Meine Jahre in Hogwarts

Kapitel 22

Schönes Jahr?

Ja, vielleicht, aber vielleicht auch nicht.

Noch vor wenigen Wochen hatte ich große Hoffnungen, dass es doch ganz ruhig werden würde, dieses Jahr. Doch dann hat mir Cedric eines Abends im Gemeinschaftsraum eröffnet, dass er seinen Namen in den Feuerkelch werfen würde. Ich weiß nicht weshalb, ich hab nicht gefragt, aber vermutlich will er sich oder wem anders irgendwas beweisen.

Im Allgemeinen zweifle ich ja nicht seine Fähigkeiten an, aber dieses Turnier ist gefährlich und ich will einfach nicht, dass ihm etwas passiert. Deshalb sitze ich jetzt neben ihm auf der Bank und knabbere meine Nägel ab. Tausend Gedanken schwirren in meinem Kopf, aber sie haben irgendwie fast alle mit Cedric zu tun. Ein Teil von mir verflucht ihn, ein anderer bewundert ihn und der letztere betet einfach zu irgendwelchen höheren Mächten, dass es nicht Cedrics Namen ist, der als nächstes Fallen wird.

"Fleur Delacour für Beauxbaton" Ich atme tief durch und sehe dem jungen Mädchen nach. Alle Augen der Halle scheinen auf sie und ihren eleganten Gang gerichtet zu sein und mit einem Mal Frage ich mich, was sie dazu bewogen haben kann, sich für ein lebensgefährliches Turnier zu bewerben. Ihre hellen Augen wandern einmal über die Tische bevor sie den Raum verlässt und unweigerlich kommt mir die Frage in den Kopf, ob sie das tut, damit die Menschen um sie herum sie nicht mehr nur als das schöne Mädchen sehen, sondern als eine starke Hexe.

"Victor Krum für Durmstrang" warme Hände umfassen meine. Ich schließe die Augen, bevor ich unsicher hinüber zu Cedric sehe und versuche ein kleines bisschen zu Lächeln. "Es wird nicht der Weltuntergang, wenn ich der Champion von Hogwarts werde, hörst du?" wispert er leise und ich nicke unsicher, auch wenn ich ihm diese Worte nicht glaube. Für mich fühlt sich das Ganze schon ziemlich nach untergehender Welt an.

"Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache." wispere ich leise, während meine Augen nun Krum aus der Halle folgen und ich unter dem Tisch Cedrics Hand drücke. "Ach, Rosa. Du machst dir doch immer sorgen." sagt er leise und mit einen neckenden Unterton, was mich zu einem leisen Schnauben bringt. Sanft stupst er mich an, bevor er mich enger an seine Seite zieht und dann ernst ansieht. "Es wird alles gut werden." wispert er und ich nicke ein weiteres Mal. Na klar würde alles gut werden, ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu beschützen und zu unterstützen, denn wie so viele andere unterschätze auch Cedric die Macht und die Kraft der Bücher. Wenn man irgendwo Tipps und Tricks finden konnte, wie man dieses Turnier überstehen konnte, dann in den alten Chroniken zu den Turnieren. 

Die Stichflamme, die aus dem Kelch sprießt, reißt mich aus meinen Gedanken und ich wende meinen Blick nach vorn zu Dumbledore, um zu hören was dieser zu sagen hat.

"Der Champion für Hogwarts ist..."

Die nun folgende Pause scheint Lichtjahre lang zu sein. Mein Herz beginnt schneller zu klopfen und ich schließe die Augen, in der kindlichen Hoffnung, dass schon nichts passieren würde, wenn ich die Augen geschlossen lassen würde. Es würde schon alles gut gehen, wenn ich nur alles um mich herum ausblenden.

Allerdings funktioniert das reale Leben nicht so. Ich höre, wie Cedrics Name aufgerufen wird. Ich spüre, wie sich seine Hand der meinen entzieht und seine Wärme mich verlässt. Die Halle um mich herum tobt. Natürlich tut sie das, Cedric ist schließlich beliebt.

Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe gerade noch, wie er hinter der Tür verschwindet. Seufzend vergrabe ich meinen Kopf in den Händen und will eine Runde im Selbstmitleid versinken, als ein Aufschrei durch die Halle geht. Die Flamme des Kelchs verfärbt sich ein weiteres Mal und ich sehe ebenso verwundert auf, wie der Rest der Anwesenden.

Sogar Dumbledore scheint für einige Augenblicke geschockt zu sein und das ist eine Sache, die so selten passiert, wie Slytherins und Gryffindors einer Meinung sind. Es gibt Momente in denen das der Fall ist, aber sie sind unheimlich selten. So halten wir alle den Atem an und sehen zu, wie ein weiterer Zettel aus dem Flammen segelt und in der Hand des Schulleiters landet.

Möchtet ihr raten, wessen Name darauf steht?

Richtig, der von Harry Potter. Eigentlich bin ich fast überrascht, dass er nicht als erstes aufgerufen wurde, denn wie könnte ein Lebensgefährliches Turnier hier in Hogwarts stattfinden, ohne dass er daran teilnahm. Das schien Schicksal zu sein. Er zog das Unglück an, wie eine schwarze Katze. Alle Augen ruhen nun auf dem vierzehnjährigen, der mit sichtlichem Widerwillen die Halle durchquert und den Raum verlässt.

Als wir die Halle verlassen trifft mein Blick den von Oliver und ich lächle ihn kurz an, bevor die Menge von Gryffindors ihn verschluckt und sich unsere Wege trennen.

Oliver und ich waren uns in diesem Moment nah und fern wie nie. Cedric nahm an einem mehr als gefährlichen Turnier teil und ich wusste in diesem Moment nicht was ich tun sollte, um auch nur eine der beiden Situationen anzugreifen.

Also willkommen in meinem Leben.

Überarbeitung: Dezember 2020