I am Still The Same

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"Ist sie Tod?" Baekhyun piekste mit einem Finger in die Wange meiner Mutter.
Ich lachte und schüttelte den Kopf, als ich mich auf die andere Seite des Bettes setzte und darauf wartete, dass sie endlich wach werden würde.
"Sie schläft noch." ließ ich Baekhyun wissen, der nur denkend das Gesicht verzog und wieder zu meiner Mutter blickte. "Wieso? Sie hat doch gestern auch schon die ganze Zeit geschlafen, als ihr angekommen seid und du bist auch wieder wach." stellte er mir die Frage.
Wieder lachte ich.
Seine niedliche, kindliche Art und Weise hatte mir unbeschreiblich in den letzten Wochen gefehlt.
"Der Tag für sie gestern war besonders anstrengend, noch mehr als für mich oder Chanyeol oder..."
Baekhyun unterbrach mich mit einem strahlenden Lächeln und legte mit großen grünen Augen den Kopf schief. "Dein Baby?" hing er an.
Ich nickte und seufzte.
"Freust du dich denn gar nicht darauf?" Baekhyun klang von meiner stummen Antwort total entrüstet und blinzelte mich ungläubig an.
"Doch, schon, nur ist das alles ein bisschen schwierig mit Chanyeol und Suho und jetzt auch noch meiner Mutter die uns für Monster hält." versuchte ich ihm vorsichtig zu erklären.
Baekhyuns Reaktion war ein verdutzter Gesichtsausdruck.
"Aber wir sind doch keine Monster, Aidae, oder?" fragte er mich und klang augenblicklich ein wenig niedergeschlagen.
Ich schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht Baek. Ihr Luminara und die Umbra sind unglaubliche Wesen und alles andere als Monster." redete ich ihm aus. "All das schlechte was man in den Menschen gepackt hat, ist bei euch gut."
Mehr oder weniger, wenn man an das dachte, was die Umbra mir vor ungefähr einem Jahr angetan hatten.

Nun war es Baekhyun der seufzte und mit seinen Händen spielte.
Zu gut wusste ich, dass ihn etwas bedrückte, doch seit er mir vorhin auf dem Gang begegnet war, als ich nach meiner Mutter gesucht hatte, war er noch nicht mit der Sprache rausgerückt.
Sonst redete er immer sofort, wenn es etwas war was ihn zu sehr beschäftigte, doch bis jetzt hatte er noch kein Ton von seinen bedrückendem Anliegen an mich gegeben.

Ich blickte zu meiner Mutter, die noch immer ruhig schlief und hoffentlich keine Alpträume davon hatte, wie Chanyeol ihren Freund in Schutt und Asche aufgehen ließ, wobei ich persönlich fand, dass er in dem Moment ein wenig überreagiert hatte.
Die Menschen hatten ihm noch nichts getan und dennoch hatte er allen in einem Schlag das Leben ausgehaucht.
Vielleicht war es auch nur der Übermut davon, dass er die volle Bandbreite seiner Kräfte wieder hatte, doch selbst das rechtfertigte sein Handeln nicht abdeckend.

"Baek? Irgendwas beschäftigt dich, seit ich dich beim herumstreunern erwischt habe." konfrontierte ich ihn und sah ihn auffordernd an.
Er ließ die Schultern hängen und blickte mich aus trüben Augen an.
"Chanyeol und Suho haben sich gestern gestritten." murmelte er so leise, dass ich Mühe hatte ihn wirklich zu verstehen.
"Es ging um dich." wurde er ein Tönchen lauter.
Ich schüttelte den Kopf.
Mir war klar, dass die beiden noch aneinander rasseln würden, aber noch nicht kurz nachdem wir endlich wieder alle frei waren.
"Channie meinte, dass du bei Suho bleiben willst." Baekhyuns Augen wurden nur noch trauriger.
Ich zog ihn in meine Arme.
"Er klang so, als wäre er wirklich wütend darüber, dass du ihn nicht mehr liebst."
Mit einer Hand fuhr ich Baekhyun durch die, mal wieder, zu langen Haare.
"Ich liebe Chanyeol noch, Baekhyun." flüsterte ich. "Aber es ist kompliziert mit ihm und Suho. Außerdem möchte ich, dass mein Kind mit Eltern aufwächst, die nicht getrennt sind.
Chanyeol und ich werden uns dennoch gut verstehen, egal was passiert." versprach ich ihm.
Baekhyun sah mit einem schwachen Lächeln wieder zu mir auf.
"Wieso kannst du nicht mit Suho und Chanyeol zusammen sein." kam ihm die Idee.
Ich schüttelte den Kopf.
"Dann würden sich Chanyeol und Suho nur noch mehr um mich streiten, außerdem geht sowas nicht einfach so." erklärte ich ihm.

Meine Mutter auf dem Bett bewegte sich und eilig standen Baekyun und ich auf.
"Stirbt sie doch?" fragte er mich ganz entsetzt.
Ich schüttelte den Kopf und ließ sie nicht aus den Augen. "Ich glaube sie wird wach. Du solltest lieber rausgehen, Baekhyun." flüsterte ich und stieß ihn vorsichtig Richtung Tür.
"Aber was ist, wenn sie dir Weh tut?" wollte er besorgt um mich wissen.
Ich schüttelte den Kopf.
"Sie wird mir nicht weh tun, sie ist meine Mutter, schon vergessen?" erinnerte ich ihn.
Er nickte, umarmte mich kurz und tappelte schließlich eilig aus dem Zimmer.
Dabei entging mir nicht, dass ich den Schatten seiner Füße noch unter der Tür sah.
Ich schüttelte nur mit dem Kopf und wandte mich wieder meiner Mutter zu, die sich nun langsam aufsetzte und sich verwirrt umsah.
Als sie mich erblickte erstarrte sie und sah wie gebannt in meine Augen.

