Stille. Langsam legte Jimin seine Essstäbchen auf den Tisch.
„Was... Was hast du gerade eben gesagt?" Er musste sich verhört haben. Das konnte nicht, das durfte nicht wahr sein.
Namjoon sah seine Bestürzung und schluckte. „Deine Mutter war eine Waldelbin, was dich zu einem Halbelben macht", wiederholte er.
Jimin ballte seine Hände zu Fäusten. Seine Arme zitterten, seine Stimme war nur ein Wispern: „Nein."
„Es ist die Wahrheit", beteuerte Namjoon vorsichtig.
„Nein! Du lügst mich an! Das ist nicht wahr! DAS IST EINE VERDAMMTE LÜGE!"
„Jimin, beruhige dich! Lass es mich dir erklären!"
Doch Jimin konnte, nein, er wollte sich nicht beruhigen. Mit einem Ruck schob er seinen Stuhl zurück, sein Atem ging stoßweise, Verwirrung mischte sich mit Verzweiflung, mischte sich mit Erkenntnis.
„Ihr habt mich angelogen! All die Jahre habt ihr mich angelogen!" Panik füllte seinen Brustkorb aus, er konnte nicht atmen. „Ich habe andere Wesen getötet, sie für euch gejagt, nur weil ich dachte, dass sie für den Tod meiner Eltern verantwortlich sind! Ich habe das für euch, für sie getan!"
Das Gefühl, was jetzt seinen ganzen Körper durchströmte, war Wut. Reine, heiße Wut, die sein Gesicht rot anlaufen ließ und ihm Tränen in die Augen trieb.
„All die Jahre habe ich mein Bestes gegeben, um Seokjin zu gefallen und war doch nie genug. Ich habe diesen Mann Vater genannt!", schrie er.
„Jimin, bitte". Besorgt kam Namjoon um den Tisch herum, wollte seinen Freund in eine Umarmung ziehen, doch Jimin schlug seine Arme weg. „Bleib weg von mir! Du bist nicht besser! Ein Mistkerl bist du, ein Mörder, der mich auch zu einem gemacht hat!"
Diese Worte trafen Namjoon hart. Aber er konnte nichts erwidern. Denn Jimin hatte recht. All die Jahre hatte er sich zurück gehalten, war nie mit der Wahrheit heraus gerückt. Weil er Angst hatte. Wovor eigentlich?
Davor, dass Jimin ihm nicht glauben würde? Davor, dass er alleine sein würde? Oder davor, dass Seokjin ihn wegen des Verrats aus dem Haus schmiss? Ihn vielleicht sogar töten ließ? Egal, was es gewesen war, er hatte als bester Freund versagt. Er verdiente es, angeschrien zu werden.
„Ich fasse es nicht, dass du mir das so lange verheimlicht hast", sagte Jimin jetzt. Aus seiner heißen Wut war eine eiskalte geworden, eine, die seine Stimme kühl und distanziert werden ließ. Die ihm eine Ausdruckslosigkeit ins Gesicht schrieb, eine Emotionslosigkeit, die Namjoon mehr weh tat als alles andere.
„Ich bin fertig mit dir." Damit rannte Jimin ins Bad, schnappte sich seine noch feuchten Klamotten und wollte aus der Wohnung stürmen. Doch Namjoon war nicht bereit, ihn so schnell gehen zu lassen.
„Jimin, hör mir doch erst zu! Du weißt immer noch nicht alles", flehte er, sich an seine Tür anlehnend.
„Ich weiß genug. Lass mich vorbei", zischte sein Freund.
„Nein, das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Wo willst du um diese Uhrzeit hin? Zu Seokjin?"
Scharf sog Jimin die Luft ein. „Erwähne diesen Namen nie wieder in meiner Anwesenheit." Mit diesen Worten schubste er Namjoon von der Tür weg und riss sie auf.
Doch der Ältere war noch nicht fertig. „Jimin, wenn du jetzt gehst, lässt du Yoongi im Stich."
Jimin erstarrte. Ohne sich umzudrehen fragte er: „Was soll das heißen?"
„Er ist in Gefahr. Und ich denke, du bist der Einzige, der ihn noch retten kann." Hoffnungsvoll streckte Namjoon den Arm an Jimin vorbei aus und schloss die Tür vorsichtig. Dann griff er nach seinem Freund.
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The Truth Untold | BTS FF
Fanfiction《 „Tut mir leid, Yoongi", sagte Jimin. Und schoss. 》 Die Geschichte eines Jägers, der keiner sein will. Das Schicksal eines Elbenjungen, der plötzlich mit seiner Identität konfrontiert wird. Und die Machenschaften eines Killers, der von der Gesell...