Kapitel 20

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Während ich sonst immer das Gefühl hatte, dass die Ferien nach hinten immer Länger wurden, so hatte ich dieses Jahr das Gefühl, dass sie immer kürzer wurden und die Tage immer schneller vergingen.

In den ersten Tagen putzen Oliver, Camille und ich das Haus von Oben bis Unten und dann beschlossen wir es komplett zu renovieren. Also kauften wir uns in einem Muggelladen für so etwas Farbe und neue Tapeten und begannen unsere Arbeit. Wir begannen im Wohnzimmer, dass die Hauptresidenz des alten Mister Wood war und verwandelten es in einen hellen und schönen Raum, dann setzten wir in der Küche fort, gefolgt vom Flur und den Schlafzimmern. Sobald alles neu gestrichen war und das ganze Haus nach Farbe roch, begann das Schimmern in Camillies Augen zurückzukehren. Auch Oliver wurde mit jedem Tag befreiter.

Nach der neuen Farbe sollten neue Möbel folgen. Misses Wood hatte ein kleines Vermögen geerbt, welches sie wohlweislich vor ihrem Mann geheim gehalten hatte und so konnte das Haus nun vollkommen neu eingerichtet werden und was an Möbeln im Haus behalten wurde, wurde abgeschliffen und dann neu gestrichen, so dass am Ende der Ferien das gesamte Haus und auch der Garten in einem neuen und hellen Licht erstrahlte.

Ich selbst lernte über den Sommer viele verschiedene Sachen kennen, unter anderem auch wie man sich in der Muggelwelt orientierte und wie man sich hier zurecht fand, außerdem lernte ich es, was es hieß Dinge auf Muggelart zu tun und stellte fest, dass Oliver und auch seine Mutter ein ziemliches handwerkliches Geschick aufwiesen, während ich mich meistens erst ausprobieren musste und mich nur langsam in die Arbeiten herein fand. Aber vielleicht lag das auch daran, dass sich die beiden dadurch immer einen Stück ihres alten Lebens zurückholten und sich Stück für Stück selbst befreiten.

Heute ist der letzte Tag der Ferien und es ist früh am Morgen. Ich bin schon wach und stehe leise auf. Oliver schläft noch friedlich in seinem Bett, was mich zum Lächeln bringt. Er sieht immer so friedlich aus, wenn er schläft und ich mag es ihn zumindest eine Weile dabei zu beobachten. Heute reiße ich mich jedoch schnell von diesem Anblick los und gehe leise ins Bad, um zu duschen und mich dann für den Tag fertig zu machen und anzuziehen.

Unten ist Camille bereits beim Werkeln, als ich mich zu ihr in die hell gestrichene Küche mit den hellen Holzmöbeln geselle und sie lächelnd aufsieht. In den letzten Wochen hat sie immer mehr begonnen zu Lächeln und ich finde, dass es ihr wirklich sehr gut steht. Sie sieht viel jünger aus und wenn sie einen so sanft ansieht, dann kann man gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen.

"Guten Morgen Rosa." begrüßt sie mich und wendet einen Pancake in der Pfanne, während sie mich eine Weile schweigend mustert. "Ich wollte dir noch danken. Am Anfang war ich mehr als skeptisch, dass du Oliver dazu gebracht hast mit Professor McGonagall darüber zu reden. Ich dachte, dass du zu jung seist um das Einschätzen zu können, was er mit uns macht und außerdem wollte ich nicht, dass sich jemand in unsere Angelegenheiten einmischt." beginnt sie langsam und ich unterbreche mich beim Tee kochen, um ihr zuzuhören. "Doch je länger er weg ist und je mehr ich darüber nachdenke, dass du froher bin ich, dass ich jetzt wieder mein eigenes Leben in der Hand habe."

Ich nicke kurz und gieße dann meinen Tee auf. "Das ist verständlich, aber ich bin froh, dass es dir mittlerweile mit der Situation besser geht. Du siehst auch viel glücklicher aus." erwidere ich und Camille lächelt sanft. "Du bist ziemlich erwachsen für dein Alter, hat man dir das schon mal gesagt?" "Das ein oder andere Mal." erwidere ich mit einem kleinen Lächeln und strecke mich.

Stumm betrachten wir zusammen den Sonnenaufgang durch das Küchenfenster und ich mache mich daran den Tisch zu decken, während Camille weiter kocht und ich muss eine Sache feststellen. Auch wenn meine Intention war Oliver und seiner Mutter zu helfen, habe ich in diesem Prozess so etwas wie eine Familie gefunden. Natürlich ist Professor McGonagall auch meine Familie, aber das hier ist anders. Es ist kleiner und direkter und ich glaube, dass ich das Gefühl mag, dass mir Camille gibt. Es ist eine Mischung aus Sicherheit und dem Gefühl, dass man verstanden wird und akzeptiert ist und das macht mich ziemlich glücklich und so summe ich leise vor mich hin, während die Sonne langsam höher steigt.

"Sonnenaufgänge sind die Neuanfänge der Welt." murmelt Camille leise, als Oliver zu uns in die Küche kommt. Ein Lächeln ziert seine Lippen und seine Haare sind zerzaust, während er gähnend erst seine Mutter und dann mich kurz umarmt. Bevor er sich neben uns an die Küchenzeile lehnt und wir zusammen den Sonnenaufgang am ersten Morgen des September beobachten. Für einen Moment scheint es in der Küche so ruhig und friedlich, dass ich fast vergesse, dass es für Camille und Oliver nicht immer oder eher schon lange nicht mehr so war. Doch es macht mich glücklich, dass die beiden nun wieder eine Chance haben glücklich zu sein, ohne dass die Schatten eines Mannes, der Zauberer hasst über ihnen schwebt und ihnen die Freude und die Kraft für das Leben nimmt.

Nach dem gemeinsamen Frühstück packen Oliver und ich still unsere Koffer und ich warte mit Thunder draußen beim Taxi, dass uns drei zum Bahnhof bringen wird, während Oliver und seine Mutter drin noch etwas besprechen. Es ist ein kühler Morgen und ich glaube schon die ersten Blätter fallen zu sehen, während ich auf die beiden Woods warte und einfach den leichten Wind in meinem Haar und die Sonne auf meinem Gesicht genieße.

"Und Thunder? Bereit für ein weiteres Jahr in Hogwarts?" frage ich den schwarzen Hund sanft und er knurrt zustimmend, während ich ihn hinter den Ohren kraule. "Ja. Ich auch."

Überarbeitung: November 2020

Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt