Eine unverhoffte Begegnung

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Als Marie am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie noch ihre Klamotten vom Vortag an und die Bibel lag neben ihr im Bett. Sie legte die Bibel sorgfältig in das Nachtschränkchen zurück und ging erst einmal duschen.
Die Dusche war die reinste Wohltat.
Doch schon bald holten sie die Ereignisse des vorherigen Tages wieder ein. Sie spürte wieder die dunklen Wolken, die sie einzuhüllen schienen. Zum Glück hatte sie 2Wochen Urlaub und musste in dieser Verfassung nicht auch noch in den Kindergarten gehen, indem sie als Erzieherin arbeitete. Das hätte sie nervlich nicht verkraftet.
Es war schon so schwer genug!
Sie dachte an Yasmin. Hoffentlich geht es ihr gut
Aber eigentlich war sie sich da sicher. Thomas war trotz allem ein ganz guter Vater. Auch wenn er das Meiste ihr überließ, konnte er sehr liebevoll mit ihr spielen und inzwischen klappte sogar das Wickeln einigermaßen.
Marie war gespannt, ob er es alleine hinbekommen würde. Schließlich musste er wohl oder übel aufstehen, wenn sie nachts wach wurde. Er musste sie wickeln, egal was in der Windel war und er musste sich mit ihr die ganze Zeit beschäftigen. Aber er sollte ruhig einmal sehen, was sie immer machen mustte und wie anstrengend das sein konnte.
Thomas hatte diese Woche Spätschicht. Er würde Yasmin also so gegen 14Uhr zu seiner Mutter bringen. Das war eigentlich eine ganz gute Regelung. Zweimal die Woche war sie bei Maries Eltern und zweimal die Woche bei Thomas Eltern.
Freitag hatte Marie frei und war ganz für Yasmin da. Das klappte wirklich gut und Yasmin freute sich immer auf die Omas und Opas.
Wenn einer von ihnen Urlaub hatte, brachten sie Yasmin meistens trotzdem zur Oma, damit sie nicht ganz aus dem Rhythmus kam. Marie kam das jetzt gerade gelegen. Auch wenn sie sehr gerne Zeit mit ihrer Tochter verbrachte, musste sie jetzt erstmal wieder Ordnung in ihr Leben bringen.
Heute Abend würde sie Yasmin abholen und dann wäre sie ja erst einmal bei ihr. Wie sie das alles in Zukunft regeln würden, musste sie mit Thomas noch besprechen. Wenn sie jetzt bei ihren Eltern wohnte, gab es sicher eine sinnvollere Einteilung.

Aber darüber wollte sie sich jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen.
Sie ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, den sie jeden morgen zum Wachwerden braucht.
Ihre Mutter war bereits bei der Arbeit. Sie hatte ihr einen Zettel hingelegt:
Morgen Schatz!
Brot ist im Brotkasten und Nutella steht im Schrank.
Bin um 12Uhr wieder zurück!
Bring dann auch was zu essen mit.
Gruß Mama
Marie musste lächeln. Ihre Mutter hatte ihre Vorliebe für Nutellabrot nicht vergessen. Schnell steckte sie das Brot in den Toaster und holte das Nutella aus dem Schrank.
Marie war ganz froh, dass ihre Mutter schon arbeiten war. So hatte sie noch etwas Schonfrist bis zur nächsten Auseinandersetzung.
Bewappnet mit Kaffee und Nutellatoast marschierte sie ins Arbeitszimmer, um ihre emails zu checken und ein bisschen im Netz zu surfen. Sie hatte da so ein tolles Forum gefunden, in dem sich Kelly Fans schreiben können. Dort hatte man sie total freundlich aufgenommen und jetzt nutzte sie regelmäßig ihre Freizeit, um sich mit ihnen über die Kellys auszutauschen.
Hier erfuhr man jede Menge Neuigkeiten über jeden einzelnen Kelly und so hatte sie auch von dem Weihnachtskonzert erfahren, welches sie vor ein paar Wochen gemeinsam mit ihrer besten Freundin besucht hatte.
Die war nämlich früher auch Kellyfan gewesen und wollte nun gemeinsam mit ihr wieder an alte Zeiten anknüpfen.
Und so war es auch auf dem Konzert. Wow. Das war das erste mal seit langem gewesen, dass sie mal wieder total glücklich und beschwingt war. Dort hatte Paddy auch dieses schöne Lied I am the light of the world gesungen.
Aber auch einige ältere Songs, bei denen sie voll mitgrölen konnten. Es war ein gigantischer Abend.
Bei dem Gedanken daran, flog ihr ein Lächeln übers Gesicht und sie begann leise zu singen:"All I want, is one more happy Christmas." Sie liebte es, wenn Paddy dabei so richtig abging. Das mochte sie an ihm, dass er sowohl sehr sentimental und spirituell war, aber im Gegenzug auch so richtig die Sau raus lassen konnte!
Leider gab es immer noch viel zu viele Fans, sodass sie nicht die Möglichkeit hatten, Paddy persönlich kennenzulernen.
Das fand sie sehr schade, aber andererseits freute sie sich für Paddy, dass ihm seine Fans all die Jahre so treu geblieben waren. Schließlich wäre es für ihn ja auch blöd gewesen, wenn nur zehn Leute zum Konzert gekommen wären.

Nachdem sie alle Neuigkeiten im Forum gelesen und den ein oder anderen Kommentar dazu gegeben hatte, beschloss sie, mal ein bisschen an die frische Luft zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen.

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