Don't Let This End Now

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Chanyeol schlief noch, als ich wieder wach wurde.
Das spürte ich daran, dass er ruhig atmete und ich seinen Herzschlag gleichmäßig wahrnahm, da ich mit meinem Kopf auf seiner Brust lag.
Er hatte einen Arm behutsam um mich geschlungen und hinderte mich daran von ihm Abstand zu nehmen, da ich wusste, dass er wach geworden wäre und ich wollte ihn nicht wecken, wollte ihn in seinem Traum lassen, während ich viel zu schnell wieder im richtigen Leben stand und realisiert hatte, was wir getan hatten.
Es war ein riesiger Fehler nach zu geben, Chanyeol nicht aufzuhalten, aber mit jedem Kuss, jeder Berührung hatte ich das Gefühl wieder den Abend mit ihm zu durchleben, bevor er ging, bevor er ohne ein Wort verschwand, bevor sich alles änderte.
Doch jetzt im Nachhinein beschlich mich ein gigantisches schlechtes Gewissen mit Chanyeol geschlafen zu haben, obwohl ich ihn liebte und es wohl immer würde, egal was ich mir einreden würde.
Aber ich konnte nicht mit ihm zusammen sein, während ich von einem seiner engsten Freunde schwanger war.
Das fühlte sich unheimlich falsch an, auch wenn Suho nicht hier war und hiervon nie etwas erfahren würde.

Meine Hand suchte, wie von selber, meinen Bauch.
Noch sah und spürte ich nichts, bis auf diese lästige Übelkeit, aber in drei Monaten würde das Kind in mir anfangen sich sichtbar bemerkbar zu machen.
Spätestens dann wollte ich hier wieder draußen sein, bei Suho sein und ihm beichten, dass er Vater wurde.
Im Moment konnte ich mir nicht vorstellen, wie er reagieren würde, ich konnte mir nicht vorstellen hier wieder lebend herauszukommen, selbst wenn es Chanyeol mir so oft versprochen hatte, bis jetzt ist noch nichts in die Richtung passiert und langsam glaubte ich nicht mehr daran Suho je wieder zu sehen.
Ich würde nicht mal diesen Raum hier verlassen können.
Chanyeol und die, die auf seiner Seite standen hatten mich hier zu meinem Schutz eingesperrt, damit man nicht auf die Idee kam, mit mir irgendwelche Kranken Experimente durzuführen, die mein Leben kosten würden.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, auf was für kranke Sachen diese Leute hier kommen würden, nur um zu testen wie belastbar ich auf menschliche Dinge war, nur weil ich zu einem Teil Luminara bin.

Ich wusste, dass ich in diesem Moment an etwas völlig anderes denken sollte, aber mir ging meine letzte Begegnung mit Suho nicht aus dem Kopf.
Wir beide waren völlig verdattert davon, dass Chanyeol aufgetaucht war und ich bin einfach von ihm weg.
Wäre ich bei ihm geblieben, wäre ich in dem Moment bei klarem Verstand gewesen, würde ich jetzt nicht hier neben Chanyeol liegen und in so einem gigantischem Zwiespalt stehen.
Suho und Chanyeol waren mir unbeschreiblich wichtig, aber nie würde ich sie beide unter einen Hut stellen können.
Sie waren so verschieden, obwohl ich festgestellt hatte, dass Chanyeol definitiv an reife gewonnen hatte.
In den Tagen in denen ich hier fest saß habe ich ihn nicht einmal von Herzen lachen hören.
Nicht nur ich hatte mich geändert.
Er genauso.
Wir beide waren andere Menschen geworden, hatten uns verändert, waren über die Monate erwachsener geworden.
Suho dagegen wirkte seit der ersten Sekunde erwachsen, reif, verantwortungsvoll.
Auf den ersten Blick waren sie unglaublich unterschiedlich und waren es noch immer.
Vielleicht war es das was mich bei Suho gereizt hatte.
Diese Reife, die Bewunderung dafür, dass er immer einen klaren Kopf hatte, wusste was zu tun ist und nicht wahllos handelte und hoffte das alles so klappen würde.
Er war der älteste der hohen Luminara, hatte die Verantwortung für die anderen fünf, während er versuchte das ganze mit seiner Bescheidenheit und ruhe zu meistern.
Dafür hatte ich ihn bewundert, seit ich hinter seine Fassade geblickt hatte, das war es was ihn so besonders machte.
Das war auch der Punkt, wieso ich bei ihm bleiben wollte.
Er würde vor der Verantwortung nicht zurückschrecken eine Familie zu haben.
Wir beide waren daran Schuld und mussten damit leben.
Suho würde mich nicht abweisen, wenn ich ihm wirklich etwas bedeutete und das tat ich.
Mir bedeutete er auch was. Ich liebte ihn, aber anders als Chanyeol.
Das mit Chanyeol war etwas völlig anderes, als mit Suho.
Chanyeol war meine erste Liebe, Suho hatte mir über den Schmerz nach Chanyeols verschwinden geholfen und ebenfalls einen Platz in meinem Herzen, welchen ich nicht loslassen wollte.

