14. Kapitel - Es beginnt!

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Gattlin saß Jesse gegenüber. Beide starrten wütend vor sich hin.

„Je mehr ich erfahre, desto mehr wundere ich mich, dass es hier nicht schon zu einem Aufstand der Blutsklaven gekommen ist. Das Amsu dagegen nichts unternimmt, ist eigentlich ein Armutszeugnis."

Jesse nickte, aber er war vorsichtig.

Gattlin wusste, dass er nie so etwas sagen würde. Dazu war er noch nicht lange genug Vampir und hatte noch zu sehr Respekt vor dem Herrscher.

Jesse war zwar Jäger wie er selbst, aber in der Rangordnung eher im unteren Bereich zu finden. Weder war er bei der Wache, noch ein Berater.

Man hatte Jesse auf einem Schlachtfeld im zweiten Weltkrieg gefunden. Er war verletzt, aber nicht lebensbedrohlich. Er hatte einige seiner Kameraden gerettet und Gattlin wunderte sich immer noch, warum Amsu persönlich seine Wandlung angeordnet hatte. Jesse war aus freien Stücken mit den Vampiren mitgegangen. Er wollte keine Kriege mehr ausfechten, die seiner Meinung nach niemanden etwas brachten.

Bald fand man heraus, dass er ein hervorragender Jäger war und teilte ihn Gattlin zu.

Gattlin konnte nicht mehr genau sagen, wie viele Dayak und nicht einsichtige Vampire die beiden getötet hatten, aber es waren genug, damit Jesse Anerkennung bekam. Im Gegensatz zu anderen hatte er ein eigenes Haus und eine eigene Blutsklavin. Dass die beiden sich ineinander verliebt hatten, war zwar nicht gerne gesehen, aber es wurde geduldet.

„Ich frage mich, ob es überhaupt noch jemand gibt, der sich an die Gesetzte hält. Ich habe keinen Blutsklaven gesehen, der nicht mindestens einmal von einem Vampir gequält worden ist. Deswegen behalte ich Xandra auch hier so lange es geht. Ich will nicht, dass sie von einem anderen verletzt wird."

Gattlin nickte.

Es war erschreckend den Bericht des Sklavenaufsehers zu hören.

Gattlin hatte ja schon an Milan gesehen, zu was andere seiner Art fähig waren. Und es schien so, als ob einige Blutsklaven verschwunden waren. Man hatte nach ihnen gesucht, doch nie gefunden. Es war unmöglich als Mensch die Insel alleine zu verlassen. Gattlin war sich sicher, dass man sie getötet und irgendwo verscharrt hatte. Doch bisher hatte er noch keine Leichen gefunden.

„Man geht einfach zu sorglos mit ihnen um. Und es sind viele Vampire, die ihre Macht ausspielen und meinen, es gibt ihnen das Recht, Menschen zu quälen, die sie eigentlich ernähren."

Jesse nickte.

„Was willst du dagegen tun? So lange sich nicht einmal Amsu an seine eigenen Gesetzte hält, können wir nicht viel machen!"

Gattlin nickte.

Jesse hatte leider Recht.

„Was mir Sorgen bereitet, sind diese halben Visionen von Khedri. Sie versucht es immer wieder, aber je mehr sie sich anstrengt, desto verschwommener wird alles."

Jesse lachte freudlos.

„Ein zweites Orakel wäre sinnvoll. Doch bisher hat sich noch keines gezeigt. Vielleicht würde eine genauere Prophezeiung Amsu umstimmen."

Gattlin schaute nachdenklich in die Dunkelheit hinaus.

„Mit Sicherheit! Aber wie du schon erwähnt hast, gibt es nur Khedri."

In dem Moment erschallte die Glocke der Burg.

Die beiden starrten sich gegenseitig an.

Diese Glocke wurde von Magie betrieben und kündigte immer an, wenn ein Vampir eine wichtige Fähigkeit erhalten hatte.

Bestien der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt