Kapitel 2

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Es ist ein ziemlich bewölkter Morgen, der sich ganz im Gegenteil zu meiner Stimmung zeigt. Ich selbst bin gut drauf und springe schon in den frühen Morgenstunden durch mein Zimmer, wo ich mich für den Tag fertig mache. Thunder beobachtet mich mit schiefgelegtem Kopf, als würde er gerade meine gesamte Existenz in Frage stellen und zwar im Zusammenhang mit dem Grund für meine Aufregung. Doch ich tippe dem Hund nur sanft gegen seine Schnauze und drehe mich in meiner neuen Schuluniform vor dem Spiegel. "Endlich darf ich auch offiziell zur Schule und ich habe einen Zauberstab." juble ich und schaue zu dem schmalen länglichen Gegenstand, der neben meinen Büchern auf meiner Kommode liegt.

Madame McGonagall, nein nun heißt es ja auch für mich Professor, war mit mir in der letzten Ferienwoche in der Winkelgasse, um alles zu besorgen. Für mich, die fast ihr gesamtes Leben im Schloss verbracht hat, sind solche Ausflüge immer ziemlich spannend und auch einzigartig. Die großen Schaufenster voller Leben, die Menschen und vor allem die vielen verschiedenen Sachen, die man dort kaufen kann. Nicht nur Schulbücher und Zaubertankzutaten, sondern auch viele verschiedene magische Artefakte und Quidditchzubehör kann man dort erstehen. 

Aber mein anstehender Schulbesuch ist nicht das einzige an diesem Tag auf das ich mich unheimlich freue, auch freue ich mich darauf meine Freunde wiederzusehen. Der Sommer kann ohne sie mittlerweile ziemlich langweilig werden und außerdem mache ich mir ein bisschen Sorgen um Oliver, da er den gesamten Sommer nicht geschrieben hat. Dabei hat er es ganz fest versprochen. Na ja, wenigstens hat Ceddi mir regelmäßig geschrieben. Er war mit seinem Vater campen und sonst viel in den Ferien daheim, aber ich bin trotzdem sehr gespannt, was er so zu erzählen haben wird.

Und noch eine Sache heute ist super aufregend, endlich werde ich einem der vier Häuser zugeordnet. Ich bin schon unendlich gespannt für welches Haus sich der Hut am Ende entscheiden wird. Natürlich habe ich schon in den Ferien versucht es aus ihm herauszubekommen, doch meine zahlreichen Besuche in Dumbledores Büro haben keine Erfolge gebracht. Außer das ich dem Hut beim komponieren zuhören durfte, ob das nun positiv war oder als Erfolgt gewertet werden kann, weiß ich nun echt nicht. Doch heute Abend hat mein sehnsüchtiges warten nun endlich ein Ende.

"Meinst du das Madame Pomfrey mir einen Tipp geben könnte, in welches Haus ich passe?" frage ich Thunder, während ich ihm die Tür aufhalte und seufze dann. "Vermutlich nicht, aber ich will sie trotzdem besuchen. Vielleicht kann sie mir wenigstens ein bisschen was über den Lehrer für Verteidigung erzählen. Ich glaube, wir haben da schon wieder einen Neuen." Der schwarze Hund neben mir gibt nur ein leises Grollen der Zustimmung von sich, während er mit eleganten Bewegungen neben mir her trottet. Als ich jünger war habe ich immer versucht seine Gangart nachzumachen, da ich es so toll fand, wie er sich bewegt.

Fröhlich tänzle ich durch die großen Flügeltüren zum Krankenflügel und drehe mich einmal um meine eigene Achse. "Ach Rosa, du bist es. Ich dachte schon, dass ein Wirbelsturm durch meine Tür gefegt kommt." ertönt die Stimme von Madame Pomfrey hinter mir. Sie musste wohl im Nebenraum gewesen sein, den sie selbst bewohnt, der aber auch zeitgleich als Kräuterkammer und Aufbewahrungsstelle für alle möglichen Arten von Tränken dient. "Hast du gerade was zu tun?" Schnell schüttle ich meinen Kopf, denn ich liebe es einfach der Krankenschwester zu helfen. Nirgends lernt man so viel wie hier.

Mittlerweile darf ich Madame Pomfrey sogar beim Mischen der Tränke oder beim Schneiden der Kräuter helfen und im letzten Jahr durfte ich sogar mit ihr bei den Quidditchspielen am Spielfeldrand sitzen, wo die Krankenschwester immer ihren Platz hatte, falls sich jemand verletzten sollte. Ich war ziemlich stolz. Und natürlich musste der frisch gebackene Hüter der Gryffindors, Mister Oliver Wood, genau dann in seinem ersten Spiel einen Klatscher an den Kopf bekommen. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass er keine großen Schäden davon getragen hat und sein Dickschädel schlimmeres verhindert hat.

