eine Chance für die Liebe?

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Am nächsten Abend, als Yasmin im Bett war, setzte sich Marie sofort an ihren Computer.
Sie wollte ihren Plan, Paddy zu schreiben, sofort in die Tat umsetzen.
Die letzte Nacht hatte sie wenig geschlafen und viel über Marvins Worte nachgedacht.
Immer wieder waren ihr die Bilder des letzten gemeinsamen Abends in den Kopf gekommen. Seine großen, braunen Augen, die zu glühen schienen, wenn er sie ansah. Sein weicher Mund, der sie so unglaublich warm und liebevoll geküsst hatte. Seine Hände, die sie so zärtlich berührt hatten. Sie hatte sich stundenlang im Bett herumgewälzt und einfach keine Ruhe gefunden. Aber sie konnte ihre Gedanken nicht von Paddy ablenken. So sehr sie es auch versuchte. Kurz bevor sie dann doch endlich eingeschlafen war, wurde ihr klar, dass sie ihre Gefühle in den letzten Wochen lediglich verdrängt hatte. Es bereitete ihr nach wie vor eine Gänsehaut, wenn sie an ihn dachte. Aber sie musste versuchen ihn zu vergessen, zumindest als Mann. Aber sie wollte die Freundschaft zu ihm dennoch wieder aufleben lassen.
Eine Weile lang saß Marie unschlüssig auf ihrem Sofa und starrte in den Bildschirm des Laptops. Dann nahm sie einen Schluck aus ihrem Wasserglas und begann zu schreiben...

Paddy saß in dem kleinen Gästezimmer von Patricias Haus, bei der er die letzten zwei Wochen verbracht hatte. Bis zum Beginn der Stille Nacht Tour wollte er bei ihr bleiben. Das erleichterte auch das gemeinsame Arbeiten. Bald wollten auch Kathy und Joey für einige Tage vorbeikommen.
Paul würde erst zwei Tage vor Tourbeginn eintreffen.
Paddy war gerade dabei, sich die Planung der Tour noch einmal anzusehen. Obwohl schon einige Dinge geklärt worden waren, gab es noch genug offene Fragen und viel zu organisieren. Da Paddy, zu seinem Leidwesen, perfektionistisch veranlagt war, wollte er so viel wie möglich an der Planung und Organisation beteiligt sein.
Die Tage im Kloster, die er vor seinem Besuch bei Patricia erlebt hatte, waren schön gewesen und er hatte viel nachgedacht und auch oft das Gespräch mit Ordensbrüdern und Geistlichen gesucht. Zwar war er dort wieder etwas zur Ruhe gekommen und hatte neue Kräfte gesammelt, aber dennoch war eine Sache in seinem Leben immer noch nicht aus der Welt geschafft: Marie.
Er schaffte es einfach nicht, sie aus seinem Kopf zu verbannen.
Auch wenn er sich immer wieder sagte, dass sie bald eine geschiedene Frau mit Kind sein würde und dass das so gar nicht in seine Glaubensüberzeugung passen wollte, spukte sie immer wieder in seinem Kopf herum. Zu gerne hätte er gewusst, ob es ihr gut ging, wie sie mit der Trennung klar kam. Immer wieder sah er den verzweifelten Ausdruck in ihren Augen und er erinnerte sich daran, wie schön die Augen doch strahlen konnten, wenn sie sich für etwas begeisterte.
Im Kloster hatte er verschiedene Ansichten gehört zum Thema Scheidung. Natürlich hatte er niemandem erzählt, dass er eine verheiratete Frau liebte. Aber er wollte mal hören, was streng Gläubige darüber dachten und musste feststellen, dass es so viele verschiedene Meinungen dazu gab, wie Menschen in diesem Kloster.
Er ging zum Fenster und beobachtete lächelnd Patricias Jungs, die im Garten spielten. Sie waren so ausgelassen und unbedarft; machten sich keinerlei Gedanken über das Leben.
Wie schön es doch war, ein Kind zu sein. Lächelnd dachte er an seine Kindheit zurück.
Zwar hatte er oft schmerzhaft die Abwesenheit seiner Mutter gespürt. Aber dennoch war seine Kindheit voller Liebe und Ausgelassenheit gewesen.
Auch wenn viele etwas Anderes glaubten. Die Musik und ihre spezielle Art zu Leben hatte den Kindern Spaß gemacht und viele Freiheiten beschert. Paddy musste immer wieder feststellen, dass er eine schöne Kindheit verlebt hatte, wenn er sich ansah, was viele Kinder heute durchmachten. Er verfolgte Ignatius, der immer wieder versuchte, einen Baum hinaufzuklettern und nicht aufgab, bis er endlich die Astgabel erreicht hatte.
Dann schweiften seine Gedanken wieder zu Marie. Wäre es nicht richtig, sich einmal bei ihr zu melden? Seit diesem verhängnisvollen Abend hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet.
Er hatte ihr lediglich mitgeteilt wie glücklich er doch war und dass er eine Frau kennengelernt hatte. Dann hatte er den Kontakt abgebrochen. Dabei hatte er ihr doch seine Freundschaft zugesagt. Nur hatte er damals nicht gewusst, wie schwer ihm das doch fallen würde.
Nachdem er eine Weile innerlich mit sich gekämpft hatte, beschloss er, Marie einmal zu schreiben. Er wollte sich erkundigen, wie es ihr ging und ihr zu ihrer eigenen Wohnung gratulieren.

Ein Geschenk des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt