Kapitel 31

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Mein letztes offizielles Jahr in Hogwarts lässt sich wohl als eines der ereignislosesten Jahre zusammenfassen, dass ich jemals im Schloss erlebt habe. Erwähnenswert scheint höchstens die Rückkehr des ehemaligen Professors für Zaubertränke, Professor Slughorn. Während dieser nun die Künste der zauberstablosen Magie im Kerker unterrichtet, hat sich Snape endlich der Verwirklichung seiner Leidenschaft zugewandt und unterrichtet Verteidigung gegen die dunklen Künste. Schlechter als Umbridge ist er nicht, aber wirklich verstanden, weshalb er dieses Fach unterrichten wollte, habe ich nie. Aber ein Urteil steht mir auf der anderen Seite auch nicht zu.

Doch ich freue mich über das ruhige Jahr im Schloss, genieße die Zeit mit meinen Freunden aus der ehemaligen DA und konzentriere mich darauf endlich meinen Abschluss machen zu können. Die Prüfungen laufen gut und irgendwann in der Mitte des Aprils beginnt die Zeit mir plötzlich zwischen den Fingern zu zerrinnen. Ehe ich mich versehen habe, ist es Juni und langsam Zeit Abschied zu nehmen. Nach all den Jahren, die ich hier im Schloss gelebt habe, werde ich diesen Sommer zu Oliver nach London ziehen. Natürlich werde ich immer wieder hier her zurückkehren, doch es ist an der Zeit auf eigenen Beinen zu stehen.

So nutzen Thunder und ich diesen warmen Sommerabend für einen ausgedehnten Spaziergang über das Gelände von Hogwarts. Immer am Waldrand gehen wir entlang und schauen immer wieder in das Dickicht, ob vielleicht ein Waldwesen sich soweit hervor traut. Doch alles bleibt ruhig. Wir kommen an Hagrids Gemüsebeet vorbei, welches jetzt im Sommer trocken da liegt.

"Wir haben hier so viel erlebt Thunder." stelle ich fest und der Hund knurrt leise, wie um mir zuzustimmen. "Ich meine. Wir haben den Stein der Weisen gefunden und den Professoren geholfen Ginny zu finden. Wir haben Sirius Black kennengelernt und ein Jahr mit Onkel Remus verbracht. Dann war da noch das Turnier, der Weihnachtsball und unser Streit mit Oliver. Die DA und die Rückkehr von Voldemort. Es ist so vieles passiert. Gutes und schlechtes. Ich kann es kaum glauben Thunder." Ich schüttle leicht meinen Kopf und sehe hinauf zum dunkler werdenden Himmel, während der dunkle Hund neben mir seinen Kopf in Richtung des Schlosses wendet und leise knurrt. Doch diesmal klingt es kaum nach friedlicher Zustimmung, sondern drohend und fast wütend.

Beruhigend lege ich ihm eine Hand auf den Kopf, während ich mit der anderen meinen Zauberstab ziehe. Denn wenn ich ehrlich bin, dann vertraue ich den Instinkten meines Hundes mehr als meinen eigenen. Wenn dieser eine Gefahr wittert, dann bin ich lieber auf der Hut.

Dann ertönt hinter uns ein Knall und Hagrids Hütte geht in Flammen auf. Fang jault und ich lasse Thunder los. Er schießt in die Richtung aus der wir gekommen sind und ich folge ihm so schnell ich kann. Bellatrix schrilles Lachen begrüßt mich und ich feuere im Laufen einen Schockzauber auf sie, während meine wachsamen Augen sich in die angstgeweiteten von Draco Malfoy bohren, der mit umklammerten Zauberstab neben seiner Tante steht. Ich hätte vermutlich nur laut 'Buh' sagen zu müssen und er wäre zusammen gezuckt. Allerdings erregt vorher Hagrid meine Aufmerksamkeit, der mit Fang über der Schulter aus der Hütte kommt, während Thunder um ihn herum springt. Meine Unaufmerksamkeit nutzen Bella und Draco um zu flüchten.

Thunder scheint das im Moment allerdings kalt zu lassen und er wendet sich knurrend dem Schloss zu, bevor er sich versichert, dass ich ihm auch folge.

Auf die Szene, die wir nun im Innenhof antreffen, war ich nicht vorbereitet. Alle Schülerinnen und Schüler der Schule scheinen sich hier versammelt zu haben. Auch die meisten der Professoren stehen zwischen den Jugendlichen. Über allem liegt ein schwerer Schleier der Trauer und ich dränge mich nach vorn durch, wo ich meinen Vormund erblickt habe. Für einige Augenblicke scheint die Welt um mich herum still zu stehen, als ich den Körper des Mannes am Boden sehe, den ich für unbesiegbar gehalten habe. Doch nun liegt er da, seine Augen sind geschlossen und seine Züge verwaschen und friedlich.

Albus Dumbledore ist tot . Er ist ein weiteres Opfer dieses Krieges. Ich schließe meine Augen und Thunder presst sich winselnd an meine Beine, während ich meinen Zauberstab hebe. Langsam hebt sich ein Arm nach dem anderen in die Höhe und viele kleine Lichtpunkte beginnen das Dunkle Mal zu lösen, dass sich über uns in den Himmel gebrannt hat. Jeder für sich ist nur ein kleines Licht, doch gemeinsam können wir Hoffnung sein. Der Tod unseres Schulleiters ist eine Kriegserklärung.

Es hat begonnen.

Überarbeitung: März 2021

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