5. Kapitel: Im Drachenhauptquatier

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Lydia

Am nächsten Morgen werde ich früher als sonst geholt. Eigentlich bin ich mir nicht mal sicher, ob es Morgen ist. Doch in die Gänge fällt Licht und es sind weniger Leute als gestern unterwegs. Wie immer bleiben sie stehen und mustern mich argwöhnisch, wenn sie die Wache sehen, die mich vor mich her schiebt. Was es doch für ein Luxus ist geschoben und nicht gezogen zu werden. Das ist eine der Sachen, die man erst lernt, wenn man es eine Weile ausprobiert hat. OK, wenn man es eine Weile unfreiwillig ausprobiert hat. Wir gehen dieses Mal einen anderen Gang entlang. Ich zähle einhundert Schritte, dann um die Ecke. Jetzt noch einmal dreißig Schritte einen Dunklen Korridor entlang. Es gibt hier kaum Licht und die Wände sind Lila gestrichen. Vor der fünften Tür diesem Gang bleiben wir stehen. Die Wache packt mich fester am Arm und gibt ein Klopfzeichen. Diese Leute sind extrem Code besessen. Das heutige Klopfzeichen besteht aus sechsmal kurz, nach einer Pause zweimal kurz und dann noch einmal fünfmal kurz. Das letzte mal ist wieder lang, aber dieses Mal sind es zwei. Es gibt hinter den Klopfzeichen einen Code, bin gespannt ob ihn einer herausfindet. Die Tür geht genau drei Sekunden danach auf. Der Raum dahinter ist ebenfalls lila gestrichen. Die Möblierung besteht aus einer Kommode, einem langen Tisch mit zwei Stühlen dahinter und einem Stuhl davor. Über der Kommode hängt ein Bild, es zeigt eigentlich nur ein Siegel und es ist nicht das der Drachenjäger. Ein feuerspeiender Drache windet sich zu einem Kreis. In seinem Bauch steckt ein Pfeil, irgendwie widert mich das Bild an. Die Wache zieht mich weiter bist zu dem Stuhl sind es wieder fünf Schritte. Die Wache drückt mich auf den Stuhl und bindet wie das letzte Mal meine Arme an ihm fest. Nur, dass er dieses Mal beide nimmt. Dann verschwindet er wieder und lässt mich in dem Raum, der jetzt nur noch von einer Kerze erhellt wird zurück.

Unbekannt

Ein weiteres Gespräch ist vorbei. Schnell husche ich in den Raum um die nötigen Unterlagen hinzulegen und den Raum auch sonst herzurichten. Zu meiner Verwunderung ist bereits eine weitere Person in ihm. Eine Frau sitzt auf dem Befragungsstuhl in Raum 102. Ihre Arme sind an ihrem Stuhl festgebunden, weshalb ich davon ausgehe, dass sie nicht freiwillig hier ist. Tatsächlich hat es ziemlich lange gedauert, bis sie hier gelandet ist. Ein Blick auf ihre Akte zeigt mir, dass sie bereits 62Tage hier ist. Normalerweise werden die Leute bereits zwischen dem ersten und dem zehnten Tag hier eingeschätzt. Sie muss einen mächtigen Fürsprecher haben. Einen, den ich lieber nicht verärgern will, weshalb ich meine Arbeit schnell beende. Erst, als ich wieder in der Tür stehe, drehe ich mich noch mal um. Die Haltung der Frau beeindruckt mich, sie ist seit 65 Tagen hier, aber ihren Stolz hat sie noch nicht verloren. Ich selbst habe damals nur vier Tage durchgehalten. Während mein Blick noch immer auf ihr liegt hebt die Frau den Blick und lächelt mich an. „Alles hat ein Ende." Sagt sie: „Und das Nächste ist schon nahe." Dann schaut sie mich mit ihren strahlend blauen Augen an. Im Nächsten Moment fällt die Tür zu und ich stehe wieder auf den Gang. In Gedanken bin ich immer noch im Raum. Diese Frau ist wirklich seltsam, ich kenne sie irgendwoher. Im Moment weis ich nur nicht genau von wo... Aber ich schwöre mir, dass ich es herausfinde. Ich habe irgendwann mal Geschworen nie aufzugeben. Das fällt mir jetzt wieder ein. Diese Frau hat mich wieder daran erinnert, sie hat mir neue Hoffnung gegeben und neue Kraft. Vielleicht könnte ich ja ein Teil vom Ende dieser Organisation sein.

