Kapitel 17

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  *Wattpad hat mich mal wieder die letzten Tage geärgert und nichts hochgeladen, aber heute gibt es endlich Nachschub! <3*  

Sura

Drei Wochen und drei Tage bis zur Hinrichtung

Mittlerweile ist es früher Sonntagabend und ich halte es nicht länger in meiner Wohnung aus. Den ganzen Tag habe ich mir schon Szenarien ausgemalt, wie die Leute in der Bar reagieren werden, wenn ich nach Jason frage.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich mich nicht sofort als Reporterin zu erkennen gebe.

Wahrscheinlich haben bereits mehrere Journalisten die Bar gestürmt, nachdem bekannt wurde, dass Jason sich vor dem Mord dort aufgehalten hat.

Stattdessen werde ich mich einfach als Jasons Bekannte ausgeben, die herausfinden möchte, was in der Nacht alles passiert. Damit seine Eltern Gewissheit haben, warum ihr Sohn zu so einem Monster geworden ist. Auf gar keinen Fall, darf ich durchschimmern lassen, dass ich ihn für unschuldig halte. In Texas will so etwas niemand hören. Und auch, dass seine Eltern schon längst tot sind, muss ja keiner wissen.

Vorhin hatte ich für einen Moment überlegt, ob man mich vielleicht als Reporterin der Texas News erkennen könnte. Aber mein Bild ist nirgendwo abgedruckt und auch so bin ich eher unbekannt. Einzig an meinen Namen erinnern sich womöglich einige. Jedoch nur wegen meines riesigen Fauxpas letztes Jahr.

Ich verdränge schnell den Gedanken daran, weil ich mir sonst erneut Schuldgefühle einrede. Damals habe ich es versaut und werde es nie wieder gut machen können. Das ist jetzt meine Chance, um das zu ändern.

Ich ziehe mir eine Jacke über, schnappe mir meine Autoschlüssel und mache mich nach draußen. In meiner Jackentasche habe ich noch ein Bild von Jason stecken, das ich aus dem Internet ausgedruckt habe. Brauchen werde ich es jedoch mit Sicherheit nicht. Immerhin kennt so gut wie jeder seinen Namen und das dazugehörige Gesicht.

Bevor ich meine Wohnung verlasse, atme ich tief durch, rede mir gedanklich selbst Mut zu und mache mich auf dem Weg.

Die zehnminütige Fahrt bis zu der Madness-Bar zieht sich wie ein Kaugummi. Nervös trommle ich mit meinen Fingern auf dem Lenkrad herum und ein dicker Knoten bildet sich in meinem Magen. Kurz bin ich davor an der nächsten Möglichkeit zu wenden, aber ich werde das durchziehen. Und nicht nur für Jason, sondern weil ich auch selbst die Wahrheit herausfinden möchte. Immerhin ist das mein Job.

Ein paar Meter von der Bar entfernt finde ich einen Parkplatz und steige aus. Während ich zu dem Eingang gehe, bemerke ich eine Gruppe, die davor steht, und sich lautstark unterhält. Ich senke meinen Blick. Auf gar keinen Fall will ich es riskieren, dass mich jemand erkennt. Der Zufall meint es meistens schlecht mit mir.

Ich spüre die Blicke, aber ich laufe an ihnen vorbei und öffne die Tür. Das Licht ist gedämpft, laute Musik dröhnt aus den Boxen und ich bin für einen Moment verblüfft, wie viel hier los ist. Eigentlich hatte ich erwartet, dass drei oder vier einsame Gestalten hier hocken und an ihrem Bier nippen. Stattdessen sehe ich zahllose junge Leute, offenbar Studenten, da einige dieselben T-Shirts mit einem College Aufdruck tragen.

Unsicher schaue ich mich in der dunklen Bar um, doch viel gibt es nicht zu sehen. Eine Theke, an der noch wenige Plätze frei sind, zahlreiche Nischen und eine Ecke in der man Billard und Dart spielen kann. Nichts Aufregendes. Selbst die Einrichtung wirkt, als hätte sie schon ein paar Jahre hinter sich, aber dennoch ist diese Bar offenbar ein beliebtes Ziel.

Ich setze mich auf einen freien Barhocker und keinen Augenblick später, steht der junge Barkeeper vor mir. „Hey, Süße. Was darf es sein?", begrüßt er mich und ich bin kurz verwirrt, weil er mich so anspricht.

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