"Aidae?" für den Bruchteil einer Sekunde sah sie mich wie die Frau an, die mich auf die Welt gesetzt hatte.
Sie sah mich wie die Mutter an, die ich mein Leben lang immer hatte, auf die ich mich immer verlassen konnte, doch dann erstarrte sie und wurde mir zu einer Fremden, die meiner Mutter nur ähnlich sah.
"Du und deine Monster haben Kiyeon umgebracht!" erinnerte sie sich sofort und rückte von mir weg.
Ich blieb wo ich war.
"Wir haben dich von ihm befreit." berichtigte ich sie.
Meine Mutter schüttelte den Kopf. "Ihr seid Mörder." behauptete sie.
Mir zog sich mein Herz zusammen.
Nie hatte meine eigene Mutter mich so hasserfüllt angesehen.
"Wir sind hier nicht die Bösen, Eomma." versuchte ich ihr vorsichtig zu erklären.
Sie schüttelte den Kopf.
"Wie kannst du dich mit zu diesen Dingern zählen, wenn sie dir das angetan haben."
Entschlossen hob sie eine Hand und deutete auf mein buntes Auge.
"Chanyeol und die anderen haben mich gerettet, oder wäre es dir Lieber, wenn ich jetzt tot wäre?" Konfrontierte ich sie.
Ich sah wie sie zuckte, aber dennoch ihre eiserne Fassade aufrecht erhielt.
"Es wäre besser für dich gewesen, als nun das zu haben."
Es kostete mich alles sie nicht solange an den Schultern zu schütteln, bis sie wieder klar in ihrem Kopf tickte.
"Du bist nicht mehr meine Tochter, Aidae. Du magst zwar wie sie aussehen, aber das bist du sicherlich nicht mehr.
Wie konnte ich nur nie mitkriegen, dass sie dir sowas angetan haben?
Dass sie dich zu so einem Ding gemacht haben."
Ich kniff die Augen zusammen und verkniff mir die Tränen.
"Eomma, ich bin noch immer menschlich." Ich deutete auf mein braunes Auge. "Ich habe mich nicht verändert, bin noch immer deine Tochter, das Mädchen dem du einreden wolltest einfach so das Serienpack von Supernatural zu klauen, weil es dir zu teuer war.
Ich bin noch immer die Aidae, die du und Appa aufgezogen habt. Ich habe mich nicht verändert, bis auf dieses Auge."
In meiner Stimme schwang pure Verzweiflung mit und ich hoffte meine Mutter damit Wach zu rütteln, doch ich stieß nur auf Granit.
"Wärst du meine Tochter, hättest du nicht zugelassen, dass Chanyeol Kiyeon umbringt." blieb sie kühl.

Ich verlor meine Nerven und hob den Ton meiner Stimme.
"Weißt du überhaupt was die Red Force den Luminara und Umbra angetan haben? Hast du einen Plan davon, was sie unschuldigen Kindern, Frauen, Männern antun?"
"Sie versuchen sie unschädlich gegenüber den Menschen zu machen, damit sie uns nicht mehr auf ihren Planeten umbringen und wir auf diese ziehen können.
Das ist alles für einen guten Zweck, Aidae und ihr habt es zerstört."
Wie eine wahnsinnige schüttelte ich den Kopf und sank an der dünnen Wand hinter mir auf den Boden.
Mit verengten Augen blickte ich wieder auf.
"Komm endlich wieder zu dir!" schrie ich halb und fing an zu weinen.
"Die Red Force bringt sie um, weil sie Angst vor ihnen haben. Weil die sie sich mit einer Rasse angelegt haben, die stärker als die Menschen sind.
Das hat rein gar nichts mit retten zu tun!"
Die Tür zu dem Zimmer meiner Mutter flog auf und mein Vater stand im Türrahmen.

Er schritt auf mich zu und half mir wieder auf die Beine.
"Das bringt nichts Aidae. Lass mich mit ihr reden." flüsterte er mir zu und umarmte mich.
Über seiner Schulter sah ich, wie Eomma aufstand und Appa und mich voller hass anblickte.
"Wie kannst du dieses Ding umarmen?!" rief sie außersich.
"Sie." Appa deutete auf mich. "Ist unsere Tochter und nicht irgendein Ding. Das Ding hier bist du. Du bist die einzige hier, die sich wie ein Tier benimmt, weil dir dein komischer Freund irgendeine Gehrinwäsche verpasst hat!" fuhr er meine Mutter an und wandte sich wieder mir zu.
"Suho sucht dich." flüsterte er mir zu.
Ich nickte und lief eilig und mit Tränen verhangenen Augen aus dem Zimmer.
Den Gang entlang wischte ich mir meine Tränen weg und hielt nach Baekyun ausschau.
Hatte er meinen Vater geholt, weil er wusste, dass meine Mutter nicht mit sich reden lassen würde?
Es würde ihm ähnlich sehen.
Er hasste Streitereien und alles was laut war, weshalb ihn der Streit von Suho und Chanyeol wohl auch so mitgenommen hatte, worüber nun bestimmt Suho mit mir reden wollte, wenn Chanyeol ihm gesagt hatte, dass ich bei ihm bleiben wollte.

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