2. Kapitel: Beschützer des Flügels

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Hicks

Um mich herum ist es hell. Ein paar Drachen gurren, es scheint friedlich zu sein. Und das ist der Punkt, bei uns war es in den letzten Monaten nie ruhig. Frieden mit den Drachen hin oder her. Mühsam öffne ich die Augen. Ich blicke in das Gesicht eines Kriegers. Generell stehen hier viele vermummte Krieger. Sie haben einen Kreis um uns gebildet und starren und undurchdringlich an. „Ich habe ja gesagt, dass das keine gute Idee war." Ich drehe den Kopf und sehe, dass auch Rotzbacke inzwischen aufgewacht ist. Das selbe gilt für Astrid und die Zwillinge. Nur Fischbein scheint sein Bewusstsein noch nicht wieder zu haben. Ein weiterer Drache gibt einen nervösen Laut von sich. Er klingt wie... „Ohnezahn!" Rufe ich, für kurze Zeit vergesse ich sogar, das es sich hier um Drachenschützer handelt. Einen Moment passiert gar nichts, dann stürmt mein Kumpel auf mich zu. Ohne Rücksicht auf die Wachen dringt er zu mir durch und wirft mich in seinem Übermut endgültig zu Boden. „Ja, ich freu mich auch dich zu sehen." Lache ich und streichle ihm über den Kopf. Er gibt ein gurrendes Geräusch von sich. Dann wird er von mir weg gezerrt. Eine starke Hand packt mich an den Schultern und zieht mich nach oben. „Wie kannst du es wagen dem Drachen noch einmal zu nahe zu kommen." OK, ich muss zugeben diese Beschützer des Flügels sind keine strengen Drachenschützer, sie sind fanatische Drachenschützer und manchmal fehlt ihnen eindeutig der Bezug zur Realität! „Falls du es noch nicht bemerkt hast sind wir von Wachen umzingelt. Ich habe nicht einmal die Möglichkeit dem Drachen zu nahe zu kommen. Es war sein freier Wille zu mir zu kommen." Erwidere ich darauf und beisse mir im selben Moment auf die Zunge, ich argumentiere schon wie Viggo. „Du wirst verlieren!" Hat er gesagt, wir haben nicht verloren, ich schon. Der Mann starrt mich weiter hasserfüllt an, aber das kenne ich bereits. Ist es nicht irgendwie ironisch, dass ich während meinem bisherigen Leben immer aus genau dem Gegenteil hasserfüllt angestarrt wurde?

Astrid

„Lass gut sein Trok!" Eine Frau schiebt sich zwischen den Wachen hindurch. Dabei strahlt sie so viel Autorität aus, wie nur irgendwie Möglich. Sie erinnert mich ein wenig an Lydia, sie ging an dem Tag genauso aufrecht, an dem Hicks den riesenhaften Albtraum hätte töten sollen. Der Mann mit den blonden Haaren, der als einziges nicht die Uniform der anderen trägt, gehorcht ihr jedenfalls. Wie die anderen Wachen sinkt er vor der Frau auf die Knie. Ein wirklich eindrucksvolles Schauspiel, das muss man dieser Sache lassen. „Erhebt euch." Die Beschützer gehorchen, auch dieser Trog erhebt sich wieder und starrt Hicks weiter hasserfüllt an. Die Frau lächelt kurz, dann wendet sie sich uns zu und ihr Blick wird starr und pflichtbewusst. „Nun zu euch, ihr seit angeklagt Drachenjäger zu sein und den Drachen als solche ihren freien Willen genommen zu haben." Lustiger weise benutzt sie bei ihrer Anklage genau den Wortlaut, den auch Hicks vorher verwendet hat. Dieser wendet nun den Blick von Trog ab und schaut zu uns. Wir verständigen und stumm darauf, dass er reden wird. Niemand ist sonst in der Lage einen angemessenen Ton anzuschlagen und ohne den sind wir sowieso verloren. „Habt ihr dazu irgendwas zu sagen?" Ich glaube das es eine rhetorische Frage sein sollte. Sie hat sich ihr Urteil eh schon gebildet, für sie sind wir Drachenjäger. „Ja, das haben wir tatsächlich." OK, die Frage war rhetorisch, die Frau sieht richtig überrascht aus, dass der Gefangene es wagt ihr ins Wort zu fallen. „Zunächst einmal, wir sind keine Drachenjäger! Was spricht denn bitte dafür?" Damit hat Hicks recht. Wir haben wirklich versucht diesen Eindruck gerade NICHT zu erwecken. „Naja, ihr versucht hartnäckig den Eindruck nicht zu erwecken, ihr leugnet es. Ihr seid ohne unsere Kenntnis auf unsere Insel eingedrungen. Welchen anderen Grund solltet ihr für das denn sonst haben?" Die Frau hört auf zu reden, ihre Stimme klingt triumphierend. Doch ich glaube, dass sie trotzdem weis, das diese Argumente hirnrissig sind. „Naja, ich kann ihnen erklären warum wir hier sind. Sagt ihnen der Name Lydia Mansella was?..."

