"Sani? Chanyeol? Ihr seid euch da wirklich sicher?" richtete ich mich an die Geschwister, als sie mit einer Montur Fernsehreporter von Ignis im Icassa standen und tatsächlich ein wenig nervös wirkten.
Über die letzten drei Monate hatten sie viel über ihren Plan diskutiert und hatten gestern Abend den Entschluss gefasst ihn ihren Leuten über den ganzen Planet hinweg mitzuteilen.
Dass ein paar der Soldaten in den Troja-Plan eingeschleust hatte, hatte er bereits schon verstreut, jedoch aber gebeten diese Neuigkeit nicht in irgendeiner Form an die anderen Planeten zu tragen.
Sie wusste zwar Bescheid, aber dennoch hätte es Leute von der Red Force gegeben, die dies sicherlich gehört hätten.
Und da bis jetzt auf keinen der anderen Lichtplaneten etwas passiert ist, verlief alles noch entspannt und so, wie es sich die Jungs ausgemalt hatten.
"Ja Aidae sind wir." säuselte Sani und richtete sich ihren Zopf nocheinmal zurecht, bevor sie ein Mikrofon an ihr Oberteil gesetzt bekam.
Bei Chanyeol passierte das gleiche.
"Wir sind uns mehr als sicher und wir haben auch mehr als lange genug darüber geredet."
Strahlend lächelte er mich an und zuppelte an der Krawatte seines Anzugs herum, was für mich ein außergewöhnlicher Anblick war, aber dennoch konnte ich nicht verleugnen, dass er sogar so zum Anbeißen aussah.
Ich erwiderte sein Lächeln und setzte mich in dem Stuhl zurecht, der mir extra gebracht wurde, weil Chanyeol nicht wollte, dass ich mich überanstrenge, was echt zu überfürsorglich war.
Nur weil man jetzt etwas sah, dass in mir ein Kind heran wuchs machten er und Suho sich wahnsinnig und wenn die beiden in meiner Nähe waren trugen sie mich tatsächlich schon wortwörtlich auf Händen.
Es war sogar schwer überhaupt mal alleine aufs Klo zu gehen, da immer einer der beiden um mich herumwuselte und dabei war mich nervlich völlig auszureizen.
Göttlich war es, wie die beiden tatsächlich alles machten, was ich wollte und dazu waren sie in den ganzen letzten Wochen, trotz diesem einen Kuss, nicht aneinander geraten.
Die beiden hatten nochmal in Ruhe miteinander geredet und seit dem herrschte bei Suho und Chanyeol ein festgelegter und wahrender Frieden, was ich mehr als nur befürworten konnte.
"Wir übertragen in fünf Minuten." meinte einer der Reporter und stellte an seiner Kamera herum, die er auf einem komplizierten Gerüst liegen hatte und die echt wirklich teuer aussah.
"Ihr habt noch fünf Minuten, um es euch anders zu überlegen." scherzte ich und legte den Kopf schief.
Sani rollte lachend mit den Augen.
"Das werden wir ganz sicher nicht. Unsere Eltern hätten gewollt, dass wir ihr Erbe gemeinsam antreten, selbst wenn es eigentlich Chanyeols Ding ist, aber alleine kriege ich ihn nicht dazu, deshalb ziehen wir das gemeinsam durch." erklärte sie mir mal wieder.
Ihr großer Bruder nickte zustimmend.
"Außerdem habe ich so weniger Stress und ich kann mir die Arbeit mit ihr teilen und habe dann mehr Zeit für dich und Chiro." entgegnete mir.
Jetzt lag es an mir mit den Augen zu rollen und wie von selber legte sich meine Hand auf die leichte Wölbung meines Bauches.
"Cera, sie wird eine Cera. Suho und ich wollen ein Mädchen, also ist es auch eins." erwiderte ich trotzig und würde für meine Meinung bis aufs Blut gehen.
Meinem Kind wollte ich zuckersüße Prinzessinenkleider anziehen und nicht mit Fußballschuhen im Dreck watscheln lassen.
"Es wird ein Junge, Baek und ich wollen einen Jungen, mit dem wir Blödsinn machen können." grinste er mir entgegen.
Ich seufzte amüsiert. "Also ob mir zwei von eurer Sorte schon nicht genug wären."
Fies lächelnd zog ich eine Augenbraue hoch.
"Von mir und Baekchen kann man nie genug kriegen." setzte er zurück und straffte selbstsicher den Rücken, bevor Sani einschritt.
"Sehun und ich sind der Meinung es werden Zwillinge. Da kann ein Mädchen und ein Junge herauskommen und dann seid ihr beide zufrieden." gab Sani ihren Senf noch hinzu und verschränkte überzeugt von ihrer Meinung die Arme vor der Brust.
"Um diese ewige Diskussion, die sich schon die letzten Monate über langgezogen hat abzuschließen, sage ich einfach, dass wir doch heute Nachmittag noch erfahren werden, wer von uns Recht hat." brachte Sani das Thema zu Ende.
Chanyeol eilte zu den Drachen seiner Eltern und kniete sich lächerlich vor ihnen nieder, bevor er lautstark anfing dafür zu beten, dass er sich einen Jungen wünsche und es hoffentlich auch einer werden würde.
