Make Me Stop It Please

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Als ich am Abend nach dem Duschen mit einem viel zu großem T-Shirt von Chanyeol und einer bequemen Jogginghose aus dem Bad kam, sah ich ihn verträumt vor sich hinstarrend auf dem Bett sitzen.
Jedoch war es nicht dieses glückliche in Erinnerungen schwärmen, was er widerspiegelte, sondern das ganze Gegenteil.
Er schien wie verstört von dem was in seinem Kopf herumging.
Als er mich wahrnahm und ich vor dem Bett stand, stand er auf.
Er sah mir in die Augen und lächelte sanft.
Alles gute war in seinem Blick erloschen und in seinen sonst so leuchtenden roten Augen lag etwas trübes und trauriges, etwas was ihm noch lange anhaften würde.
Ich konnte nur ahnen, dass es all die schrecklichen Erinnerungen von der Red Force sein konnten, die er unten vor Suho und Penomeco klar und deutlich aufflammen lassen hatte.
Eine ganze Weile sah Chanyeol mich stumm und ohne eine Regung an, während die Trauer nicht aus seinen Augen schwinden wollte und ich es für das beste hielt erstmal nichts zu sagen.
In einem solchen Moment musste auch keiner etwas sagen, es reichte für Chanyeol. dass ich einfach nur bei ihm stand und seinen Blick erwiderte.
Wortlos gab er mir zu verstehen, dass sich in seinem Kopf das Leid abspielte, was er in den letzten Monaten um sich hatte, ohne dass er auch nur einen Ton mit seinen Worten mir gegenüber verlauten ließ.
Ruhig und langsam atmete er und schloss nach einer Weile seine Augen.
Vorsichtig griff ich nach seinen Händen und nahm sie in meine.
Chanyeols dauerhafte und angenehme Lagerfeuerwärme ging auf meinen Körper über und ummantelte mich sofort wohlig von oben bis unten.
Auch wenn es jetzt der falsche Moment war, daran zu denken, aber ich liebte dieses Gefühl, wenn seine eigene Wärme durch meinen Körper schritt, wann immer er mich berührte.
Selbst wenn er mich küsste war diese Lagerfeuerwärme da und schlich sich den Weg durch meine Adern und in mein Herz.

Als Chanyeol seine Augen wieder öffnete und mich schwach anlächelte, lagen Tränen in ihnen, die sich über seine weiche und reine Haut schlichen und ihn verzweifelt wirken ließen, wie ein Kind, das keinen Ausweg mehr aus einer heiklen Situation fand, und sich nicht traute nach Hilfe zu fragen.
Noch immer sagte ich nichts.
Ruhe war in diesem Moment alles, was wichtig war.
Wortlos nahm ich ihn in eine Umarmung und spürte, wie er in meinen Armen zusammensackte und sich an mir festhielt, als wäre ich die letzte Person, die ihm halt geben könnte.
Dabei hatte er eine Menge Leute, die ihn unterstützen würden.
Baekhyun, Penomeco, seine Tante, Chaerin, Sehun, Kai, so wie die anderen Hohen und mich.
Keiner würde ihn hängen lassen und ich war mir sicher dass die anderen seine Entscheidung verstehen sehr wohl würden.

"Aidae?" Chanyeols sonst so starke und selbstbewusste Stimme war in diese Moment nicht mehr als ein leises und heiseres Flüstern.
Ich strich über seinen Rücken.
"Was ist Channie?" fragte ich ruhig zurück und bekam die Veränderung an seinen Haaren erst jetzt mit.
Er hatte die Farbe geändert!
Aus dem auffälligen pink was er zuvor hatte, war diesmal die erste humanere Farbe geworden.
Ein helles und sattes Blond, was an ihm nicht mal schlecht aussah, auch wenn das jetzt nicht der richtige Moment war, um das festzustellen.
"Ich liebe dich." flüsterte er und hob den Kopf, um mir wieder in die Augen zu sehen.
Ich legte meine Hände an seine Wange und wischte behutsam mit meinen Daumen seine Tränen weg.
"Ich liebe dich auch." erwiederte ich und lächelte seicht.
Er gab es zurück und ließ seine Augen nun etwas munterer aufleuchten, als vor wenigen Sekunden noch.
"Kannst du mir einen kleinen Gefallen tun?" bat er mich und nahm meine Hände in seine, um sie von seinen Wangen zu nehmen.
Ohne zu zögern nickte ich.
"Was immer du willst." sagte ich mit Worten zu.
Chanyeol sah einen Moment von mir weg, bevor er sich wieder gesammelt hatte und seine Augen wieder auf mich richtete.
"Kannst du mich irgendwie ablenken?" verlangte er von mir und drückte meine Hände sanft.
"Ich... Mir gehen ein paar ziemlich beschissene Bilder durch den Kopf und ich will die da nicht mehr haben.
Ich will daran einfach im Moment nicht mehr denken, Aidae." erklärte er mir.
Wieder rannen Tränen aus seinen Augen, die er diesmal selber eilig weg wischte.
Und wieder harkte ich auch nicht nach, was ihm durch den Kopf ging.
Es wäre eine gewaltige Qual für ihn, müsste er das jetzt vollständig mit Worten vor mir ausrollen.
Sein wehleidiger Blick und diese ganze Trauer in seinen Augen vorhin hatte gereicht, dass er mir nicht mehr zu erzählen brauchte.

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