Kapitel 86

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Sura

Fünfundvierzig Minuten bis zur Hinrichtung

Als ich bei Susans Wohnung ankomme, schließe ich hektisch ihre Tür auf. Ein Glück habe ich ihren Zweitschlüssel stets bei mir. Kaum stehe ich im Flur, fällt mir auf, dass etwas nicht stimmt. Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich langsam den Gang entlanglaufe.

Mir stockt der Atem, sobald ich das Wohnzimmer betrete. Alles ist zerwühlt, die Kissen sind aufgeschlitzt und sämtliche Bücher liegen verteilt auf dem Boden.

Es sieht fast so aus wie bei mir, als eingebrochen wurde, denke ich mir ängstlich und sehe mich in den restlichen Zimmern vorsichtig um. Jeden Moment erwarte ich, dass mich jemand anspringt, doch zum Glück ist niemand außer mir in hier.

Ich lasse meinen Blick noch einmal über das Chaos gleiten, bevor ich zu dem besagten Schreibtisch eile. Wer weiß, wie lange es hier schon so aussieht.

Genau wie bei mir damals wurden sämtliche Schubladen geöffnet und der Inhalt auf dem Boden verstreut. Anscheinend hat jemand diese Mappe gesucht, denke ich mir und Galle steigt mir die Kehle hinauf bei dem Gedanken, dass es nicht irgendjemand, sondern Jeffrey womöglich war. Grundgütiger und ich hielt ihn für meinen besten Freund. Ob er auch hinter den Anschlägen auf mich steckt? Wobei, es saßen ja immer zwei in dem Wagen. Anscheinend hatte er also einen Komplizen. Oder er musste es für jemanden tun, grüble ich, während ich die Schubladen nach dem doppelten Boden durchsuche.

Zischend hole ich Luft, als bei einer Schublade tatsächlich der Boden herauszunehmen geht. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und mein Atem geht hektisch, als die besagte Mappe wirklich drin liegt.

»Grundgütiger«, murmle ich, während ich sie kurz durchblättere. Doch zu mehr bleibt mir keine Zeit. Ich muss Jason erst vor der Hinrichtung bewahren. Ich sehe auf mein Handy und mir wird bewusst, dass mir nicht mehr genügend Zeit bleibt, um bis ins Gefängnis zu fahren. Es gibt nur eine, bei dem der Direktor die Hinrichtung abbrechen würde, ohne vorher die Beweise gesehen zu haben: Meine Chefin.

Ich springe wie von der Tarantel gestochen auf und rase ins Büro.

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