Just be honest

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Sehun hatte sich neben Sani auf das Sofa gelegt und hielt sie vorsichtig in seinen Armen.
Beide waren eingeschlafen, doch nur bei Sehun konnte man deutlich erkennen, dass er atmete.
Sanis Atmung war schwach, sehr schwach.
Was auch immer für Kugeln sie geftroffen haben musste, es war keine normale.
Eine normale Kugel hätte sich nicht so durch ihre Haut gebrannt und sie auch nicht so viel Blut gekostet.
Wir Luminara und Umbra waren in unserer menschlichen Hülle schwach, aber eine Kugel zwischen die Rippen hätten wir locker weggesteckt.
Sehun und ich konnten von blankem Glück reden, wenn meine kleine Schwester die Nacht überleben würde.
Ein weiterer Grund, wieso Sehun neben ihr lag.
Er spürte sofort, wann ihre Luft zum atmen knapper wurde und könnte ihr mit seiner Fähigkeit aushelfen, solange sie noch stark genug wäre.

Die anderen hatten sich alle zurückgezogen und schliefen, so wie Sehun, oder versuchten von diesem Wahnsinnstag Ruhe zu bekommen.
Ich hatte nur wage wahrgenommen, dass Aidae mit Suho weg ist.
Wäre alles anders gekommen, wäre ich den beiden gefolgt, doch so wie ich mich kannte, hätte ich dann nur wieder rumgejammert, dass ich mich fühlte, wie ein fünftes Stuhlbein, denn die beiden hatten viel zu klären.
Außerdem wollte ich Aidae und Suho dabei kein Hindernis sein.
Sie sollten sich die Zeit zum reden nehmen, sie würden es nach der Zeit hier brauchen, außerdem wollte sie eh bei ihm bleiben.
Ich ballte die Hände zur Faust und seufzte leise, fast lautlos.
Zu sagen, dass ich nicht eifersüchtig auf Suho in diesem Moment wäre, war eine Lüge.
Er konnte bei Aidae sein, er würde an ihrer Seite bleiben, mit ihm würde sie sich eine Familie aufbauen, während ich immer daneben stehen würde und nur der gute alte Freund sein würde, der dem noch ungeborenem Kind eine Menge Blödsinnbeibringen würde.
Mit Aidae wollte ich irgendwann eine Familie haben.
Ich weiß noch, wie wir uns damals immer ausgemalt haben, dass wir total die coolen Eltern sein würden.
Doch nun hatte sich das Blatt gewendet.
Die Gedanken an eine solche Zukunft waren verloren.

Ich sah aus dem Fenster.
Wir waren, kurz nachdem alle sich zurückgezogen hatten, abgehoben und mittlerweile sah man die Sonne aufgehen.
Die Nacht kam mir vor wie eine ewigkeit und noch immer trieb mich die Ungewissheit, ob meine Schwester je wieder aufwachen würde.
Hier auf dem Flieger hatten wir keine großen medizinischen Gerätschaften und eine Zwischenlandung, nachdem wir erneut eine Militärbasis zerstört hatten, wäre keine gute Idee.

"Chanyeol?"
Suhos Stimme holte mich aus meinen Gedanken und nur langsam brachte ich mich dazu ihn anzusehen.
Er war alles was ein Mädchen sich nur im Traum vorstellen konnte.
Er sah gut aus, war nicht schlecht gebaut, hatte eine angenehme leichte, ruhige Stimme und konnte mehr als nur klar denken.
"Wie geht es Sani?" Fragte er mich und deutete auf sie und Sehun.
Ich zuckte mit den Schultern. "Noch atmet sie. Aber ob sie wieder aufwacht ist die andere Sache." brummte ich und ließ meine Fäuste wieder locker.
So sehr ich es wollte, jetzt wo Suho vor mir stand, konnte ich nicht mehr böse auf ihn sein.
"Wie geht es Aidae?" zwängte ich mir so normal über die Lippen, als wäre es die Frage nach dem Wetter.
"Sie schläft." ließ er mich kurz und knapp wissen und setzte sich auf einen der anderen Sessel in meiner Nähe.
"Chanyeol, wir müssen reden, wegen Aidae." konfrontierte er mich und sah mich aus seinen blauen Augen ernst an.
Erneut zuckte ich mit den Schultern.
"Was soll es da zu reden geben?" harkte ich nach und klang angepisster, als ich wollte.
Suho schüttelte mit dem Kopf, als hätte er sich verhört.
"Du weißt genauso wie ich, dass sie schwanger ist."
Ich nickte, ja das wusste ich.
"Und du weißt, dass wir sie beide Lieben." setzte er weiter.
Ich nickte nichtmehr und vereiste.