Lydia

Als erstes kommt ein Mann, der sich als Frank vorstellt. Er trägt eine Brille und ist hinten schon etwas grau. Eigentlich erfüllt er das Klischee von den sogenannten gelehrten sehr gut und ich frage mich, wie er hierher gekommen ist. Er testet meine Reflexe, die ich alle nicht ausschalten kann. Mein Ergebnis dabei ist gut, wie er mir sagt. Dann führt er einige anderen medizinischen Untersuchungen durch. Ein Heiler, als ob die meine Gesundheit interessieren würde. Mein Hals scheint, bis auf zwei Schrammen, unauffällig zu sein. Aber mein Rücken ist von dem vielen Rumgeschupse angespannt. Hier tut die Berührung richtig gut und das erste Mal seit über drei Monaten entspanne ich mich einwenig. Auch der Rest meines Körpers wird untersucht. Inklusive der obligatorischen Hühnchenknochen und einem Schwangerschaftstest. Alles fällt negativ aus und der Heiler kommt zu dem Ergebnis, dass ich kerngesund bin. Er verschwindet wieder und ich warte erneut. Dieses Mal kommt niemand ins Zimmer. Erst eine gefühlte Ewigkeit später kommt eine Frau mit verkniffenem Gesicht. Sie hat einen Fragebogen in der Hand und ist mir bereits unsympathisch, bevor sie den Mund aufmacht. „Also, das Folgende wird so ablaufen: Ich werde dir Fragen stellen und du wirst sie beantworten." Das ‚sonst wirst du es bereuen!' hängt unausgesprochen in der Luft. Die Frage ist, wie sie mir Drohen will. Lyra ist nicht hier und auch sonst niemanden, den ich kenne und, dass ich auch sonst niemanden für mich leiden lassen würde, wissen sie nicht. Sie hat noch nichts gefragt, scheint aber trotzdem eine Antwort erwartet. Denn nun bewegt sie leicht den Kopf und eine Nadel sticht in meinen Arm. Sie scheinen mir irgendwas zu initiieren. Etwas, was meine Gedanken leicht vernebelt. Das wäre die andere Möglichkeit, wenn ich nicht klar denken kann, kann ich auch nicht mehr Lügen. Das ist nun der einzige Ausweg, zur Not muss ich eben Lügen, oder einen Teil der Wahrheit verschweigen. „Wie lautet ihr Name?" Ernsthaft? Ich dachte, dass sie zumindest das wissen. „Lydia Mansella." Das ich auch einen Zweitnamen habe, verschweige ich. „Laut unseren Informationen heißen sie Stava mit Nachnamen." Also wussten sie es doch, ich frage mich, was sie mit dieser Frage bezwecken. „Seit ich Fönen verlassen habe trage ich den Namen Stava nicht mehr." Soweit nichts neues, das würden sie auch auf fast jeder Marktinsel herausfinden. Die Frau gegenüber von mir macht eine Notiz. Dann kommt die nächste Frage: „Wie alt sind sie?" Auch das ist nichts geheimes. „Ich bin 20 Jahre alt." Langsam entspanne ich mich, was ein Fehler ist, wie ich bei der nächsten Frage herausfinde: „Was war ihr letzter Aufenthaltsort?" Fragt die Frau mit einem falschen Lächeln. Während ich fieberhaft überlege, was ich machen soll. Was kann ich auf diese Fragen sagen?

Tut mir leid, dass jetzt so wenig von der Einschätzung kam. Im nächsten Kapitel gehts weiter und Astrid sowie Hicks sind auch wieder dabei. Außerdem kommt eine neue Figur dazu, die wohl meine Wortbegrenzung durcheinanderbringen wird. Aber das interessiert euch wahrscheinlich nicht, also bis dann jolannasa

Fünf Jahre - und alles danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt