Kapitel 32

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Auch wenn ich meinen Abschluss im letzten Jahr hinter mich gebracht habe, habe ich beschlossen in diesem Jahr nochmal in die Schule zurückzukehren. Ich würde als Praktikantin oder auch die persönliche Assistentin meines Vormundes im Schloss arbeiten, um in der Schule bleiben zu können. Denn wenn ich ehrlich bin, wollte ich Snape im Auge behalten und sicher gehen, dass niemand die Schule zerstörte, die ich so sehr liebte.

So kehrte ich mit meinen Freunden zum Schloss zurück und ließ Oliver ein weiteres Mal in London zurück. Ich wusste, dass ich das tun musste. Und er verstand das, zumindest mehr oder weniger. Natürlich hatten wir über diesen Punkt diskutiert, aber am Ende habe ich mich durchgesetzt.

Der Empfang in Hogwarts war stiller als letztes Jahr. Die Schüler saßen vereinzelt und deutlich waren die Lücken zu erkennen, die mugglestämmige Schüler in diesem Jahr hinterließen, die in diesem Jahr nicht mehr Heim gekommen waren. Die Mienen der meisten sind düster und aus vielen Blicken spricht mir die Angst entgegen. Die einzigen, die halbwegs gut gelaunt aussehen, sind ein Großteil der Slytherins. In dieser Nacht gab es kein Lied, dass der Hut sang und auch kein lautes Gelächter, dass zum verzauberten Himmel hinauf schallt. Es war auch später am Abend still, als ich zusammen mit einigen Gryffindors im Gemeinschaftsraum saß.

Mich schüttelt es noch immer, wenn ich an den ersten Abend hier im Schloss denke. Die geballte Machtlosigkeit und die drückende Stille in den Räumen. Auch jetzt sind wir nicht weiter gekommen. Die erste Woche ist gerade Mal vorbei, da ist der Krankenflügel der Schule bereits ziemlich gut gefüllt mit den verschiedenen Häusern. Die Carrows machen Jagd auf alles, das nicht ihren Ideologien entspricht: Blutsverräter, Muggelstämmige, alle die den Mut haben sich ihnen in den Weg zu stellen.

Gerade kommt Neville mir entgegen und hält seine bandagierte Hand. "Wir müssen etwas tun." wispert er im vorbei gehen und ich nicke knapp. "Ich komme heute Abend in den Gemeinschaftsraum." erwidere ich und diesmal nickt er knapp, bevor er sich nervös umsieht. Es ist gefährlich sich so offen zu unterhalten.

Ich schlüpfe in den Krankenflügel und sehe mich nachdenklich um. Madame Pomfrey ist gerade dabei einen Hufflepuff zu versorgen und ich setzte mich zu Ginny, die missmutig ihre Schulter reibt. "Auseinandersetzung mit einem Slytherin. Er meinte, dass Harry ein Verräter sei." meint sie grummelnd und ich nicke langsam. Immer wieder sticheln die Slytherins und das kommt nun mal bei den nicht all zu gut an, vor allem nicht in dieser gespannten Situation. "Wir müssen einen Weg finden etwas zu tun." fügt die rothaarige mit gedämpfter Stimme hinzu und ich seufze leise. "Hab Geduld. Wir sprechen uns heute Abend." versuche ich sie zu beruhigen und sehe mir dann ihre Schulter an.

Madame Pomfrey wirft mir einen sorgenvollen Blick zu und ich versuche ein aufmunterndes Lächeln. Doch ich kann ihr wohl kaum versprechen, dass niemand mehr verletzt wird. Wir haben vor zwei Jahren beginnen uns zu wehren und deshalb werden wir diesmal kaum die Füße still halten. Ich kenne diese Schule und ich kenne die Schüler, die hier sind. Viele von ihnen sehen Hogwarts als ihr Zuhause und sie sind bereit für dieses zu kämpfen und es zu verteidigen.

Zusammen mit Ginny gehe ich ganz normal zum Abendessen, bevor wir mit einigem Abstand die Große Halle verlassen. Dann treffen wir uns im Gemeinschaftsraum und machen es uns in der Sitzgruppe am Feuer bequem. "Was tun wir jetzt?" fragt Ginny und ich schlage die Beine übereinander. "Ich weiß es nicht genau. Aber wir müssen etwas tun." seufzt Neville und ich lege einen Arm um Colin, der neben mir sitzt. "Ich habe vielleicht eine Idee." sage ich nachdenklich und lege eine kleine goldene Münze auf den Tisch zwischen uns. Es ist selbst hier gefährlich laut auszusprechen, was man plant.

Ginny beugt sich vor und ein leichtes Grinsen huscht über das Gesicht ihre blassen Lippen. "Du meinst?" "Ich meine." erwidere ich und Neville nimmt die Münze. "Doch wo?" hakt er nach und sein Blick huscht zum Portal, als ob er glaubte, dass die Carrows in jeder Sekunde herein kommen würden. "Warum gehen wir nicht wieder in den Raum der Wünsche?" hakt Colin nach, der bis eben geschwiegen hat und fängt dann die Münze auf, die Neville ihm zuwirft. "Die Idee ist nicht dämlich, doch ziemlich gefährlich." entgegnet er und kratzt sich die Nase. "Nun vielleicht ist es sicherer, als wir denken. Man wird nicht vermuten, dass wir dort sind. Außerdem ist es der sicherste Ort im Schloss." erwidere ich nachdenklich und Ginny nickt zustimmend. "Es ist entweder verrückt oder genial. Und da mir die Ideen ausgehen, bin ich für letzteres." entgegnet sie. Dann steht sie auf und nickt uns zu. "Wir sehen uns."

Neville steht auf und seufzt. "Dumbledore hat mal gesagt, dass es viel Mut erfordert seinen Feinden gegenüber zu treten. Doch noch mehr Mut seinen Freunden gegenüberzustehen. Ich glaube, dass mir das Hilft. Ich habe das Gefühl, dass ich damit, was wir tun unsere Freunde schützen." sagt er und lächelt leicht. Ich nicke leicht, bevor er Colin an mich drücke.

"Dann hat es also begonnen?" fragt der Jüngere unsicher und ich lächle leicht. "Ja, aber wir werden vorbereitet sein." verspreche ich und bete im Inneren, dass ich dieses Versprechen halten können werde.

Überarbeitung: März 2021



Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt