Kapitel 60

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Sura

Ich kaue auf der Kappe meines Filzstiftes herum, doch noch immer mir wollen mir nicht die richtigen Worte, für den Artikel einfallen.

Heute Morgen musste ich zu einem Autounfall auf dem Highway fahren, in dessen Unfallwagen man drei Kilogramm Kokain gefunden hat. Normalerweise schreiben sich solche Berichte wie von selbst, doch momentan stehe ich irgendwie auf der Leitung.

Ich tippe zwei Absätze, bevor ich kurz drüber lese und ihn mit der Anmerkung, dass sie mir ein paar Vorschläge geben soll, an Mrs. Billings schicke. Vielleicht hat sie ja noch eine gute Idee, wie ich es ein wenig spannender beschreiben könnte. Ich frage ungern nach Hilfe, doch bevor ich den Artikel komplett in den Sand setze, springe ich über meinen Schatten. Normalerweise hätte ich Jeffrey gefragt, aber in Angesicht der Umstände ...

Eilig verdränge ich den Gedanken und nehme mir eine weitere Mappe vom Stapel. Früher hatte ich richtig spannende Aufgaben, doch mittlerweile traut mir meine Chefin immer weniger zu. Es grenzt an ein Wunder, dass sie mir überhaupt Jason anvertraut hat.

Und was machst du? Du drückst dich heute ein weiteres Mal davor, ihn zu besuchen, höhnt die Stimme in meinen Kopf und ich presse die Lippen zusammen.

Morgen gehe ich auf jeden Fall, nehme ich mir vor und versuche zeitgleich diese schrecklichen Bilder von Jasons Einsatz aus meinem Kopf zu verdrängen.

»Sura?« Ich zucke zusammen, als Jeff vor mir steht und mich nervös ansieht.

»Ja?«, frage ich perplex, da er wie versprochen in den letzten Tagen mich nicht angesprochen hat. Es sei denn, es ließ sich durch die Arbeit nicht vermeiden.

»Das kam eben für dich rein.« Er hält mir einen braunen Umschlag hin, auf dem lediglich mein Name, und die Adresse des Büros steht.

»Von wem ist das?«

Jeff zuckt mit den Schultern. »Brenda hat eben nur die Post hochgeholt und da war das für dich dabei.«

»Oh, okay, danke«, murmle ich und überlege fieberhaft, was darin sein könnte.

Ich sehe auf und begegne seinem musternden Blick. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragt er besorgt und mir schnürt sich prompt der Hals zu. Wie gerne ich doch mit ihm und Susan über alles reden würde.

»Passt schon und bei dir?« Er nickt kurz, obwohl ich bereits ahne, dass es eine Lüge ist. Dunkle Augenringe zieren sein Gesicht und er ist ein wenig schmaler geworden. »Jeffrey, ich ...«

»Ich verstehe das schon, Sura. Pass bloß auf dich auf.« Er lächelt, doch es erreicht seine Augen nicht.

»Du auch.« Ohne ein weiteres Wort wendet er sich ab und geht zurück zu seinem Schreibtisch.

Ich beobachte ihn einen Moment, bevor die Neugier siegt und ich den Umschlag aufreiße.

Eine DVD ist darin und ein kleiner Notizzettel klebt auf der Hülle. »Behalten Sie den Inhalt, bis kurz vorm Schluss, für sich.« Ich runzle die Stirn und lese den Satz zweimal, bevor ich mit einem unguten Gefühl im Magen, die DVD heraushole.

Ich öffne das DVD-Fach meines Laptops und lege die CD ein. Es dauert einen Moment, bevor sich eine Datei öffnet. Eilig stöpsle ich meine Kopfhörer an und drücke auf Play.

Ein Schwarz-Weiß-Video geht los und ich brauche einen Augenblick, bis ich begreife, was ich hier vor mir habe. Es ist das Video aus der Madness-Bar, in der Jason sich in der Tatnacht aufhielt!

»Großer Gott«, murmle ich und beobachte aufgeregt, wie Jason an der Theke sitzt und sich mit einer Blondine unterhält. Nach ein paar Minuten verschwindet er aus dem Bild. Keinen Augenblick später, taucht ein Mann mit Kapuze auf, der sich mit der Frau unterhält und anschließend etwas aus seiner Tasche holt. Ich spule mehrmals zurück und halte das Bild an, bis ich erkennen kann, dass er was in Jasons Getränk hinein mischt.

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