Lydia

„Gut geschlafen?" Der Wärter schaut mich überheblich an. „Nein, aber ich bin trotzdem nicht bereit mich in meine Aufgabe zu fügen. Also können sie jetzt wieder gehen." Diese Antwort gebe ich seit zwei Monaten jeden Morgen. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht, es gibt kein System dahinter. Oder zumindest keins das man innerhalb von gut 61 Tagen erkennen kann. Heute funktioniert es nicht, denn der Wärter bleibt in der Tür stehen. „Der Chef will dich sehen." Oje, schon wieder eine Therapiestunde. Oder eher Psychoterror, wobei es auch auf die Gesprächsperson ankommt. „Welcher Chef?" Frage ich also. Soweit ich es bis jetzt verstanden habe, gibt es in dieser Organisation nur einen Chef. Den Einen, dessen Name niemand ausspricht. Aber gleichzeitig nennt jeder seinen direkten Vorgesetzten Chef. Der Chef kann also jeder sein. „Viggo Grimborn." Ich habe also tatsächlich mal wieder einen Drachenjäger vor mir. Er packt mich am Arm und ich zucke zusammen. Meine Wunde von vor zwei Wochen ist noch immer nicht ganz verheilt und schmerzt nun höllisch. Der Wärter lacht, er ist auf jeden Falle einer von denen, denen ihr Job spaß macht. Wiederwillig lasse ich mich aus der Zelle führen. Auf dem Gang werde ich schonungslos angestarrt. Das war bisher immer so und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben. Ich schaue jeden einzelnen von ihnen an. In manchen Blicken erkenne ich Bewunderung, diese Leute waren sicher schon selbst in meiner Lage und haben es nicht geschafft stand zu halten. Die meisten schauen mich aber abfällig an, für sie bin ich ein widerliches Stück Dreck an ihren Stiefeln. Unwillkürlich richte ich mich noch mehr auf und verberge meine Gefühle unter einer Maske. Zwei Narben ziehen sich inzwischen über es, ich trage sie mit stolz. In den zwei Monaten in denen sie nun schon versuchen mich zur Mitarbeit zu bewegen, haben sie es nie geschafft mir meine Würde zu nehmen. Der Wärter zieht mich weiter, sein Griff an meinem Arm drückt noch stärker auf meine Wunde. Der Schmerz durchzuckt mich erneut und ich beiße die Zähne zusammen. Dann straffe ich die Schultern und laufe etwas schneller. Ein Gespräch mit Viggo, das könnte spannend werden.

So, Lydia lebt wie ihr seht auch noch. Andererseits tot würde sie auch niemandem nutzen oder? Sie muss nämlich eine wichtige Aufgabe für die Organisation erfüllen...
Apropos Organisation, schon eine Ahnung wer er der große Boss ist? Wenn nicht ist es auch nicht schlimm, er wird auch noch selbst in Erscheinung treten und bis dahin wünsche ich euch noch viel spaß an der Geschichte, bis dann, jolannasa

Fünf Jahre - und alles danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt