Nachdem Sandra Marie draußen vor der Halle gefunden hatte, konnte sie sie überreden, sich ein Plätzchen im Foyer zu suchen. Schließlich war es inzwischen Winter und ziemlich kalt draußen und Marie saß da in ihrer dünnen Bluse. So würde sie sich den Tod holen.
Im Foyer suchten sie sich ein Sofa, welches etwas Abseits stand. Sandra schob Marie dorthin und deutete ihr sich hinzusetzen. Dann sah sie Marie strafend an.
„Sag mal, was war denn das für eine Aktion?" Marie sah verlegen zu Boden und antwortete nicht. „Was war denn nur los?" bohrte Sandra weiter. Marie erklärte leise und ausdruckslos: „Er hat mein Lied gespielt!" Sandra sah sie verständnislos an.
„Dein Lied? Hat er das für dich geschrieben?" überlegte sie. „Aber er hat doch gesagt, das Lied hätte eine Freun......." Sandra konnte nicht mehr weiter sprechen, als sie anfing zu begreifen. Wenn Marie nicht so niedergeschlagen gewesen wäre, hätte sie sofort lauthals losgelacht, beim Anblick von Sandras Gesichtsausdruck.
„Duuuu?" fragte Sandra ungläubig. „Das Lied ist von dir?"
Marie nickte nur stumm. Das musste Sandra erst einmal sacken lassen. „Du hast mir nie gesagt, dass du so gut schreiben kannst!" Für einen kurzen Moment war Sandra etwas enttäuscht, dass sie nichts von der Begabung ihrer besten Freundin gewusst hatte. Dann verdrängte sie den Gedanken und beschloss, dieses Thema ein anderes Mal mir ihr zu besprechen. In diesem Moment öffneten sich die Saaltüren. Das Konzert war zu Ende und das Foyer füllte sich mit Menschen. Eine Weile beobachteten sie die Menschenmassen. Einige eilten auf schnellstem Wege nach draußen, Andere suchten zuerst einmal die Toilette auf und wieder Andere tummelten sich am Merchandising- Stand.
Nach etwa zehn Minuten da sitzen, schluchzen und beobachten, schüttelte Sandra verständnislos den Kopf und sagte:
„Jetzt erklär mir mal, was daran so schlimm sein soll. Es ist doch super, wenn er dein Lied spielt. Da kannst du doch stolz sein!"
„Er hat geweint!" sagte sie gedankenverloren.
Sandra verstand einfach nicht, was das Problem war. „Hast du dich mal umgesehen? In diesem Moment hat der halbe Saal Tränen in den Augen gehabt. Er war eben gerührt! Also das ist wirklich kein Grund den Saal zu verlassen."
„In diesem Moment ist mir klar geworden, dass ich noch nicht so weit bin, wie ich dachte.
Ich kann ihn noch nicht als Freund akzeptieren. Meine Gefühle fahren Achterbahn, wenn ich ihn sehe, verstehst du?" Sandra platzte so langsam der Kragen. Eigentlich war sie eine sehr geduldige und einfühlsame Freundin. Aber dieses Gejammer konnte sie wirklich nicht mehr ertragen. Sie sprang auf und fuhr Marie ungehalten an.
„Weißt du was, Marie? Du bist es selber Schuld. Wenn du so für ihn empfindest, wie du sagst, dann verstehe ich nicht, warum du hier sitzt und herumheulst. Geh endlich zu ihm und schnapp ihn dir!" Erschrocken sah Marie ihre beste Freundin an. So hatte Sandra noch nie mit ihr gesprochen. Als Sandra ihren Blick sah und merkte, dass die Leute sich alle nach ihr umgedreht hatten, setzte sie sich schnell wieder hin und sagte: „Entschuldigung, ich wollte dich nicht so anfahren." „Ist schon ok", erwiderte Marie.
