auf den Weg zurück zu Soraya, mit einem neuen Ziel vor Augen.

Ich habe im Moment Probleme damit die Geschichte weiterzuschreiben. Bis auf weiteres gibt es daher keine Garantie, dass die Kapitel pünktlich kommen. Bis dann, jolannasa

Fünf Jahre - und alles danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt