Sura
Anders als bei Brandon, erwartet mich bei Jasons Adresse kein schickes Wohnhaus oder ein protziger Wagen in der Einfahrt. Während ich in die Straße einbiege, schreit alles förmlich nach Arbeiterklasse. Die riesigen alten Wohngebäude, die ungepflegten Rasen davor und die alten Autos in der Einfahrt.
Es sieht nach wie vor genauso aus, wie Leo mir auf den Fotos gezeigt hat. Er meinte stets, es würde nichts bringen hier vorbeizufahren, da es dort keinen interessiert was mit den Nachbarn passiert. Außerdem sind sie auch misstrauisch fremden Leuten gegenüber, da sie nach Jasons Festnahme Dutzende Schaulustige und Reporter abwimmeln mussten.
Dennoch hatte ich heute das Gefühl, hierherzufahren. Es kommt mir wie ein Puzzleteil vor, dass noch fehlt. Schließlich war ich noch nicht persönlich hier. Zeitgleich frage ich mich selbst, warum ich nicht bereits eher auf die Idee gekommen bin.
Ich suche mir einen Parkplatz und steige aus, nicht ohne mich vorher zu versichern, dass mir keiner gefolgt ist. Auf gar keinen Fall möchte ich neben Susan auf der Intensivstation landen.
Ein Schauer fährt mir über den Rücken und ich laufe über die Straße. Bei dem nasskalten Wetter heute ist niemand zu sehen und ich gehe auf die Hausnummer dreiundvierzig zu. Es ist ein großes braunfarbenes Gebäude, indem Dutzende Parteien wohnen.
Jasons Nachname ist nirgendwo zu lesen, aber auch das hatte Leo mir bereits gesagt. Seine Sachen wurden schließlich sofort weggeräumt und die Wohnung neu vermietet. Erst jetzt wird mir bewusst, wie schlimm das wahrscheinlich für Jason sein muss. Zu wissen, dass man nicht einmal mehr die Möglichkeit hat zurückzugehen, falls man freikommen könnte.
Ich klingle einmal alle Namen durch, bis tatsächlich jemand die Tür ohne zu fragen öffnet. Das klappt aber auch jedes Mal aufs Neue, denke ich mir und betrete das Treppenhaus.
Miefiger Geruch weht mir entgegen und ich laufe nach oben, in den fünften Stock. Ich hatte aus der Akte raus gelesen, dass Jason dort gewohnt hat. Vielleicht habe ich ja doch Glück und eine Nachbarin oder Nachbar erzählt mir etwas. Die meisten sind schließlich stets auf ihre fünf Minuten Ruhm aus.
Im fünften Stock angekommen, wirkt das Gebäude noch trostloser. Die Fenster sind eine halbe Ewigkeit nicht mehr geputzt wurden und der Boden hatte auch schon mal bessere Tage hinter sich.
Ich gehe auf die erste Tür zu meiner rechten zu und klingle kurzerhand. Ein älterer Mann öffnet sie einen Spalt und schaut mich misstrauisch an. »Ja?«, zischt er und ich setze mein bestes Lächeln auf.
»Guten Tag. Mein Name ist Sura und ich hätte ein paar Fragen zu Jason Strent, wenn Sie ...«
Knall.
Die Tür wird mit voller Wucht zugeworfen, sodass ich für einen Moment perplex bin. Gut, er hat offenbar keinerlei Interesse daran, mit mir zu reden.
Bei den nächsten zwei Türen habe ich ebenso wenig Glück und bei der vorletzten, blickt mir eine mürrige junge Frau entgegen. Sie stellt sich als Nachmieterin von Jasons Wohnung heraus und weiß leider nichts über ihn.
Ich danke ihr trotzdem und als ich bei der letzten Tür ankomme, liegen alle meine Hoffnungen darauf. Die Personen in den anderen Stockwerke zu befragen, würde wahrscheinlich nicht viel bringen. Schließlich sieht es hier nicht so aus, als würde Nachbarschaftshilfe großgeschrieben.
Bei dieser Tür macht erst gar niemand auf, auch nicht nach mehrmaligen Klingeln. Mist.
Ich gehe die Treppen genervt runter und gebe Leo gedanklich recht, dass es sinnlos ist, hier weiter nach Hinweisen zu suchen. Ich verbuche diesen Versuch meinerseits unter Ulk und öffne die Haustür. Mittlerweile hat es erneut begonnen zu regnen und ich stelle den Kragen meiner Jacke auf.
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ENEMIES
RomanceKann aus einem gefeierten Navy-Seal ein kaltblütiger Mörder werden? Und sollte man sich in ausgerechnet so einen Mann verlieben? »Sometimes the love is fake, but the hate is always real.« Jason Strent ist ein angesehener Navy-Seal. Kein Einsatz ist...