Kapitel 43

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Meinetwegen kann ich mein Leben in die Tonne schmeißen, wenn der Zeitpunkt kommen würde, wo ich Rewi hasse. Wenn er mir das Herz zerfickt und zerschmettert, sodass es nicht mehr reparierbar ist, dann würde es mich nicht mehr interessieren, dass ich noch lange Leben könnte.

Das ist das schlimmste was passieren könnte: wenn ich beginne Rewi zu hassen.

Ich hielt die Klinge hoch und ich schaute sie mir an. So ein Messer wie dieses benutzt man normalerweise, wenn man sich Tomaten oder Gurken schneiden möchte. Man sollte dieses Messer niemals unterschätzen, denn es hat Power für so eine kleine Klinge.

Ich tat es. Ich schnitt mir schnell und tief ganz weit von der Pulsader. Ich drückte das Messer etwas hin und her, sodass eine größere Schnittstelle entstand. Es floss Blut ohne Ende. Wunderschön.

Nächster Schnitt. Direkt daneben. Der ist dafür, dass ich noch nicht sterben darf, obwohl es grade mein größter Wunsch ist.

Nächster Schnitt. Ich schnitt mir tief. Mir war es inzwischen egal. Ich will sterben und mir ist dann egal, was mit meiner Haut passiert.

Nächster Schnitt. Doch mein wahrer Wunsch war niemals zu sterben. Mein wahrer Wunsch war, im Leben das zu bekommen was ich möchte. Gerechtigkeit. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert, sondern ein Wunderwerk. Man kann nie entscheiden wie das Leben läuft.

Plötzlich brach der Regen in mir raus und stürmte auf meinen Arm, der das Blut auf meinem Arm mit ins Waschbecken runterriss. Wie ein Wasserfall. Ein blutiger Wasserfall.

Ein weiterer Schnitt auf meine zarte Haut, die wohl viel mehr verkraften kann, als ich dachte. Mich wundert es, dass ich immer noch nicht verkramft von Schmerzen auf dem Boden liege. Ich bin stärker, als ich dachte. Nein Felix, das ist nur eine Vorstellung du scheiß Pilz!

Ein weiterer Schnitt. Man sagte mir:
Bleibe nicht an etwas hängen, was dich verletzt. Geh weiter und finde das was dich glücklich macht. Das Leben verletzt mich. Es ist wie eine Kettensäge, die hinter mir her ist und ich vor ihrem Schmerz flüchten muss. Alles wäre viel besser, wenn ich micht mehr da wäre. Ich halte es einfach micht mehr aus.

Ich schlitzte eine weitere Stelle an einem Arm auf. Wie sehr es mir noch spaß machte, die Narbe mithilfe des Messers größer zu machen. Am amüsrantesten ist es zu sehen, wie das ganze Blut auf das Waschbecken tropft.

Ich schnitt mir weiter und weiter kleinere Kratzer auf. Plötzlich platzte jemand ins Krankenzimmer rein und schrie: „Hör auf Felix! Bist du wahnsinnig?"

ᴀɴᴏʀᴇxɪᴇ | ʀᴇᴡɪʟᴢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt