Kapitel 34

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Ich seufze, als ich meinen Blick durch die Große Halle gleiten lasse. Es sind tatsächlich weniger Schüler zurückgekehrt als in die Ferien gegangen sind. Neville setzt sich neben mich. "Heute Abend. Wir müssen unsere nächsten Schritte planen" sagt er leise und ich nicke, ohne ihn dabei genau anzusehen. Er steht auf und geht, während er sich nach unbefugten Mitwissern umsieht. Schon vor Monaten ist die Nervosität aus seinem Blick gewichen und durch diese Entschlossenheit ersetzt worden, für die ich ihn sehr bewundere.

Am Abend ist der Raum der Wünsche trotzdem gut gefüllt. Es sind sogar einige Slytherins unter den Anwesenden. Doch niemand stört sich daran. Die Grenzen zwischen den Häusern sind verwischt und es gibt mehr Slytherins als man glauben möchte, die mit den momentanen Umständen nicht zufrieden sind. Außerdem können wir jede helfende Hand gebrauchen.

"Also was machen wir jetzt?" frage ich laut. Ein allgemeines Murmeln geht durch die Menge. "Wir können deren Tiraden nicht länger mitspielen." entgegnet Seamus. Er hat ein blaues Auge, doch in seinem Blick brennt ein nicht zu besänftigendes Feuer. Ich nicke traurig. "Ich denke, wir müssen noch etwas warten." schaltet sich Neville ein. Er wirkt nicht verängstigt, sondern davon überzeugt, dass wir wirklich noch auf etwas warten sollen. "Ich habe das Gefühl es ist noch nicht an der Zeit." "Also machen wir erstmal weiter wie bis her?" hakt Ginny nach und Neville nickt leicht. "Nur noch wenige Wochen."

[...]

Die Wochen vergehen langsam, schmerzhaft und von einer ungewissen Nervosität getrieben. "Okay einige von uns stehen jetzt so hoch auf der Abschussliste, dass es für sie sicherer wäre hier zu bleiben." sage ich laut, als wir uns an einem Frühlingsabend wieder im Raum der Wünsche treffen. Einige nickend zustimmend, während einige eher skeptisch scheinen. "Schön und gut. Doch wie werden wir mit essen versorgt?" hakt ein Ravenclaw nachdenklich nach. "Und der Raum muss Schlafmöglichkeiten bieten." bestätigt ein anderer.

Es ist, als ob uns der Raum gehört hat. Einige Schüler quieken, als es zu rumpeln beginnt. Das Porträt über dem Kamin schwingt auf und enthüllt einen Durchgang. In einer Ecke tauchen einige Hängematten auf. Ich nähre mich zusammen mit Neville und Ginny dem Durchgang skeptisch und versuche ihn mit meinem Zauberstab auszuleuchten. "Ich und Seamus folgen dem Durchgang. Ihr Anderen geht wieder in eure Betten." schlägt Neville vor und ich nicke langsam, bevor ich mich zu den anderen wende und ihnen sage, wie wir weiter verfahren würden.

Ich halte Colin fest, als dieser aus dem Raum gehen will und schüttle leicht den Kopf. "Du bleibst schön hier." sage ich ernst und tippe auf seine aufgeplatzte Lippe. "Aber..." "Kein Aber. Du kannst hier drin auch helfen." entgegne ich und er gibt sich leise seufzend geschlagen.

[...]

Einige Tage später kommt Neville mit Essen aus dem Tunnel der zum Eberkopf führt. "Rose? Aberforth möchte dich sehen." ruft er mir zu und verteilt das Essen, während ich die Augenbrauen hochziehe. Doch dann klettere ich ohne weitere Fragen in den Tunnel.

"Was gibt's Aberforth?" frage ich und der alte Mann wirbelt zu mir herum. "Erschrick mich doch nicht so." schimpft er und ich grinse leicht, während ich mir den Staub von den Kleidern klopfe. "Sorry. Was kann ich für den Wirt des Eberkopfes und Essensversorger der Rebellen von Hogwarts tun?" "Nimm den Mund bloß nicht so voll Anführerin der Rebellen."  entgegnet er schlagfertig. "Touche. Also wie kann ich helfen?" "Ich habe eine Botschaft von Potter erhalten. Er braucht Hilfe. Kannst du mir seinen Hauselfenfreund schicken?" Ich will den Mund aufmachen, um genauer nachzufragen. "Keine Zeit für Fragen. Du hast genug eigene Probleme." unterbricht er mich allerdings und ich hebe abwehrend die Hände. "Ich werde sehen, was ich machen kann." Mit diesen Worten klettere ich zurück in den Tunnel und will gerade das Porträt hinter mir schließen, als er mich aufhält. Er sieht mich mit seinen klugen blauen Augen an. "Rose du bist deiner Mutter sehr ähnlich. Aber ich weiß nicht ob dir das in diesem Krieg zum Vorteil oder Nachteil wird. Also sei vorsichtig."

