Was denkt ihr passiert, wenn ihr euch auf ein ruhiges Jahr in Hogwarts freut?
Mal ein Jahr ohne Probleme, nur ihr, eure Freunde, Quidditch und vielleicht ein gutes Buch. Ja, ganz genau. Denn um ehrlich zu sein, hatte mir die Aufregung im Sommer gereicht und auch wenn mir die Wochen zusammen mit Oliver und seiner Mutter sehr gefallen haben, freue ich mich jetzt auf die geregelten Bahnen meines Schullebens.
Aber es wird wohl beim Freuen bleiben, denn schon am ersten Abend kündigt Dumbledore an, dass dieses Jahr ein lebensgefährliches Turnier auf Hogwarts stattfinden wird. Ein Hoch auf die Egomanie der Menschen.
Ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen und Cedric mustert mich belustigt. "Alles gut?" "Ja, hatte nur andere Ideen für dieses Schuljahr." murmle ich und sehe von der Tischplatte zu ihm hoch. "Versprich mir, dass du nichts dummes tun wirst."
Bevor Cedric mir antworten kann, fliegen allerdings die Türen zur Großen Halle auf und eine düstere Gestalt tritt in das sanfte Licht der Halle. Alastor Moody steht im Portal. Sein alles durchdringendes Auge scannt den Raum und für eine Sekunde begegnen sich unsere Blicke und ich lächle leicht. Ich kenne Moody aus meiner Kindheit, manchmal war ich zusammen mit Onkel Remus im Ministerium und dann haben wir ihn manchmal gesehen und einmal war er hier zu einem Treffen mit Dumbledore, als ich noch etwas jünger war. Von diesen paar persönlichen Erfahrungen her und von allem was man so eben über ihn weiß, bin ich mir nicht so sicher, ob man ihn auf Schüler loslassen sollte. Seufzend lasse ich meinen Kopf zurück auf die Tischplatte sinken und schließe meine Augen.
Ich trete gefolgt von Cedric aus der Halle und sehe mich am Tisch der Gryffindors um, um einen Blick auf Oliver zu erhaschen, doch er ist noch mit dem Essen beschäftigt und winkt uns nur kurz zu. Also wende ich mich zu gehen, werde aber von einem rot-goldenen Wirbelsturm um gerannt. "Colin" rufe ich fröhlich, als ich die Wuschellocken erkenne und er grinst zu mir hoch. Wir haben beide irgendwie eine, er-ist-wie-ein-kleiner-Bruder-für-mich-Beziehung zueinander und so freue ich mich jedes Mal, wenn ich sein Lächeln sehe und er mir den neusten Klatsch berichtet, der sich meistens um Harry Potter richtet, den der Jüngere noch immer stark idolisiert. "Ich bin gewachsen!" berichtet Colin grinsend und ich schüttle leicht den Kopf. "Sieht man aber nicht." Als ich seinen Schmollmund sehe, wuschle ich ihm grinsend durchs Haar, bevor ich ihn in Richtung seines Schlafsaals scheuche und nun Cedric folge.
"Um unser Gespräch vom Essen wieder aufzunehmen." beginne ich und er zieht die Augenbrauen zusammen. "Keine Angst Rosa, ich werde schon nichts dummes tun." erwidert er ausweichend und ich stupse ihn sanft an. "Ich mache mir nur Sorgen um euch alle. Das Turnier ist gefährlich. Ich hab schon viel darüber gelesen." erwidere ich und sehe, dass der Ältere mit den Augen rollt. Sagen tut er aber nichts und so lassen wir das Thema auf sich beruhen und gehen beide schweigend ins Bett.
Nach diesem Sommer fühle ich mich Oliver auf eine verbundene Art näher, als hätten wir jetzt einen Punkt in unseren Geschichten, der uns untrennbar macht und zeitgleich habe ich das Gefühl, dass sich Cedric auf eine seltsame Weise von mir entfernt hat.
