Kapitel 16

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Sura

Daheim angekommen, gebe ich Hector etwas zu essen, der mich keines Blickes würdigt und stelle meinen Laptop auf den kleinen Küchentisch. Ich schalte ihn ein und während er hochfährt, hole ich den Zettel von Leo heraus. Vor Aufregung zittern meine Finger, als ich die Zeilen überfliege.

- Maddnes-Bar: Jason hielt sich in der Tatnacht vorher dort auf, Videoband der Überwachungskamera angeblich nicht auffindbar

- Brandon: Ehemaliger bester Freund von Jason bei der Navy Seal, verweigert eine Aussage

- Sekretärin von Aaron Jones erzählte mir bei unserem ersten Gespräch, dass Jones mit einem Mann, den sie nicht kannte, einen Tag bevor er getötet wurde, lautstark Streit in seinem Büro hatte. Beim nächsten Mal Fragen, wusste sie von nichts mehr.

- Als ich Nachforschungen bei den Seals anstellte und seine Akte einsehen wollte, hat das Gericht den Antrag auf Akteneinsicht abgelehnt und auch die Leute dort gaben sich verschlossen

- Polizei von Texas ermittelte kaum, bis gar nicht

- Obwohl kein Notruf einging, stürmten sie den Tatort und fanden dort Jason

Meine Kinnlade klappt wie von selbst auf und mir stellen sich die Nackenhaare auf. Das sind auf jeden Fall ein paar Anhaltspunkt, mit denen ich etwas anfangen kann. Und sollte das alles wirklich stimmen, dann bekomme ich eine Schlagzeile daraus hin und kann so die Öffentlichkeit auf Jasons Schicksal aufmerksam machen.

Ich klappe meinen Laptop auf, öffne ein leeres Dokument und schreibe mir erste Notizen auf. Am besten ist es, wenn ich zuerst in der Bar nachhake und anschließend die Sekretärin von Jones befrage. Auch wenn ich kaum glaube, dass sie mir Infos geben werden, ist es einen Versuch wert. Danach versuche ich diesen Brandon ausfindig zu machen.

Meine Finger schweben über die Tastatur und mein Gehirn arbeitet auf Hochbetrieb. Heute ist Samstag, also könnte ich morgen zumindest schon mal in der Bar nachfragen. Mit Sicherheit hat sie gegen Abend geöffnet. Heute wäre einfach zu viel Betrieb. Ich sehe auf meinen Dienstplan und ein Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht, als ich erkenne, dass ich nur noch bis Dienstag arbeiten muss und ab Mittwoch frei habe. Also habe ich in den fünf Tagen, wo ich nicht arbeiten muss, genügend Zeit um die Sekretärin zu befragen und Jasons Freund ausfindig zu machen. Dass Jason dann nur noch knapp drei Wochen bis zu seiner Hinrichtung bleiben, verdränge ich schnell.

Kurz überlege ich, ob ich Leo anrufen sollte, aber ich lasse es lieber. Vermutlich hat er jetzt schon Feierabend gemacht.

Eine Stunde später lehne ich mich auf dem Stuhl zurück und lese noch einmal alles durch. Wenn es gut läuft, könnte ich schon nächste Woche eine Schlagzeile veröffentlichen. Zwar muss ich das mit meiner Chefin abklären, aber wenn ich es geschickt anstelle, steht dem eigentlich nichts im Wege.

Zufrieden mit mir selbst, suche ich im Internet heraus, wann die Bar ab morgen geöffnet hat und wo genau sie sich befindet.

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, wenn ich daran denke, noch einmal mit Jason sprechen zu müssen. Ich habe bereits beschlossen, dass ich Montagvormittag im Gefängnis vorbeifahre. Aber was ist, wenn er nicht kooperiert und mir nicht mit der Suche nach Brandon hilft?

Ich verdränge den Gedanken ganz schnell. Er wird es schon tun. Immerhin ist das seine einzige Chance.

***

Das Klingeln an meiner Wohnungstür reißt mich aus der Arbeit und ich blicke etwas verwirrt auf. Als ich auf die Uhr sehe, bemerke ich, dass es bereits früher Abend ist. Ich war so vertieft, dass die Zeit nur dahin geflogen ist.

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