Kapitel 14

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Quidditch ist kein Kaffeekränzchen, das hatte meine Mutter einmal in ihr Tagebuch geschrieben. Trotzdem könnte ich mir schöneres Vorstellen, als bei strömendem Regen hinab zum Feld zu laufen.

Eigentlich hätte die Hausmannschaft der Hufflepuffs heute gar kein Spiel gehabt, aber nun ja. Es kam oft erstens anders und zweitens als man denkt, das hatte zumindest Cedric gesagt, als Flint ihm mit gemeinem Grinsen eröffnet hatte, dass sie aufgrund ihres verletzten Suchers nicht spielen könnten. Wer das glaubte, dachte auch, dass Einhörer fliegen konnten.

Meine Haare kleben bereits an meiner Stirn, während ich neben Cedric hinab zum Feld laufe. Im vorbei laufen winke ich den Gryffindors zu und wünsche ihnen alles Gute. Bei dem Wetter blieb nur zu hoffen, dass alle von beiden Teams heil durch das Spiel kommen würden, da war für Hausrivalitäten und ähnliches keine Zeit.

"Das ist ein Wunder, wenn ich bei dem Wetter den Schnatz sehe." brummt Cedric neben mir und ich nicke zustimmend, die Sichtverhältnisse waren wirklich miserabel und um die Torstangen pfiff in luftiger Höhe garantiert auch ein unangenehm kalter Wind.

Das Spiel beginnt und tatsächlich lässt sich der kleine goldene Ball nicht Blicken, nachdem Madame Hooch ihn freigelassen hat. Cedric und Harry kreisen wie Adler hoch über dem Spielfeld, doch auch von dort scheinen sie genauso viel oder so wenig zu sehen, wie ich auf meinem Platz neben der Krankenschwester von Hogwarts. Auch auf dem restlichen Spielfeld passiert nicht viel, die Hüter und Jäger geben auf den jeweiligen Seiten ihr bestes. Doch die schlechten Sichtverhältnisse und der starke Wind, der mittlerweile im Station aufgekommen ist, beeinflussen alle gleichermaßen.

Nach einer kurzen Spielpause, taucht der Schnatz endlich an der Torstange der Hufflepuffs auf. Doch mit ihm erscheint auch noch etwas anderes auf dem Spielfeld, dass ich erst wahrnehme, als ein Aufschrei durchs Station hallt.

Drei Dementoren schweben über dem Spielfeld und dann geht alles ganz schnell. Harry Potter scheint den Halt auf seinem Besen zu verlieren und stürzt in die Tiefe. Genau in dem Moment, als Cedric triumphierend die Faust in die Luft reckt und sich zu seinem Team umdreht. Er hatte den Schnatz gefangen, doch niemand schien ihn wirklich zu beachten, alle starrten wie gebannt auf Harry, dessen Fall in letzter Sekunde von Professor Dumbledore verlangsamt wird. 

Madame Pomfrey neben mir springt auf und eilt zu dem Jungen, bevor sie ihn in Richtung des Schlosses davon schweben lässt und alle anderen Spieler begleitet von den Patroni der Lehrer hinab zu Boden segeln.

Man scheucht uns alle zurück in Richtung des Schlosses und ich versuche zu Cedric zu gelangen, der ein Stück vor mir mit Madame Hooch über irgendwas diskutiert. Doch ich schaffe es nicht mich durch die Menge von Schülern zu drängen und muss so von weitem Zusehen, wie Madame Hooch zum Thema den Kopf schüttelt und Cedric dann in Richtung des restlichen Teams verschwindet, während ich mit einer weiteren Welle von Schülern ins Schloss getragen werde.

Gerade als ich mich umdrehen will und auf den Weg zum Hufflepuffgemeinschaftsraum gehen will, um dort auf Cedric zu warten, fällt mir ein breiter Rücken mit scharlachroten Quidditchklamotten ins Augen und ich beschließe kurzerhand Oliver zu folgen.

Auch wenn dieser seit Beginn des Schuljahres nicht mit mir reden wollte, so wollte ich doch mit ihm reden und herausfinden was ich getan hatte, um diese Abfuhr zu kassieren.

Stumm setze ich mich in seinem Schlafsaal auf sein Bett und warte mit verschränkten Armen darauf, dass er sich zu mir gesellt. Bis zum Sommer war alles gut zwischen uns gewesen natürlich hatten wir auch Mal unsere kleineren Meinungsverschiedenheiten gehabt, doch es war nie etwas großes gewesen und schon gar nichts, was einen vollkommenen Kontaktabbruch nach sich ziehen könnte, zumindest aus meinen Augen.

Als Oliver aus dem Bad tritt, mustert er mich einige Augenblicke und seufzt dann. "Du gibst wohl nie auf." murmelt er und tritt zur Tür, um mir diese aufzuhalten, doch ich rühre mich nicht vom Fleck.

"Wir beide reden jetzt." "Tun wir doch gerade." gibt Oliver fast schon monoton zurück und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "Wir reden jetzt darüber, weshalb du nicht mehr mit mir redest." formuliere ich meine Worte mit etwas Nachdruck um und beobachte Oliver dann wachsam. "Es ist kompliziert Rose." "Das ist es mit Sicherheit nicht Oliver!" entgegne ich und stehe nun doch auf, um vor ihn zu treten und ihn aus meinen hellen Augen anfunkle.

Seufzend schiebt er sich an mir vorbei, um sich auf sein Bett fallen zu lassen und den Kopf in den Händen zu vergraben. "Doch es ist kompliziert." murmelt er und ich setze mich vorsichtig neben ihn aufs Bett. "Dann erklär es mir, ich werde dir zuhören." erwidere ich etwas sanfter und lege ihm eine Hand auf den Rücken. "Wir sind beide doch befreundet, du kannst mir vertrauen." verspreche ich ihm sanft und halte den Atem an, während ich auf seine Antwort warte.

"Mein Vater misshandelt meine Mutter."

Einige Augenblicke hängt eine drückende Stille im Raum, in der ich versuch das eben gehörte zu verarbeiten.

Dann springe ich auf. "Wir müssen das McGonagall sagen, die kann euch bestimmt helfen." Doch Oliver schüttelt nur den Kopf. "Meine Mutter will nicht, dass ich es jemandem erzähle. Sie meint, dass er seine Gründe hat." murmelt er leise und ich zucke mit den Schultern. "Mir ist egal, was seine Gründe sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass er deiner Mutter und dir etwas antut!" erwidere ich und Oliver weicht meinem Blick aus.

Ich mache währenddessen auf dem Absatz kehrt und will schon zu McGonagall laufen, als mich Olivers Stimme zurückhält. "Bitte Rose." sagt er leise und ich wirble zu ihm herum, in seinen dunklen Augen schimmern Tränen und ich gebe mich seufzend vorerst geschlagen.

Vorsichtig kehre ich zu ihm zurück und ziehe ihn sacht an mich. "Es ist schon okay." murmle ich und ziehe ihn noch etwas enger an mich. "Es ist gut, dass du mir davon erzählt hast. Ich werde für dich da sein." verspreche ich leise und meine es mit meinem ganzen Herzen.

Überarbeitung: November 2020

Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt