Kapitel 18

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Es wäre eine Untertreibung zu Behaupten, dass Professor McGonagall geschockt war, als ich in der letzten Schulwoche mit Oliver in  ihrem Büro gesessen habe und wir ihr erzählt haben, was Olivers Vater seiner Mutter daheim antut und auch ihm, wenn er da war. Mein Vormund war außer sich und schien dazwischen hin und hergerissen es dem Ministerium zu übergeben und es selbst in die Hand zu nehmen. Nun am Ende hat sie doch zugestimmt, es an die Behörden weiter zu leiten und offiziell klären zu lassen.

Ich selbst habe in diesem Gespräch einige Hintergrundinformationen erfahren, die die Sache zwar nicht besser und auch nicht verständlicher machen, aber das Bild dadurch langsam vervollständigen.

Zu Zeiten des ersten Krieges schien Olivers Vater seinen Bruder durch schwarze Magie verloren zu haben und dadurch einen Hass auf das Magische und die Welt des Magischen entwickelt zu haben. Während die ersten Jahre in der Beziehung zwischen Olivers Mutter und Vater glücklich gewesen zu sein scheinen und auch noch zu Olivers Kindheit alles okay gewesen war, hatte sich alles geändert, als Oliver erste Anzeichen für ein magisches Talent gezeigt hatte und seine Mutter somit ihr Geheimnis hatte offenbaren müssen. Am Anfang schien er es gut aufgenommen zu haben, doch dann hatte er immer mehr begonnen zu trinken und seine Frau und seinen Sohn zuerst mit Worten und dann mit Taten begonnen zu misshandeln.

Olivers Mutter hatte sich eingeredet, dass es besser werden würde, wenn sie nicht mehr zauberte und so hatte sie ihrem Mann sogar ihren Zauberstab überlassen, wie Oliver berichtet und doch hatte das alles nichts geholfen.

Mein Herz zieht sich während Olivers Erzählungen zusammen und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es für ihn gewesen sein musste jedes Jahr von Hogwarts Heim zu fahren und doch hatte er nie etwas gesagt und auch jetzt schien er noch immer angst zu haben, dass er etwas falsches getan hatte und somit sein Vater seine Drohung wahr machen würde und seiner Mutter etwas antun. Doch McGonagall versprach uns, dass man sich diskret darum kümmern würde und sie uns ein paar Leute zur Seite stellen würde, denen sie persönlich vertraute und die uns helfen würden.

Dieses Gespräch lag nun schon einige Tage zurück und es war der Tag der Abreise. Ich hatte einen alten Koffer meines Vormundes erhalten, da ich selbst keinen besaß und so war ich noch immer mit Packen beschäftigt, während Thunder bereits nervös im Zimmer auf- und abtigerte und somit meinen ebenfalls packenden Mitbewohnerinnen mehr als einmal unter die Füße lief. Niemand hier wusste, weshalb ich genau dieses Jahr Oliver begleiten würde und das war auch gut so. Ich hatte im schließlich versprochen, dass ich niemandem verraten würde, was bei ihm Zuhause passierte, nicht einmal Cedric und ich gehörte zu den Menschen, die ihr Wort hielten. Und so glaubten alle, dass ich Oliver einfach so begleitete, da wir uns nahe standen und McGonagall wollte, dass ich Mal was anderes als das Schloss sah.

Es war nicht so, dass ich noch außerhalb des Schlosses war, doch meistens war ich in Begleitung meines Vormundes gereist und hatte somit immer jemanden dabei gehabt, der mich beschützt hat. Früher waren wir des öfteren gemeinsam in die entlegenen Orte Schottlands gereist und manchmal auch bis nach England. Einmal im Jahr waren wir in die Winkelgasse appariert, um meine neuen Schulsachen zu kaufen. Doch alles in allem waren meine Erfahrungen außerhalb der Zaubererwelt ziemlich begrenzt und bezogen sich meistens nur auf theoretisches Wissen aus dem Muggelkunde Unterricht, den ich immer wieder gern besuchte, da ich Muggel um ehrlich zu sein ziemlich faszinierend fand. Trotzdem sie keine magischen Kräfte hatten, fanden sie mithilfe der Technik immer wieder neue und spannende Wege sich das Leben zu erleichtern.

Mit einem halben Ohr höre ich zu, was meine Mitbewohnerinnen für Kommentare bezüglich Harry Potters letztem Abenteuer haben und bevor noch jemand auf die Idee kommt, dass man mich ja dazu auch noch ausfragen kann, da man mich mit Thunder spät abends ins Schloss hat kommen sehen, schließe ich lieber eilig meinen Koffer und verlasse mit Thunder den Raum, mit einem kurzen Abschiedsgruß.

Unten wartet Cedric auf mich und grinst mich sanft an, während er die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich glaube dir noch immer nicht, dass du nur so mit Wood fährst, dann hättest du das auch schon vorher machen können." bohrt er nach, als ich neben ihm ankomme und Thunder knurrt leise, was dazu führt, dass sich der Ältere neben den Hund kniet und ihn sanft hinter den Ohren krault. "Sag Thunder, du willst mir nichts verraten?" fragt er und grinst zu mir hoch, während ich mit den Augen rolle. "Wie oft noch, da gibt es keinen doppelten Boden Digorry." erwidere ich und er steht auf, um mir einen Arm um die Schultern zu legen. "Na gut, dann glaube ich dir Mal einfach." Wortlos nimmt er seinen und auch meine Koffer und ich halte ihm die Tür auf, um ihn auf den Flur zu lassen. Wir bringen die Koffer weg und gehen dann gemeinsam zu letzten Frühstück des Schuljahres, bevor wir uns voneinander verabschieden und ich mich auf die Suche nach Oliver mache.

Dieser erwartet mich am Eingang zur Großen Halle und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. "Guten Morgen." sage ich, als ich neben ihm ankomme und er schnaubt leise. "Ob das ein guter Morgen ist, weiß ich nicht." murmelt er und ich knuffe ihm sanft gegen die Schulter. "Hey, das wird schon. Du wirst sehen, es wird alles gut gehen." erwidere ich aufmunternd und er nickt, wenn auch noch immer ziemlich zögerlich und ich verstand, dass es für ihn schwer sein musste. Die letzten Jahre hatte er unter seinem Vater gelitten und nun sollte sich das auf einmal alles aufklären, da konnte er ja kaum anders als skeptisch zu sein. Doch ich war guter Dinge und Felsen fest davon überzeugt, dass es alles gut gehen würde.

Also nehme ich seine Hand und ziehe ihn mit mir nach draußen. "Hilft alles nix. Um den Tag hinter uns zu bringen, müssen wir ihn erstmal anfangen." sage ich ernst und Oliver gibt sich nickend geschlagen. Wir holen unsere Koffer und machen uns dann auf den Weg zur Kutsche, um zum Bahnhof zu fahren.

Möge das Abenteuer beginnen.

Überarbeitung: November 2020

Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt