Achterbahn der Gefühle

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Eine halbe Stunde nachdem sie sich von den Jungs verabschiedet hatte, saß Marie gedankenverloren in einem kleinen, gemütlichen Cafe.
Sie musste die Ereignisse erst einmal verdauen.
Ihre Gefühle fuhren Achterbahn.
Was war nur los mit ihrem Leben? Sie hatte komplett die Kontrolle verloren.
Schon als Kind hatte sie einen perfekten Plan für ihr Leben gehabt.
Ausbildung machen, heiraten, Kinder bekommen, Haus kaufen und in Frieden leben.
Eine kleine, glückliche Familie mit möglichst vielen Kindern.
Noch vor wenigen Monaten hätte sie diesen Lebensplan ohne zu zögern unterschrieben.
Und plötzlich war alles anders.
Ob das jetzt gut oder schlecht war, konnte sie nicht definieren.
Sie wusste nur, dass sie völlig verwirrt war und total neben sich stand.
Gedankenverloren nippte Marie an ihrem Cappuccino und sah sich um.
Sie liebte dieses kleine Café.
Es war ein kleiner, verwinkelter Raum, der modern aber sehr gemütlich eingerichtet war.
Die bequemen Sessel und die kleinen Tische aus dunklem Holz, waren ein gelungener Kontrast zu den lindgrünen Ornamenten an den cremefarbenen Wänden.
Die Dekoration war sehr schön aufeinander abgestimmt und stimmte schon einmal auf den herannahenden Frühling ein.
So in Gedanken vertieft, hatte Marie nicht bemerkt, wie ihr die Tasse ein wenig abrutschte und schon hatte sie einen braunen Fleck auf ihrem, natürlich weißen, T-shirt.
Oh man! Marie musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu fluchen.
Kann denn auch gar nichts klappen? dachte sie und versuchte mit einem Taschentuch den Fleck ein wenig abzutupfen, was alles nur noch schlimmer zu machen schien.

„Marie?" hörte sie eine Stimme rufen.
Erschrocken fuhr sie hoch. Sandra kam auf sie zu. „Hey, was machst du denn hier so alleine?"
Als sie den Fleck bemerkte, musste sie sich ein lachen verkneifen.
„Haha, lach nur", sagte Marie. „Ich kann nicht einmal mehr einen Kaffee trinken, ohne dass etwas schief geht!" „Komm her", erwiderte Sandra und drückte Marie.
„Darf ich mich trotzdem setzen?"
„Ja, darfst du", antwortete Marie, immer noch leicht genervt.
„Also, was machst du hier so alleine? Du hättest mich doch anrufen können!"
„Ja, das hätte ich auch noch gemacht", rechtfertigte sich Marie. „Aber erst einmal musste ich es selbst verarbeiten!"
Sandra sah sie fragend an. Dann gab sie der Bedienung ein Zeichen und bestellte sich ebenfalls einen Cappuccino.
„So. Jetzt mal raus mit der Sprache. Wir haben uns doch gestern erst gesehen. Ist seit dem denn schon wieder etwas passiert?" fragte Sandra neugierig.
„Ja, allerdings", bestätigte Marie. „Hast du dich mit Thomas vertragen?"
„Was? Nein. Er hat kein Interesse sich auszusprechen. Er muss Fußball spielen!"
„Echt? Das hat er gesagt?"
„Er hat es geschrieben!"
Die Bedienung brachte Sandra den Cappuccino. Als sie sich vom Tisch entfernt hatte,
erzählte Marie die ganze Geschichte. Das sie shoppen war, die Idee mit dem Gespräch und die Reaktion von Thomas.
Sandra war sichtlich erschrocken. „Also, ohne dich verletzen zu wollen, aber ich glaube Thomas liegt nicht mehr sehr viel an euch!"
„Ja, das Gefühl habe ich leider auch. Ich war auch echt sauer heute morgen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich ....." Marie stockte.

Sandra sah sie erneut fragend an. „Warum du was?"
„Naja, also, ich war doch heute Nachmittag noch mal bei Marvin."
„Ja, wegen dem Vertrag." „Genau."
„Mensch Marie, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!!" Schimpfte Sandra ungeduldig.
„Ja, ich erzähl's ja schon. Also, als ich am Hotel ankam, war Marvin gerade dabei das Auto zu packen ........"
„.....und dann hat Paddy mir tief in die Augen gesehen.
Ich sag dir, ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Seine Augen sind der Wahnsinn. Ich konnte mich nicht lösen von seinem Blick. Und eh ich mich versah, berührten mich seine warmen Lippen. Oh Sandra, es war so einmalig schön!" schwärmte Marie.
Sandra war der Mund offen stehen geblieben. Sie traute ihren Ohren nicht.
„Du hast ihn...., ihr habt euch,...so richtig?"
„Erst war es nur ein harmloser Kuss. Aber dann hat er mich ganz fest an sich gezogen und mich so leidenschaftlich geküsst, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich wollte mich erst dagegen wehren, aber ich konnte nicht. Es war so schön. Ich wollte nicht, dass es aufhört!"
Sandra war immer noch fassungslos.
„Ich glaube das einfach nicht!" „Ich irgendwie auch nicht. Aber ich weiß, dass es passiert ist. Ich kann seine warmen Lippen immer noch spüren. Es ist wie ein Traum!
Was soll ich denn jetzt machen? Ich bin total durcheinander."
„Mensch Marie, du musst dich freuen! Tausende von Mädchen träumen jeden Tag davon, Paddy auch nur einmal sehen zu dürfen und du darfst ihn küssen und freust dich nicht ein bisschen?"

„Doch, sicher freue ich mich. Der Kuss war umwerfend, nein Paddy ist umwerfend. Es ist, als würden wir uns schon ewig kennen. Er ist mir schon nach drei Tagen so vertraut wie ein langjähriger Freund. Das ist wirklich unglaublich. Wäre ich in einer anderen Situation, würde mein Herz Saltos schlagen und ich wäre die glücklichste Frau auf der Welt!
Aber momentan macht das alles noch viel komplizierter.
Ich bin mit Thomas verheiratet.
Das letzte, was ich je wollte, ist geschieden und alleinerziehend zu sein. Das weißt du.
Sicher hat mich Paddy von dem ganzen Theater mit Thomas abgelenkt und die Aufgabe sein Konzert zu organisieren ist eine Herausforderung, auf die ich lange gewartet habe. Aber das alles darf mich nicht beeinflussen in der Entscheidung, ob ich mich von Thomas trenne oder nicht.




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