Mir war bewusst, dass wir dieses Gespräch führen würden müssen, aber musste es wirklich jetzt sein?
Die Laune zum vernünftig reden war mir im Moment nicht vergönnt und am liebsten würde ich mich wie ein kleines Kind in eine Ecke verziehen und mich verstecken.
"Können wir das nicht später ausdiskutieren?
Meine größte Sorge ist erstmal, dass meine Schwester in dieser Nacht fast gestorben ist und sie noch immer in Gefahr schwebt." wehrte ich ab.
Suho sah mich mit einem Blick an, der mir klar machte, dass er merkte, dass ich im Moment nicht reden wollte.
"Wir sollten das nicht vor uns hinschieben." versuchte er mich umzustimmen.
Ich schüttelte den Kopf und lachte bitter auf.
"Wieso nicht, weil du angst haben könntest, dass ich dir Aidae vor der Nase wegschnappe?" meine restliche gute Laune war nun endgültig verflogen.
Suho seufzte.
"Weil ich nicht will, dass wir uns wegen ihr streiten. Wir lieben sie beide und wir bedeuten ihr beide viel." begründete er.
Ich sah von Suho weg zu Sani und Sehun.
Sie träumten immerhin friedlich, zumindest hoffte ich es.
"Und jetzt behaupte nicht wieder, dass du sie nicht mehr liebst, so wie damals.
Ich habe gesehen, wie du zu ihr geschaut hast, als ich sie umarmt habe.
Würde sie dir halb so viel bedeuten, dann hätte es dich nicht interessiert, ob ich sie Umarmt hätte oder nicht."
Ich lachte und schüttelte den Kopf.
"Mir ist egal wen du umarmst." behauptete ich schneller,als ich denken konnte.
So war es immer wenn ich schlechte Laune hatte.
Ich dachte nicht mehr nach und sprach.
Erst im Nachhinein kam mir in den Sinn, dass ich mich wie ein Idiot benommen hatte, wollte mir die Schuld dann aber auch nicht eingestehen und mich nicht dafür entschuldigen, wie ich mich verhalten hatte.

"Außderdem musst du dir keine Sorgen darum machen, dass ich dir und Aidae eure kleine Familie zerstöre, sie hat sich schon lange für dich entschieden.
Ich steh euch bei nichts im Weg, mach mit ihr was du willst!" Maulte ich ihn an, stand mit schwung aus meinem Sessel aus und machte mich daran mich in eine der kleinen Kabinen zu verziehen, von denen es hier mehr als genug für uns alle gab.
Eine der schmalen Türen blieb offen stehen und auf dem Bett nahm ich Aidaes Züge wahr.
Sie war nicht zugedeckt, lag auf der Seite und hatte die Augen geschlossen.
Zu gerne würde ich genauso friedlich träumen, wie sie jetzt, aber für mich wäre jetzt nicht der richtige Moment einzuschlafen.
Ich war viel zu aufgewühlt dafür.
Einen Moment blieb ich in der Tür stehen und beobachtete sie noch, bevor ich die Tür leise schloss und mich zu tode erschrekte, als Suho im schmalen Gang stand und mich anprangernd anstarrte.
"Was meinst du mit, dass sie sich für mich entschieden hat?" wollte er wissen und versperrte mir den Weg.
"Muss ich dir das wirklich erklären? Ich dachte du bist schlau genug, um meine Worte zu verstehen." kontere ich.
Suho fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und blickte mich nun genervter an.
"Sie will dem Kind zuliebe mit dir zusammen bleiben!" pampte ich ihn fauchend an.
"Soll ich dir es vielleicht noch buchstabieren oder aufschreiben?" fragte ich ihn sarkastisch und drängte mich an ihm vorbei.
"Chanyeol! Ich rede ordentlich mit dir und ich erwarte, dass du ordentlich mit mir redest!" mahnte Suho mich.
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.
"Dann sage ich dir jetzt ordentlich, dass ich im Moment nicht mit dir reden will." säuselte ich übertrieben und maßlos freundlich und spitz und verschwand hinter der nächsten offenen Tür in einer noch leeren Kabine und schloss sie von innen ab, so dass mir Suho hier drin nicht auf die nerven gehen konnte!



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