Kapitel 7

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"Es geht um Oliver. Ihm geht es nicht gut." bringt der rothaarige stotternd und sichtlich überfordert mit der Situation hervor. "Im Gemeinschaftsraum ist jemand gegen ein Regal gestoßen, dass dann laut klappernd in sich zusammen gefallen ist, eigentlich nichts besonderes, doch Oliver hat begonnen zu zittern. Ich hab ihn hoch gebracht, damit er sich in Ruhe beruhigen kann, doch es ist nur schlimmer geworden." In den Augen des älteren sehe ich echte und freundschaftliche Sorge funkeln. Ich schaffe es nur knapp zu nicken, da ich noch dabei bin meine Gedanken zu sortieren. Weshalb hatte sich Wood nur so sehr erschrocken? War es weil das Geräusch so unerwartet gekommen war oder weil er über irgendwas nachgedacht hat? Einen genauen Reim kann ich mir noch nicht machen, doch im Moment zählt das wohl auch nicht. Im Moment zählt, dass der andere nicht allein sein sollte.

Also folge ich Percy mit schnellen Schritten hinauf zum ansonsten leeren Schlafsaal. Dort sitzt Oliver auf seinem Bett, den Blick auf seine zitternden Hände gerichtet und der Atem flach und unregelmäßig. Sacht knie ich mich vor das Bett und umschließe seine größeren Finger mit seinen schmaleren, während sich der sonst so reservierte Weasley sich sacht neben anderen anderen Jungen aufs Bett setzt und einfach stumm da ist.

"Oliver. Sieh mich an." hauche ich sanft und seine dunklen braunen Augen treffen meine grünen, dunkle Angst und Panik wirbeln durch seinen Blick und meine Hand wandert sanft auf seine Wange. "Du bist sicher, es ist alles gut. Atme mit mir." Er nickt unsicher und es braucht eine Weile bis wir ihn tatsächlich beruhigt bekommen, wobei ich ziemlich überrascht bin, wie einfühlsam Percy wirklich im Umgang mit anderen ist, wie er Oliver sanft in den Arm nimmt und ihm Halt und Sicherheit gibt, als sein Atem sich wieder normalisiert hat und er sich nur noch zitternd an den schmaleren schmiegt. Aber vermutlich lernt man so etwas dann doch als älterer Bruder und wir nicken uns knapp zu.

Keiner von uns beiden fragt nach, was genau passiert ist und weshalb sich Oliver so sehr erschreckt hat, doch ich beschließe ab jetzt ein besonderes Auge auf ihn zu haben. Langsam schiebt der rothaarige den größeren und nun schlafenden unter seine Decke und sieht mich ernst an. "Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert, doch es ist das erste Mal, dass ich ihn nicht allein beruhigt bekommen habe." "Ach, ich hab doch gar nicht viel gemacht." "Hm, aber es scheint deine Anwesenheit zu sein, die ihm hilft." erwidert Percy und streicht dem anderen in einer brüderlichen Geste durchs Haar.

"Du solltest zu Bett Rosa, ich bleibe bei ihm." "Sicher, ich kann auch hier bleiben?" frage ich nach und lächle, auch wenn ich Percys Ausbruch brüderlicher Fürsorge sehr schätze, habe ich nichts dagegen bei Oliver zu bleiben, schließlich ist er mein bester Freud. "Ach musst du nicht. Weißt du, dass er manchmal Albträume hat?" fragt der größere mich dann und ich schüttle verwundert den Kopf. "Nein, darüber hat er noch nie mit mir geredet." "Hm, ich hatte gedacht, dass du diejenige wäre der er am ehesten was dazu erzählt, denn er vertraut dir wie sonst keinem." meint der rothaarige dann und steht auf.

"Wenn du bleibst, kannst du bestimmt was von seinen Sachen haben." sagt er nachdenklich und deutet auf den Schrank. "Ach, ich muss sowieso noch Thunder rauslassen, dann hole ich mir schnell was. Ich bin gleich wieder da." mit diesen Worten flitze ich aus dem Zimmer und eile die Treppe hinab, doch dort stoppe ich abrupt, als ich Stimmen im dunklen Gemeinschaftsraum höre.

Warum ich mich in diesem Moment im Schatten der Treppe verberge weiß ich nicht, doch es stellt sich als eine gute Entscheidung heraus, die mir im Verlauf des Jahres und vor allem am Ende einen entscheidenden Vorteil verschafft.

"Wir haben jetzt jedes Buch außerhalb der verbotenen Abteilung durchsucht und nirgends steht etwas über diesen Nicolas Flamel ." ertönt Rons Stimme vom Feuer her. "Ja, aber irgendwo muss was stehen. Hermine hat es gesagt, dass irgendwas zu ihm in den Büchern stehen muss. Außerdem ist der unser einziger Hinweis dazu, was dieser Hund bewacht." Das ist Harrys Stimme und ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Vor meinem inneren Auge taucht das Bild Dumbledores auf, der mir zuzwinkert, während er ein kleines Päckchen von Hagrid entgegen nimmt. Ein Hund der einen Raum im Korridor im dritten Stock bewacht, ein geheimnisvolles Päckchen und Nicolas Flamel, wo waren die drei Erstklässler nur herein gestolpert?

"Wir müssen es herausfinden, bevor Snape dahinter kommt, wie man am Hund vorbei kommt." Die Stimmen kommen näher und ich drücke mich noch mehr in den Schatten, zum Glück bemerken mich die Jungen nicht. Was sollte Professor Snape damit zu tun haben? Er war zwar nach allem was ich hörte nicht zu freundlich zu Harry, also noch unfreundlicher als normalerweise, doch weshalb sollte er etwas stehlen wollen, bei dem er geholfen hatte es zu beschützen.

Verwirrt und nachdenklich kehre ich in meinen eigenen Schlafsaal zurück und lasse Thunder raus, bevor ich den Beschluss fasse, selbst einige Nachforschungen anzustellen, schließlich wollte ich ja nicht, dass Harry Potter schon im ersten Schuljahr das zeitliche segnete.

Mit schnellen Schritten kehre ich dann in den Schlafsaal zurück, in dem Oliver noch immer friedlich in seinem Bett schläft und Percy nun ebenfalls umgezogen neben ihm auf der Bettkante sitzt. "Da bist du ja wieder." stellt er fest und streckt sich dann, bevor er den Platz räumt und in seines eigenes Bett klettert. "Wenn etwas ist, dann weck mich einfach." sagt er sanft, aber mit einer tiefen Bestimmtheit, die mich wissen lässt, dass er es auch wirklich so meint. Sollte etwas sein, könnte ich ihn jederzeit wach machen. Ich nicke nur, was bestimmt im Dunkeln des Zimmers schwer auszumachen ist, doch zu mehr bin ich gerade nicht im Stande, zu viel geht mir durch den Kopf.

Was hatte Oliver, dass ihm nachts Albträume bescherte und Panikatacken? Und worin hatte sich das goldene Trio verwickelt, ohne dass sie es wussten oder überhaupt einschätzen konnten?

Überarbeitung: September 2020



Meine Jahre in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt