„Wie meinst du das, Tamara könnte ein Orakel sein?"
Maddox war aufgeregt, aber da die Blutsklavin in seinem Haus lebte, hielt er sich zurück, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel. Er konnte nicht still sitzen und man merkte, dass er sein Erstaunen am liebsten heraus geschrien hätte.
Tamara seufzte, während Cayden antwortete.
„Sie ist ein Orakel, auch wenn sie untypisch dafür ist. Ich habe über die Merkmale eines Orakels gelesen, doch ich weiß, dass Khedri bisher das einzige Orakel ist. Also wird nur sie beschrieben. Wer sagt euch denn, dass es alles richtig ist, was ihr aufgeschrieben habt?"
Arthur nickte und kaute an seinem Fingernagel. Er sah zu Maddox.
„Cayden hat Recht. Wer sagt uns, dass alles stimmt, was in den Schriften steht. Dort werden wir Dayak auch verdammt und als Bestien bezeichnet. Du weißt nun schon seit Jahren, dass es nicht unbedingt so sein muss."
Maddox verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
„Du weißt aber schon, dass auch ich einige der Schriften angefertigt habe?"
Arthur verdrehte die Augen, was schon etwas komisch aussah, da er die Kontaktlinsen herausgenommen hatte und die roten Augen leuchteten.
„Das weiß ich doch und deine Schriften sind auch wirklich gut. Aber du kennst selbst die sogenannten Gelehrten, die sich ihr Halbwissen aus den Fingern gesaugt haben, nur um bei Amsu Eindruck zu schinden."
Nun lächelte Maddox und Tamara stöhnte erneut.
„Könnten wir uns wieder dem eigentlichen Thema zuwenden? Kann es wirklich sein, dass ich ein Orakel bin?"
Maddox betrachtete sie lange.
„Du bist ganz anders als Khedri. Sie war Jungfrau, als sie gewandelt worden war und sie ist es bis heute. Sie wurde in ihrem Leben gequält, doch das machte sie nicht zu einem bösen Vampir, der auf Rache aus ist. Sie ist die Güte in Person."
Tamara verzog das Gesicht.
„Ich habe schon verstanden. Sie ist ein Engel, während ich ein Nichts bin!"
Arthur schnalzte mit der Zunge.
„Das hat er nicht gesagt. Er wollte damit nur zeigen, dass Khedri ganz anders als du ist. Aber erzähle uns doch, was du gesehen hast!"
Sie schloss die Augen und begann zu beschreiben.
„Es schien so, als ob ich dabei gewesen wäre. Ich sah alles. Wir waren in einer Art Burg. Es gab keine Fenster. Draußen war es dunkel, doch es war keine normale Dunkelheit. Die Umgebung erinnerte mich an das tiefste Mittelalter. Es waren Wandteppiche an den Wänden, aber man sah den groben Stein. Kerzen erhellten den Raum. Cayden war an die Wand gekettet worden und man quälte ihn. Die Menschen um ihn herum trugen komische Kleidung und hatten auch eigentümliche Waffen. Messer, Speere und so Zeug. Sie reizten Cayden. Als ob sie seine Reaktion sehen wollten. Aber erst als sie mich verletzten, wurden seine Augen so grell, wie sie immer werden, wenn er wütend wird."
Maddox starrte erst sie, dann Arthur an.
„Sie hat Ludokar beschrieben.", flüsterte er leise.
Er wandte sich wieder an sie.
„Die Wandteppiche...kannst du sie mir beschreiben?"
Sie nickte.
„Die Hauptfarbe war blutrot. Ein Teppich beschrieb eine Szene, die ich nicht deuten konnte. Man sah drei Männer, die Speere in einen anderen Mann trieben. Es muss ein Dayak gewesen sein, denn die Augen waren rot. Aber er sah auf dem Teppich eher wie ein Monster aus. Es waren seltsame Zeichen eingestickt."
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Bestien der Dunkelheit
VampireUngewollt zum Vampir! Tamara ist wütend. Ihre Lebenszeit war abgelaufen und sie hatte damit abgeschlossen. Doch Gattlin hatte andere Pläne mit ihr und hat sie zum Vampir gewandelt. Das er damit etwas ins rollen gebracht hat, was niemand vorausgesehe...