"Aidae..."
Mir zerriss Chanyeols Stimme das Herz.
Ich schloss meine Augen wieder und tat so, als würde ich noch schlafen.
Ihm jetzt in die Augen zu sehen, währe mir unmöglich.
Vermutlich würde ich dann meine Wahl zurückziehen, egal wie richtig sie für meinen Nachwuchs war.
Egal wie sehr ich für mein Kind wollte, dass es nicht mit getrennten Eltern aufwachsen würde.
Mich hatte es zerstört, als sich meine Eltern von heute auf morgen getrennt hatten und das wollte ich nicht für Suho, unser Kind und mich

Chanyeol neben mir bewegte sich und zog mich näher an sich.
"...ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dich nach all der Zeit noch immer Liebe." flüsterte er und strich durch meine wirren Haare.
Ich biss mir auf die Wange, wollte nicht weinen, obwohl mir so sehr danach war, mich all der Schmerz auffraß, der sich aufgetan hatte, seit ich wach geworden bin, der weg war, als wir gestern nichts mehr um uns wahrgenommen haben, außer uns selber.
"Versprich mir, dass wir irgendwann wieder zusammen sein können."
bat er, klang bis in die Knochen verzweifelt.
Mit aller Kraft öffnete ich meine Augen und sah in seine roten.
Verdutzt sah er mich an und fuhr mit der Hand, die er um mich gelegt hatte über meinen Rücken.
"Das kann ich dir nicht versprechen, Chanyeol. So gern ich es würde."
Meine eigenen Worte brachen mir das Herz. Chanyeols Hand ruhte.
"Wir würden uns gegenseitig nur noch Vorwürfe machen und Suho und..."
Er unterbrach mich, in dem er mir einen Finger auf meine Lippen legte und nickte.
"Ich weiß, Deliciae."
Deliciae, das Wort für Liebste in seiner Sprache
Mein Herz zog sich nur noch mehr zusammen.
"Nenn mich nie wieder so."
Nicht weil ich es nicht mochte, sondern weil es mich an all das gute zwischen uns erinnerte und zwischen uns war nichts mehr gut.
Zwischen uns war alles zerstört und über den Haufen geworfen.
Unsere heile Welt, wie wir sie uns aufgebaut hatten war genauso zerstört, wie die Planeten der Luminara durch die Hände der Menschen.

"Ich weiß, wie wir hier raus kommen." sprach Chanyeol aufeinmal und sah mich ernst an.
"Ich werde dich hier sicher wieder rausbringen, dich sicher zu Suho bringen." beteuerte er.
Mit wenig glauben in seinen Worten lachte ich auf und setzte mich, mit der Decke über meinem Körper
Hier herauszukommen war unmöglich, wenn man bedachte, dass ich versteckt wurde und man mich sofort von Chanyeol wegbringen würde, wenn man mich sah, wenn die Wachen der Red Force mich sahen.
"Wir müssen den Knopf finden, der für die Barrieren unserer Fähigkeiten sorgt. Dann lassen wir die Luminara und Umbra frei, die auf der Station gefangen gehalten werden.
Dass die mit den Menschen dann keinen Walzer tanzen werden, ist klar, aber sie werden alle rauskommen und fliehen.
Nichts von hier wird noch stehen bleiben, dafür werden meinesgleichen sorgen.
Die Red Force wird bereuen, was sie uns angetan hat und sehen, wie einfach wir Menschen ausschalten können." erklärte er mir.
"Wir verschwinden von hier und ich bring dich wieder nach Daegu, zu Suho."
Sein Plan klang oberflächlich und wie eben aus der Nase gezogen, aber ich wagte es nicht seine Hoffnungen zu zerstören, er war sich so sicher.
"An dem genauen Plan wird noch geschraubt. Er kommt von den Umbra höchstpersönlich.
Sie haben sich mit Suho zusammengeschlossen, um uns alle hier drin zu befreien." fügte er hinzu.

Suho hatte sich mit den Umbra zusammen getan?
Das sah ihm nicht ähnlich.
Er musste wirklich verzweifelt sein, was angesichts der Umstände verständlich war.
Nur hoffte ich, dass sie eine genauere Vorstellung von ihrem Plan hatten, außer alles hier in Schutt und Asche zu zerlegen, so dass wir abhauen konnten.
"Woher weißt du das?" wollte ich wissen.
"Jaebum und ein Umbra auf der Station, auf der sie gefangen gehalten werden, haben es mir heute zukommen lassen." antwortete er und wollte seine Hand nach mir ausstrecken.
Ich ließ seine Berührung zu.
"Jae ist dabei nach diesem Knopf zu suchen und die anderen in Daegu arbeiten an der Sicherheit unserer Flucht.
Es wird dir und dem Kleinen nichts passieren. Du wirst hier sicher herauskommen und Suho unversehrt gegenüber treten.
Er wird mir dafür nicht den Kopf abhaken und ihr könnt glücklich in euer Familienleben einsteigen." malte er sich aus.

"Vielleicht gibst du mir sogar die Möglichkeit Patenonkel zu werden, dann wäre ich auch glücklich." grinste Chanyeol.
Ich lachte, nicht gestellt, sondern von Herzen.
Dass er in einer solchen Situation sowas zustande brachte, war so typisch für ihn.
"Dann erziehen du und Suho mein kleines Patenkind und ich bring ihm mit Baekhyun nur Mist bei." setzte er noch einen drauf.
"Verspiel dir den Titel nicht, wenn du androhst, dass du damit nichts gutes im Sinne hast." konterte ich und sah zu ihm, während ich nicht wollte das diese plötzliche gute Laune durch diese kleine Spinnerei von Chanyeol nie wieder verflog.
Es war außerdem das erste mal seit einer Ewigkeit, dass ich Chanyeol wieder so unbeschwert und frei lachen hörte, wie damals, als wir zusammen waren.

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