Muss das so sein? Kann ich sie nicht beide nah bei mir haben? Muss ich einen von ihnen verlieren, um dem anderen so verbunden zu sein?
[...]
Dieser Gedanke beschäftigt mich auch noch, als ich am nächsten Morgen auf dem Weg zu meiner ersten Stunde Verteidigung bin. Auch zu diesem Fach bin ich in diesem Jahr gespaltener Meinung. Klar ist Moody gut und weiß was er tut, aber ich bin mir auf der anderen Seite nicht sicher, ob eine gute Idee ist ihn auf Schüler los zulassen.
Meine Befürchtung bestätigt sich leider, dass es keine gute Idee ist, da er gleich die erste Stunde nutzt um uns näher mit den unverzeihlichen Flüchen bekannt macht. Ich meine, na klar kann man das einer fünften Klasse zeigen, aber man muss es nicht tun. In meinen Augen würde es mir auch vollkommen reichen, wenn wir uns nur theoretisch mit den Zaubern auseinander setzen und dafür nicht eine Spinne foltern. Wenn ich mich so im Raum umsehe, geht es dem Großteil meines Kurses ähnlich, da viele auf irgendeinen Punkt starren, der irgendwo hinter Moody und der Spinne ist. Nur ein paar Slytherins scheinen ihren Spaß zu haben und so verbringe ich die Stunde damit, schweigend auf das Pergament vor mir zu starren. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, will ich mir nicht unbedingt vorstellen, dass meine Eltern Bekanntschaft mit mindestens einem dieser Flüche gemacht haben.
Nach der Doppelstunde Verteidigung habe ich Verwandlung und danach noch eine Doppelstunde Zaubertränke, so dass ich nicht mehr viel über den Unterricht am Morgen nachdenken kann. Am Mittag erfüllt ein nervöses Flüstern die Halle, da man uns verkündet hat, dass in wenigen Tagen die beiden Gastschulen Beauxbaton und Durmstrang hier ankommen würden und den Rest des Jahres mit uns bestreiten würden.
Und nun nutzen alle die Zeit, um ihr Halbwissen den um sie herum sitzenden mitzuteilen. Cedric stupst mich grinsend an. "Na komm schon Rose, ich bin mir sicher, dass du gesichertes Faktenwissen bezüglich jeder der Schulen hast." "Wieso sollte ich?" gebe ich in einem neckenden Tonfall zurück, damit er weiß, dass ich Spaß mache. Währenddessen versuche ich den Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen, dass wir uns irgendwie voneinander entfernen. Denn das werde ich nicht zulassen, Cedric ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich werde ihn auf keinen Fall verlieren, dass kann ich nicht.
Deshalb lasse ich mich dazu breitschlagen dem Klatschgespräch um mich herum, mit etwas Faktenwissen auszuhelfen. Noch heute früh war ich in der Bibliothek, um mir das Buch zu den Chroniken des Turniers erneut auszuleihen, irgendwann in den letzten Jahren hatte ich es Mal gelesen. Doch ich denke, dass eine Auffrischung der Lektüre angebracht ist und so hole ich es hervor und beuge mich mit Cedric und einigen anderen Hufflepuffs darüber, um alles über die anderen Schulen herauszufinden, die noch am Turnier teilnehmen.
Und vielleicht, ganz vielleicht wird dieses Schuljahr ja doch ganz schön. Wer weiß, vielleicht muss ich auch einfach nur offen für neues sein?
Überarbeitung: Dezember 2020
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Meine Jahre in Hogwarts
Fanfiction~Oliver Wood~ Seit ihrer Geburt lebt sie in der Schule für Zauberei und Hexerei, kennt dort jeden Gang und jeden Winkel und liebt ihr Daheim über alles. Ihre Kindertage sind sorgenfrei und durch das belebte Umfeld bietet ihr Alltag immer wieder Abwe...