Ein weiteres Stück des Puzzles hatte sich hinzugefügt.
Khedri seufzte.
Es ließ sich nicht mehr aufhalten. Sie hatte die Anzeichen gespürt, aber erst zu spät erkannt. Nun konnte sie nur noch tatenlos zusehen, wie sich jedes noch so kleine Detail zu einem schrecklichen Ganzen zusammen fügte.
Allerdings musste sie zugeben, dass sie auch nichts dagegen unternehmen wollte, auch wenn sie es noch könnte.
Ihr fiel schon lange auf, dass ihr Volk nicht mehr das war, was Amsu sich einmal gewünscht hatte. Doch auch er war träge geworden und sah allem nur tatenlos zu. Nur manchmal erhob er sich. Doch dann machte er Fehler. Wie zum Beispiel die Sache mit Gattlin. Wenn Khedri ihren Bruder nicht aufgehalten hätte, dann wäre Gattlin nicht nur in die Menschenwelt geschickt worden. Nein, Amsus Berater hätten eine härtere Strafe verlangt. Und Amsu hätte sie verhängen müssen. Und Gattlin war nicht beliebt bei den Beratern, seid er in Amsus Gunst stand.
Doch Khedri wusste, dass Amsu Gattlin noch brauchte.
Wieder seufzte sie leise.
Eine Prophezeiung wollte sich einfach nicht zeigen. Sie hatte keine Ahnung, was alles geschehen würde. Eher hatte sie das Gefühl, dass sie allem hinterherhinkte. Sie wusste auch nicht, was sich alles zusammenfügte. Sie hatte nur eine leise Ahnung. Und sie spürte, dass alles seinen Beginn in Berlin genommen hatte und das es denjenigen, die betroffen waren, noch gar nicht bewusst war, was für eine gewaltige Rolle sie in der Zukunft noch spielen würden und dass es von ihren Entscheidungen abhing, ob das Volk der Vampire überlebte oder nicht. Seltsam.
Dabei spürte sie weder Macht noch sehr großes Wissen von den beiden, die es anging. Sie waren unschuldig in jeder Hinsicht, obwohl einer von ihnen sehr gefährlich war.
Es klopfte an der Tür zu ihrem Zimmer.
Sie seufzte. Sie wusste, wer vor ihrer Tür stand und seine derzeitigen Launen machten es ihr nicht so leicht, ihren Bruder zu mögen.
„Komm herein, Amsu!"
Amsu kam herein, aber nicht so herrisch, wie es sonst immer seine Art war. Er wirkte schüchtern und ein klein wenig erinnerte sie sich daran, wie er früher als Mensch gewesen war.
Damals waren sie beide nicht die Herrscher, sondern einfache Sklaven gewesen. Nie hätte sie daran gedacht, dass der Besuch eines fremden Mannes ihr weiteres Leben verändern könnte. Oder Nichtleben. Sie wusste nicht mehr genau, wie es dazu gekommen war, dass sie auf einmal zu Vampiren wurden. Sie erinnerte sich nicht einmal an ihren Schöpfer. Sie konnte sich nur noch an die Armut erinnern, die bei ihnen geherrscht hatte und sie war auch deswegen die Einzige, die deswegen jetzt noch bescheiden war. Sie wusste, wie es war, wenn man unter der Knute eines anderen arbeiten musste und immer wieder bestraft wurde.
„Wie kann ich dir helfen, mein Bruder?"
Amsu kam zu ihr und nahm die Gestalt eines sehr jungen Mannes an. Das tat er immer, wenn er unsicher war. Sie wusste das, andere hielten es für ein Zeichen der Macht. Dass sie dabei so falsch lagen, machte Khedri etwas traurig.
„Ich vermisse Gattlin. War ich nicht zu hart?"
Sie lächelte leicht.
„Du kannst es leicht ändern, Amsu. Hole deinen General wieder zu dir!"
Er schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht so einfach, Schwester. Meine Berater meinen, er würde mit der...Frau schon zusammen sein!"
Sie sah ihn fragend an.
„Was wäre daran so schlimm?"
Amsu seufzte.
DU LIEST GERADE
Bestien der Dunkelheit
VampirUngewollt zum Vampir! Tamara ist wütend. Ihre Lebenszeit war abgelaufen und sie hatte damit abgeschlossen. Doch Gattlin hatte andere Pläne mit ihr und hat sie zum Vampir gewandelt. Das er damit etwas ins rollen gebracht hat, was niemand vorausgesehe...