Sani und ich ignorierten das peinlich berührt, während die Reporter und Kameramänner um uns wohl wenig darauf gaben was um sie herum passierte.
Einer von ihnen meinte nur, dass es in einer Minute mit der gewünschten Übertragung losgehen würde und Chanyeol kam wieder zur Besinnung und stand auf, um vorher noch zu mir zu eiern und seine Hände auf meine zu legen, die auf meinem Bauch lag.
"Du wirst bitte ein kleiner Junge. Damit wir deine Mama und deinen Papa ganz viel ärgern können." flüsterte er leise an meinen Bauch gewandt, bevor er mich sanft küsste und sich zu dem Platz neben seiner Schwester aufmachte, während einer der Männer von fünfzehn an herunter zählte.
Kopfschüttelnd schmunzelte ich und überschlug die Beine übereinander um es mir im Stuhl noch ein wenig bequemer zu machen.
Chanyeol warf mir ein letztes Lächeln zu, bevor der eine mit seinem zählen bei drei ankam und ließ seine Miene im selben Moment ernster werden, als er in die Kamera sah und sich noch einmal räusperte.
"Wie ihr alle mittlerweile wisst, hat es in den letzten Monaten viele Veränderungen auf Ignis gegeben.
Die Ecken für die Hohen wurden Abgeschafft, der Marmorhandel wieder angekurbelt, so wie die Landwirtschaft und wir alle bemühen uns die Schäden der letzten zehn Jahre auszubügeln und wieder fest auf den Beinen zu stehen." begann Chanyeol und sah anmutig, elegant in die Kamera, lächelte Charmant und übergab stumm seiner Schwester das Wort.
"Seither sind wir Icalor ein stolzes und munteres Volk, offen für alles in diesem Universum und noch weiter hinaus, selbst wenn es uns zu einem kleinen Verhängnis wurde, aber davon sehen wir in diesem Moment weg.
Bisher war es in unseren Hohen Reihen, und das wisst ihr alle, üblich dass der oder die älteste unserer Familie das Steuer über euch überreicht bekommen." Endete Sani und sah mit dem gleichen selbstsicheren Gesichtsausdruck in die Kamera vor sich, wie ihr großer Bruder.
"Doch auch da setzen wir unsere Veränderungen.
Ich bin offen und ehrlich zu allen von euch.
Während meiner Zeit auf der Erde musste ich Dinge tun, bei denen euch allen das Blut in den Adern gefrieren würde, ich musste Unseresgleichen Sachen antun, die bis über meine Grenzen hinaus gingen.
Es fällt mir schwer hier jetzt vor euch zu stehen und dieses Thema selbst nur so wage anzuschneiden.
Es fällt mir schwer mich nun voller Stolz hier zu stehen, in dem Gebäude in dem ich geboren wurde, auf dem Planeten, den meine Vorfahren sich über Jahrtausende in die Hände geben und nun müsste es eigentlich an mir liegen mit Würde den Platz meiner Eltern einzunehmen."
Chanyeol machte ein Pause und sammelte seine Gedanken, warf mir kurz einen Blick zu und ließ seine Augen wieder auf die Kamera zurück zucken.
"Aber das kann ich nicht. Zumindest nicht allein.
Ich kann nicht allein dafür sorgen, dass ich hier alles auf dem graden Pfad halten, wenn es in mir drunter und drüber geht und ich nicht in der Lage bin das geschehene einfach an mir vorbei ziehen zu lassen.
Ich kann nicht alleine all das in meine Hände nehmen, was sich meine Eltern geteilt haben.
Meine wundervolle Freundin kann und will ich nicht in diese Pflicht und diese Arbeit ziehen.
Zum einen, weil ich sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht belasten kann und zum anderen weil ihr ihr diesen Posten nicht zumuten möchte, selbst wenn sie nichts dagegen hätte."
Kurz sah er zu mir und lächelte diesmal ein wenig breiter.
Ich erwiderte es, wusste wie ich seine Worte aufzunehmen hatte.
"Deshalb werde ich zusammen mit meiner Schwester die Arbeit meiner Eltern übernehmen.
Sie wird sich um den öffentlichen Part kümmern, ich mich um alles bürokratische.
Gemeinsam werden wir hier alles wieder auf alte Beine setzen.
Dabei wissen wir, dass es eine solche Form der Führung noch nie gegeben hat und wir deshalb in den letzten Monaten lange und viel darüber geredet haben um euch heute unseren Entschluss zu präsentieren." Sani machte einen Schritt nach vorne und straffte die Schultern.
"Mein Bruder und ich hoffen damit nicht bei euch auf Granit zu stoßen, denn hinter unserer Entscheidung liegt eine Menge Zeit und viele Gespräche, Streitereien und am Ende Einigungen.
Wir versichern euch, dass es keine Auswirkungen für euch haben wird, wir werden unser bestes geben, um Ignis wieder zu altem Glanz zu verhelfen, selbst wenn dies einige neue Reformen mit sich bringt."
Stumm gab Chanyeol den Kameramännern ein Zeichen, die umstellten und schließlich ausschalteten.