Auf dem Rückweg denke ich über seine Worte nach und seufze. Ich durchquere den Raum der Wünsche und laufe hinab zu den Küchen. Die meisten der Hauselfen sind freiwillig geblieben. Ich sehe mich suchend nach Dobby um, als ich auch schon seine quiekende Stimme hinter mir höre. "Was kann Dobby für euch tun junge Lady." "Dobby" rufe ich überflüssigerweise und knie mich vor ihn. "Es tut gut dich zu sehen. Ich habe eine Bitte an dich." "Alles junge Lady." sagt Dobby mit quiekender Stimme. "Kennst du den Wirt des Eberkopfes? Geh zu ihm. Er hat einen Auftrag für dich. Es geht um Harry." "Dobby wird euch nicht enttäuschen." quiekt der Elf. "Danke Dobby." erwidere ich. Denn auch wenn ich nicht weiß, worum es geht, scheint es ein wichtiger Auftrag zu sein. "Und Dobby, komm gesund zurück." Aus einem Reflex heraus umarme ich den Elfen, bevor er mit einem Finger schnippen verschwindet.

[...]

Das war meine letzte Unterhaltung mit Dobby. Mittlerweile ist es April und immer, wenn ich bei Aberforth nachhake, zuckt er nur mit den Schultern. Der  Raum der Wünsche füllt sich immer mehr und ich versuche gerade meine Gedanken bei einem kleinen Spaziergang am Waldrand zu zerstreuen. Doch das funktioniert nicht wirklich, da ich gerade einfach nur Thunder und auch Oliver vermisse. Wir schreiben nur wenig, da es einfach zu gefährlich für ihn wäre.

Dann höre ich wie jemand meinen Namen wispert und drehe mich mit gezogenem Zauberstab um. Draco Malfoy steht dort. "Was willst du denn hier?" frage ich misstrauisch. "Ich bin von Zuhause abgehauen, um euch zu warnen. Der dunkle Lord will kommen und Hogwarts angreifen. Er will es zerstören." flüstert er. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Nach allem, was ich so in den letzten Monaten über ihn gehört habe, bin ich mir nicht sicher, ob wir ihm trauen könnten. "Okay, wir gehen jetzt erstmal rein und dann erzählst du der Reihe nach." entscheide ich dann. Denn wenn er recht hat...

Ich schiebe ihn unauffällig in den Raum der Wünsche und alle sehen uns verblüfft an. Okay, so unauffällig war es nun auch wieder nicht. "Draco?" einige Slytherins stehen auf und laufen auf ihn zu. Alle anderen heben misstrauisch ihre Zauberstäbe. "Nehmt die Zauberstäbe runter." sage ich betont ruhig, halte meinen eigenen aber unter dem Umhang fest umklammert. "Neville, Ginny und Seamus kommt hier her und hört euch an was er zu sagen hat." bitte ich meine Mitstreiter und schiebe Malfoy in eine Ecke.

Dort beginnt er zu erzählen, wie der dunkle Lord seine Familie ausnutzt, was mit Harry, Hermine und Ron passiert ist, wie sie geflohen sind und Draco gemerkt hat, dass er etwas dagegen tun muss. Wie er von Zuhause abgehauen ist und jetzt hier ist um uns zu waren. Ich nicke langsam. "Ich glaube dir, fürs erste." sage ich, als er geendet hat und Neville nickt zustimmend. "Das heißt wir sollten uns Kampfbereit machen und ich gehe McGonagall suchen." meint er sehr leise. "Nein, das würde ich gern übernehmen. Du bleib hier und pass auf ihn auf." entgegne ich und die Gryffindors nicken einfach nur.

Ich eile durch die dunklen Gänge des Schlosses. Ich trete in Minervas Zimmer ohne zu klopfen. Sie fährt zu mir herum. "Rose, mein Kind. Es tut gut dich zu sehen." sagt sie leise und kommt auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. "Es ist auch schon dich zu sehen Minerva."  erwidere ich und lasse mich umarmen. "Aber du kommst doch aus einem bestimmten Grund mein Kind." "Wir haben aus sicherer Quelle, dass der Angriff auf Hogwarts unmittelbar bevor steht." erzähle ich, bevor ich kurz zusammenfasse, was Draco so gesagt hat. "Deine Quelle wirst du wohl nicht preisgeben und mit wir meinst du die Anderen 'Rebellen'?" hakt mein Vormund nach und ich nicke zustimmend. "Okay mein Kind. Ich werde den Orden benachrichtigen. Ihr haltet alle die Füße still." "Danke Professor, aber ich denke es ist zu spät um die Füße still zu halten." erwidere ich und laufe aus dem Raum.

Der letzte Kampf hat begonnen.

Überarbeitung: März 2021

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