„Du hast ja Recht. Ich heule dir seit Monaten die Ohren voll. Erst wegen Thomas und jetzt wegen Paddy. Ist doch klar, dass du da irgendwann die Nerven verlierst."
Plötzlich tippte Marie von hinten jemand auf die Schulter. Als sie sich umdrehte, erblickte sie einen Security. Marie sah ihn etwas verlegen an und meinte: „Entschuldigung, wir wollten nicht so laut sein. Wird nicht wieder vorkommen!"
Aber der Security lächelte bloß und fragte: „Bist du Marie?" Marie nickte.
„Dann muss ich dich bitten, mir unauffällig zu folgen", fuhr er fort.
Marie sah Sandra fragend an, aber diese zuckte ahnungslos mit den Schultern.
„Wieso, was hab ich denn angestellt?" fragte Marie weiter. Aber der nette junge Mann wollte ihr nicht verraten, was los war. „Folgst du mir jetzt, oder muss ich Verstärkung holen?"
Marie stand missmutig auf. „Aber meine Freundin kommt mit!" verlangte sie und forderte Sandra mit einer Handbewegung auf, sich ebenfalls zu erheben.
Aber der Security schüttelte lächelnd den Kopf. „Tut mir leid, aber dieses Privileg genießt nur Marie!" Dann ging er voraus und Marie musste sich beeilen, dass sie ihm folgen konnte. Sie drehte sich noch einmal kurz um und warf Sandra einen fragenden Blick zu, dann verschwand sie in der Menschenmenge.Der nette, junge Security öffnete eine große, schwere Eisentür und führte sie einen langen Gang entlang. So sah es also hinter den Kulissen aus. Marie war das alles ziemlich unheimlich. Was sollte sie denn hier?
„Darf ich fragen, wo sie mich hinbringen?" fragte Marie. „Ich habe nichts Unrechtes getan. Was wollen sie denn nur von mir?" Der Mann drehte sich um und grinste ihr ins Gesicht.
„Jetzt entspann dich mal!" antwortete er amüsiert. „Du bist echt die Erste, die sich so anstellt, wenn ich sie backstage bringe!"
Backstage, dachte Marie. Früher hätte sie wirklich alles dafür gegeben, hinter die Bühne zu kommen. Plötzlich kam ihr ein sehr bekanntes Gesicht entgegen. Es grinste sie an und sagte: „Hallo Marie!" Marie sah ihm nach und meinte ungläubig:" War das Joey?"
Der Security nickte nur unberührt.
„Woher weiß er denn, wie ich heiße?" fragte Marie erstaunt. So langsam kam ihr das alles hier etwas seltsam vor. Der junge Mann lachte erneut und blieb plötzlich stehen und sprach mit jemandem. Marie versuchte an ihm vorbeizusehen. Aber sie hatte keine Chance. Er war so groß und muskulös, dass sie einen Schritt zur Seite machen musste, um mehr zu erkennen.
Als sie sah, mit wem er da sprach, huschte sie schnell wieder hinter seinen breiten Rücken.
Paddy! dachte sie. Warum musste ausgerechnet er ihnen über den Weg laufen.
Paddy klopfte dem Mann auf die Schulter und sagte: „Danke Mark!"
„War mir ein Vergnügen", erwiderte er und klopfte Paddy ebenfalls auf die Schulter.
Dann fügte er lächelnd hinzu: „Sie ist echt was Besonderes!" und verschwand genauso schnell, wie er aufgetaucht war.
Jetzt konnte sie sich nicht mehr verstecken. Sie stand vor ihm wie ein Häufchen Elend und kam sich etwas verraten und verlassen vor.
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Ein Geschenk des Himmels
FanficMarie ist verzweifelt. Der Traum ihrer heilen Familie scheint zerstört, ihre Ehe am Ende. Selbstzweifel plagen sie , sie ist am tiefsten Punkt ihres Lebens angelangt. Doch plötzlich geschieht etwas, das ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.