Viel schneller, als ich es erwartet habe, ist Nachmittag und Hagrids massiger Körper schiebt sich durch die Tür zum Krankenflügel. "Ich wollte wissen, ob du schon mit zum Bahnhof kommen willst. Ich wollte schon mal die Kutschen herunterbringen." Freudig nicke ich und folge dem Halbriesen hinaus. Sehen kann ich sie zwar nicht, doch von den Erzählungen unseres Wildhüters weiß ich, dass die Kutschen von Thestralen gezogen werden. Es sind knochige, pferde-ähnliche Wesen, die irgendwie wie einem Pegasus ähneln könnten. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus, um das Fell eines der Tiere ertasten zu können und dann das Tier sanft zu streicheln. Ich glaube, dass diese Tiere nicht wirklich Fell haben, es fühlt sich eher an, als würden meine Finger über ihre nackte Haut gleiten und wiederholt frage ich mich, wie es sein muss ein Leben in den dunklen Schatten der Welt zu führen. Denn Menschen können sie nur sehen, wenn sie einen anderen Menschen sterben sehen haben. Ob Hagrid sie wohl sehen kann?

Diese Frage bleibt mir jedoch unbeantwortet und so warte ich zusammen mit dem Wildhüter still auf die Einfuhr des Zuges. Schon von weitem kann man die Dampfwolken sehen, die die rote Lok in den grauen Septemberhimmel pustet. "Sie kommen! Sieh Hagrid sie kommen!" rufe ich ganz aufgeregt und der Wildhüter lässt sein donnerndes Lachen hören. "Ja, da kommen sie, um ein weiteres Jahr an der besten Schule für Magie zu verbringen."

Die letzten Worte gehen im lauten Pfeifen der Lok unter und ich renne dem Zug entgegen, auf der Suche nach vertrauten Gesichtern. Zuerst entdecke ich Cedric, der zusammen mit seinen Freunden aus dem Zug steigt und die Arme ausbreitet. "Ceddi!" "Rosa!" Freudig liege ich in seinen Armen und lache. "Ich hab dich vermisst kleine." "Ich bin gar nicht mehr so klein, sieh ich bin in den Ferien gewachsen." erwidere ich ernst und drehe mich einmal um meine eigene Achse, wie zum Beweis, dass ich wirklich gewachsen bin. Doch Cedric lacht nur und wuschelt mir durch die schulterlangen Haare.

Bevor ich noch etwas erwidern kann, erblicke ich an Cedric vorbei Oliver und lasse den Hufflepuff stehen, der mir nun vermutlich mit einem Kopfschütteln nach sieht. "Oliver!" rufe ich freudig und falle dem Drittklässler lachend um den Hals. Dieser erschrickt sich, dass er fast den Besen fallen lässt, bis er mich erkennt. "Mensch Rose, du bist ja gewachsen." "Ja, ja bin ich. Du musst das nur Mal Ceddi sagen." entgegne ich, was ihn nur noch mehr zum Lachen bringt.

"Nur deine Eule scheint den Weg nach Hogwarts vergessen zu haben." füge ich dann noch hinzu und etwas in seinen Augen verändert sich. Eine ungewisse Dunkelheit huscht durch seinen Blick und er hebt schnell den Koffer an. "Komm lass uns gehen. Du willst doch an diesem besonderen Abend nicht zu spät kommen." Ohne weiter auf das Thema einzugehen, macht er sich auf den Weg zu den Kutschen und mir bleibt nicht viel anderes übrig, als ihm hinterher zu eilen. Denn natürlich hat er recht, zu spät kommen will ich nicht.

Wir kommen allerdings rechtzeitig in der Halle an und ich reihe mich zwischen den bereits nervös wartenden Erstklässlern auf der Treppe ein. In welches Haus ich wohl kommen werde?

Nun diese Frage hat sich schon wenige Minuten später geklärt, als der Hut nur sacht die Spitzen meines Haares berührt und auch schon "HUFFLEPUFF!" ausruft. Eine Mischung aus leichter Überraschung und unbändiger Freude macht sich in mir breit und ich springe auf, um mich an meinen neuen Haustisch zu begeben. Auf meinem Weg dahin, sehe ich wie Olivers Blick mir folgt und er beide Daumen in die Luft reckt, wobei er jedoch nicht wirklich fröhlich aussieht. Cedric jedoch strahlt breit und zieht mich neben sich auf die Bank. "Willkommen in Hufflepuff." meint er lachend und zwinkert mir freundschaftlich zu.

Und so beginnt meine Schulzeit.

Überarbeitung: August 2020

Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt