21. Kapitel - Mädelsgespräche

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„Es gibt verschiedene Arten um eine Vision herauf zu beschwören. Die erste Art ist der Zufall. Es ist so, wie du es bisher erlebt hast. So erschließt sich uns, dass wir Orakel sind. Aber man kann es kontrollieren!"

Khedri und Tamara saßen auf Tamaras Bett, dass sie mit Cayden teilte. Beide hatten ihre Beine gekreuzt, doch während Tamara eine abgeschnittene Jeans und T-Shirt trug, hatte Khedri mit ihrem langen Kleid sichtliche Schwierigkeiten. Immer wieder verfing sich der Stoff in ihren Beinen und sie zupfte daran herum. Sie fühlte sich etwas unwohl und das merkte man.

Das hatte Tamara nicht bedacht, als sie Khedri gebeten hatte die erste Stunde bei sich zu unterrichten. Der Turm war zwar ruhig und sicher, doch sie brauchte auch einmal Abstand.

Wieder setzte sich Khedri anders hin und Tamara stöhnte genervt auf. Dann stand sie auf und holte eine Jeans und ein Shirt aus ihrem Koffer.

„Zieh dir das an, Khedri. Es nervt, wenn du mehr mit deinem Kleid beschäftigt bist, als mit mir."

Khedri starrte verdutzt auf die Kleidung, bevor sich ihr Gesichtsausdruck änderte. Beinahe ehrfurchtsvoll strich sie über die Jeans.

„Ich darf das anziehen?", flüsterte sie.

Tamara nickte.

„Das ist doch viel praktischer als dieses seltsame Kleid."

Khedri nickte heftig und sprang vom Bett. Schnell zog sie sich um und seufzte, als sie an sich heruntersah. Tamara kicherte, als sie immer wieder über ihre Brüste strich, die man nun endlich einmal erahnen konnte. Khedri sah mehr denn je wie ein Teenie aus. Sie holte noch eine Bürste und ein Haargummi und band Khedris Haar zu einem praktischen Pferdeschwanz.

Khedri strahlte sie an.

„Ich habe mir schon immer gewünscht so etwas zu tragen. Aber man hat es mir nie erlaubt!"

Tamara stutzte.

„Was? Wieso das denn?"

Khedri seufzte leise.

„Bevor ich gewandelt wurde, gehörte ich der untersten Schicht der Menschheit an. Ich hatte nur ein Kleid und das war zerrissen. Als ich gewandelt wurde, schenkte mir mein Schöpfer neue und kostbare Kleider. Dann fand man heraus, was meine Gabe ist und Amsu verlangte von mir, dass ich immer...warte, wie sagte er immer? ...erhaben aussehe. Ich sollte mich von den anderen unterscheiden. Gewöhnliche Kleidung erlaubte er mir nicht."

Tamara schnaubte.

„Jetzt mal ehrlich: warum lässt du dir das vorschreiben? Du bist ein Orakel, verflixt nochmal. Du solltest auch nicht alleine in diesem Turm hausen. Such dir einen Gefährten und lass es dir gut gehen!"

Khedri senkte beschämt den Kopf und Tamara grinste wissend.

„Da gibt es also tatsächlich jemand? Wer ist es?"

Sie sprang wieder auf das Bett und kreuzte ihre Beine. Neugierig wackelte sie mit den Augenbrauen.

Khedri riss die Augen auf.

„Ich soll dich lehren und nicht über solche Sachen mit dir sprechen."

Tamara machte eine abwehrende Handbewegung.

„Ach komm schon. Ich denke, so ein Gespräch ist bei dir mehr als überfällig! Also! Wer ist es?"

Zögerlich setzte sich Khedri ihr wieder gegenüber.

„Aber du wirst nicht wütend, wenn ich es dir sage?"

Tamaras Kinn klappte nach unten.

„Du stehst auf Cayden?"

Bestien der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt