3. Kapitel - Maddox

1.5K 114 3
                                    

Das Anwesen von diesem anderen Vampir war gewaltig. Er hatte sich die Villa schon vor vielen Jahren gekauft. Jeder Mensch, der daran vorbei gehen würde, hätte die Nase gerümpft, da die Bäume nicht beschnitten waren und es dadurch den Anschein hatte, dass der Garten  sehr verwildert war. Doch wenn man es genauer betrachtete, dann konnte man erkennen, dass die Wege, die zur Villa führten, sehr gepflegt waren.

Es wusste ja auch niemand, dass auf diesem Anwesen ein Vampir hauste, der den Schutz der Bäume dazu benutzte, um auch tagsüber durch die Gärten zu wandeln.

Tamara zog den riesigen Sonnenhut herunter, den sie aufgesetzt hatte. Die Sonne schien nun doch sehr stark und sie hatten noch ihr Gepäck aus dem Hotel Adlon geholt. David hatte darauf bestanden, dass sie lieber das Geld sparen sollte, anstatt in einem der teuersten Hotels in Berlin zu übernachten. Bis sie ein passendes Haus gefunden hatten, sollte sie bei ihm übernachten.

Tamara hatte nur mit den Schultern gezuckt. David war es immer noch nicht klar, dass er es wirklich mit Vampiren zu tun hatte. Sie sah ihm an, dass er ihre Geschichte nur zum Teil glaubte. Im Moment war es ihr auch Recht so. Er musste nicht alles wissen.

Sie hatte ihm verschwiegen, dass die Vampire von einem König beherrscht wurden und Gattlin ein General seiner Armeen war. Sie hatte ihm auch nicht erzählt, dass sie nicht erwünscht war und dass Gattlin sie nicht einmal in das Reich der Vampire mitnehmen konnte. Gut, da wollte sie auch nicht unbedingt hin. Nach ihrer Meinung war ein König, der so engstirnig auf seiner veralteten Meinung bestand, nicht unbedingt ein guter König. Aber das würde sie Gattlin nie sagen.

Es stimmt natürlich auch, dass viele Vampire sich nicht seinem Recht beugten. Die meisten wurden gejagt und getötet. Nur einige wenige, die sich den Zorn von Amsu zugezogen hatten, durften ohne Behelligung in der Menschenwelt leben.

Einer von denen war Maddox. Er hatte das Exil freiwillig gewählt. Aber auch das war eine Geschichte, die sie David bisher vorenthalten hatte.

Über Maddox hatte sie ihm nur erzählt, dass er sehr alt war. Vielleicht etwas schrullig, aber man konnte viel von ihm lernen. 

Sie kamen an das gusseiserne Tor, dass unerwünschte Fremde von dem Anwesen fernhalten sollte.

Tamara kletterte über David und kurbelte das Fenster herunter. Dann betätigte sie den Klingelknopf.

Der Lautsprecher knackte etwas, als eine Stimme erklang.

„Sie wünschen?"

Tamara räusperte sich.

„Tamara Schuster! Mit Gast. Der Herr Maddox erwartet uns!"

Wieder knackte der Lautsprecher.

„Hereinkommen!"

Das Tor öffnete sich langsam und David fuhr los.

„Sehr unfreundlich!", knurrte er.

Tamara lachte leise, während sie sich wieder auf dem Sitz bequem machte.

„Oh, du darfst das Arthur nicht übelnehmen. Er ist Maddox Butler und außerdem ein Guhl. Die sind nicht gerade für ihre Intelligenz bekannt. Dass er überhaupt sprechen kann ist ein Wunder. Aber ich mag ihn."

Sie sah wieder seinem Gesichtsausdruck an, dass er ihr nicht glaubte. Sie grinste. Bald würde er ja Arthur sehen und dann musste er ihr glauben.

Sie fuhren noch eine Weile und sie hörte, wie David ab und zu anerkennend durch die Zähne pfiff, während er aus dem Fenster sah.

„Ich verstehe nicht, warum du nicht bei ihm wohnst. So wie es aussieht, hat dieser Maddox wohl jede Menge Platz."

Sie schnalzte mit der Zunge.

Bestien der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt